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Analog 2

Analog 2

Titel: Analog 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Luft schnappte und ihn hinter seinen Sitz warf. Leider konnte ich sein verdutztes Gesicht nicht sehen.
    Dieser kleine Unfug hätte beinahe unser Leben gekostet. Durch die Wurfbewegung wurde ich in die Richtung der Rumpfwand der Raumfähre getrieben. Mein linkes Bein hatte sie bereits durchstoßen. Ich fürchtete schon, dies sei das Aus für uns. Aber es gelang mir mit Hängen und Würgen, mich in die freie Fläche der Zeit zurückzumanövrieren. Ein paar Sekunden später – so schien es mir – begannen die Dinge um mich herum wieder langsamer zu werden. Dann bemerkte ich plötzlich, daß mich Keane mit einem entgeisterten Gesichtsausdruck anstarrte. So weit, so gut. Ich war ganz der alte geblieben. Warum auch nicht? Ich war schließlich während der drei Tage nicht gealtert.
    Ich half Keane dabei, den vollkommen überflüssigen Satelliten in seine Umlaufbahn zu bringen. Wie sich herausstellte, war dies seine erste wirklich ungesetzliche Tat. Um dem Rechnung zu tragen, mußte er die Bücher der Gesellschaft frisieren. Aber was soll’s. Entweder wir würden die Gesellschaft unsterblich machen oder unsere Sterblichkeit sehr bald in Erfahrung bringen.
    Wir feierten unser Wiedersehen im Versteck der anderen Jungs. Jeder klopfte jedem auf die Schulter.
    „Eine richtige Zeitreise! Mensch!“ stammelte Tim. „Drei Tage – drei Jahre! Warum nicht?“
    „Und eine Raumreise“, ergänzte Jay.
    „Richtig, das kommt noch dazu! In anderthalb Minuten – für dich – hast du die Erde so oft umkreist wie die Fähre in drei Tagen. Dabei waren Erde, Raumschiff und du in jeweils verschiedenen Positionen, verglichen mit der Stellung vor der Projektion.“
    „Die Reise zu einem anderen Planeten ist jetzt nur noch eine Sache der Berechnung“, sagte Randy.
    „Also, nicht ganz“, erwiderte Keane. „Die mechanischen Gesetze sind bei Umlaufbahnen einfacher zu berücksichtigen als bei interplanetaren Flügen.“
    „O Mann, irgend jemand findet da schon einen Weg“, sagte Tim. „Dieser großartige Anfang darf einfach nicht ungenutzt bleiben.“
    Dieses halb ernste, halb ausgelassene Gespräch zog sich noch lange hin. Dann rückte Keane mit den Ergebnissen seiner Magnettestreihe heraus. Die anderen hörten zum erstenmal davon. Ich werde niemals Randys Gesichtsausdruck vergessen.
    „Eine Verteidigung“, flüsterte er. „Eine Verteidigung gegen deren verdammte Waffen. Es ist keine Verteidigungswaffe, seht ihr den Unterschied? Sondern ein Schild! Eine Anti-Waffe! Eine Anti-Zeitmaschine. “
    Genau. Damit würde man kontrollierte Fehlfunktionen in jeder Zeitmaschine herbeiführen können, zum Beispiel die Projektionszeit radikal verkürzen. Ein Geschoß würde sein Ziel verfehlen, oder auf ein anderes Ziel abgelenkt werden können. Natürlich, Voraussetzung war die Kenntnis von einem Angriff. Aber man würde einen Schild aufbauen können, der jeden Angriff abwehrte.
    Randy wollte sofort mit der Arbeit daran anfangen. Der Rest von uns war auch enthusiastisch, aber nicht annähernd so eifrig. Wir wollten endlich an die Öffentlichkeit und das, was wir hatten, patentieren lassen. Wir wollten uns feiern lassen, mit Zeit-Konstruktionen feilschen und Zeittechnik eine lange Nase machen. Sicher. Jeder weiß, daß dies nicht so gekommen ist. Was keiner weiß ist, daß es absolut keine Möglichkeit gab, eine Verteidigungsvorrichtung früh genug fertigzustellen. Zuvor sollte noch Jay dran glauben.
    Der zweite Tag unserer Wiederkehr in die alte Gruppe war sehr schön. Die Luft war klar und für einen Novembertag nicht zu kalt. Wir unterbrachen gerade unser Gespräch über die langwierigen und komplizierten Verfahren, unsere eigenen Interessen gegenüber der Verteidigungsindustrie wahren zu können. Dazu mußten wir unbedingt Zeit-Konstruktionen auf unsere Seite bringen. Dies würde für sie den Verlust von laufenden Regierungsaufträgen zur Folge haben, falls sich das Pentagon, was zu erwarten war, rigoros einschaltete.
    Jedes Detail von damals ist mir ungewöhnlich frisch und lebendig in Erinnerung geblieben. Ich stand auf meinen Zehenspitzen, reckte mich und gähnte, als Tim aus dem Wohnzimmer gestürzt kam.
    „He! Das Fernsehen, Jungs! Kommt! Die Zeittechniker sind drin! Wir haben verspielt!“
    Er sah aus, als wollte er sich gleich übergeben. Wir setzten uns vor die Röhre und sahen eine Art Pressekonferenz mit ein paar offiziell aussehenden Typen hinter einem langen Tisch mit Mikrophonen. Daneben standen vier oder fünf Militärs, was

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