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Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Zeit von 1985 bis 2000 wies der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten jedes beantragte Patent ab. Tatsächlich ging man sogar so weit, das Patentsystem abzuschaffen. Die legislative Reaktion darauf war außerordentlich stark. Daher führte der Kongreß im Jahre 2002 neue Patentstatuten ein, wobei die Gründe, die früher vom Gerichtshof zu einer Patentsverletzung zählten, fast vollkommen entfernt wurden. Vielleicht erweist sich der neue Patentstatus eines Tages als rechtlich nicht haltbar, aber bis zu diesem Tag, an dem das Gericht ihn wieder abschafft, ist er Gesetz.“
    „Das ist mir alles bekannt“, sagte Ellen Welles.
    Er beugte sich nach vorne und studierte die bleichen Züge. „Wissen Sie auch, daß nach den Statuten von 2002 eine Patentsverletzung ein Kriminaldelikt ist?“
    Ihre tiefliegenden Augen funkelten ihn an. „Ja. Patentverletzung gehört heute zu den Kapitalverbrechen. Es wird mit der Todesstrafe geahndet.“
    Der Anwalt erhob sich nervös von seinem Stuhl und schritt vor der Frau im Raum auf und ab. Schließlich sah er ihr wieder unverwandt ins Gesicht. „Mrs. Welles, irgend etwas fehlt hier. Ich komme nicht durch zu Ihnen. Wenn Ihre Gesellschaft den Prozeß verliert, dann wird jemand sterben müssen. Und Sie, da Sie einer Rechtsverletzung angeklagt sind, werden diese Person benennen müssen. Andernfalls verlieren Sie den Prozeß aufgrund von Mehrheitsurteilen, und das Gericht wird beliebige Personen aus dem Management zur Verantwortung ziehen. Wie zum Beispiel den Präsidenten oder den Vorsitzenden des Aufsichtsrates.“
    Mrs. Welles lächelte verzerrt. „Das weiß ich, Mr. Thomas. Und daher werde ich sowohl als Präsidenten wie auch als Aufsichtsratsvorsitzenden mich selbst einsetzen.“
    Er rollte mit den Augen. „O Gott“, murmelte er.
    „Es wird eine Geschworenenverhandlung geben“, sagte sie.
    „Der Richter könnte den Geschworenen den Fall aus den Händen nehmen und selbst einen Richterspruch fällen.“ Er dachte darüber nach. „Wer ist der Richter?“
    „Speyer.“
    Quentin Thomas erstarrte.
    „Sie haben sicher schon von ihm gehört?“ erkundigte sich Ellen Welles.
    „In unseren Kreisen kennt man ihn als ‚Speyer, die Spinne’“, antwortete der Mann leise.
    „Ich weiß. Ich ließ Nachforschungen anstellen. Wie ich hörte, ist der Mann ein latenter Psychopath.“
    „Da haben Sie richtig gehört. Er hatte bereits zwei Patentrechtsfälle unter den neuen Statuten. In beiden Fällen sprach er den Geschworenen den Fall ab. Und er verhängte in beiden die Todesstrafe. Es hilft alles nichts mehr, tut mir leid. Sie müssen sich den Wünschen Ihrer Konkurrenz fügen, Mrs. Welles. Sie haben keine andere Wahl mehr.“
    „Daran haben wir auch schon gedacht. Aber sie wollen einen Anteil von fünfzig Prozent am Verkaufspreis von Fiber K. Wir würden mit jedem Kilo Geld verlieren und wären innerhalb von drei Monaten bankrott. Keine andere Wahl mehr. Wir müssen kämpfen.“
    „Vielleicht können Sie das Patent kaufen?“
    „Haben wir ebenfalls versucht. Kull und Ordway von Universal Patents sagten, sie würden niemals zulassen, daß das Patent zu ihren Lebzeiten verkauft wird.“
    „Ich verstehe.“ Wieder dachte er nach. „Und Sie wollen sich selbst als das Opfer benennen – optieren, wie man das nennt?“
    „Ja.“
    Er zeigte sein Unbehagen unverhüllt. „Das ist nicht unbedingt nötig, Mrs. Welles. Sie haben eine Tochter … zwölf … dreizehn? Es besteht kein Grund, dieses Risiko persönlich auf sich zu nehmen. Sie können einen Vertrag mit einer unheilbar kranken Person unterzeichnen – jemandem, der nur noch wenige Monate zu leben hat. Die Gesetze erlauben ein Optieren jeder Person, die dazu bereit ist.“
    „ Ich bin unheilbar krank“, sagte sie mit Grabesstimme. „Ich bin genau die richtige Person. Das ist einzig und allein meine Show.“
    Großer Gott, dachte er, sie sitzt da und unterhält sich logisch und beherrscht über das alles, und dabei muß sie sterben. „Tut mir leid“, sagte er. „Das wußte ich nicht.“
    „Lorie ist jetzt dreizehn. Ich möchte ihr gerne etwas hinterlassen, von dem sie leben kann. Ausbildungsfinanzierung. Wenn Sie den Fall übernehmen, tun Sie es für sie. Wenn Sie mich abweisen, muß ich die Angelegenheit auf pro se -Basis selbst in die Hand nehmen – und ich war in meinem ganzen Leben noch nie in einer Anwaltsschule, Mr. Thomas.“
    Sie wartete.
    Er dachte wieder nach. Da war dieser andere Patentfall, der darauf

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