Analog 3
Mole sagte, die Insel sei flach abgetrennt worden. Aber er sagte nicht optisch flach! Das ist ja ein einwandfreier Spiegel!“
Nun, fast , berichtigte er sich. Die Oberfläche war wie hochpolierter Marmor, aber mit einer sehr viel höheren Reflektivität. So etwas hatte er bei polierten Steinen noch nie gesehen: Sein Abbild war scharf, lediglich etwas dunkel und getönt. Das ganze war von zahlreichen Sprüngen durchzogen, genau wie bei einem Stein, der mit einer Diamantensäge durchschnitten worden war. In eines der Löcher keilte Billy einen Meißel und brach ein Stück heraus, das später analysiert werden konnte.
Nachdem er zum Boot zurückgekehrt war, informierte er Pigge über seine Entdeckung.
„Selbst ein Technik-Ignorant wie ich es bin“, sagte Pigge, „sieht auf den ersten Blick, daß dies ein wichtiger Hinweis ist. Haben Sie schon eine Ahnung, Jarneyvore?“
„Ich weiß nicht“, meinte der Hiag. „Wie kann man bloß einen Viertel Quadratkilometer festen Gesteins ohne Sprengstoffe abtrennen und dazu noch so, daß eine optisch flache Oberfläche entsteht? Selbst mit Sprengstoffen ließe sich die Sache kaum vorstellen … obwohl, ich vermute, eine fokussierte Dynoplax-Explosion könnte dies zumindest teilweise schaffen. Eine ringförmig angeordnete Ladung, die eine horizontale Erschütterungswelle auslöst … Allerdings, so einfach ist das auch nicht.“
„Mole hätte das schon herausgefunden“, sagte Pigge.
„Lurkin Mole fehlt es an Phantasie“, schaltete sich der Pilot zu ihrer Verwunderung ein. Dann gab er wieder Gas. „Wir machen uns am besten wieder auf den Rückweg; die Atemluft wird knapp.“
Während der Fahrt zurück hatte der Hiag kein Auge für die Unterwasserszenerie. Er dachte angestrengt über diese rätselhafte optisch flache Oberfläche nach. Tief in seinem Unterbewußtsein fühlte er eine leise Vermutung aufsteigen. Irgendwo, irgendwann einmal war er bereits auf ein ähnliches Phänomen gestoßen. Aber er grub nicht weiter danach, er kannte die verschlungenen Wege seines Geistes zu gut. Das Samenkorn der Vermutung würde die Geschwindigkeit seines Wachstums selbst bestimmen: Ein bewußtes Erzwingen bewirkte unweigerlich das Gegenteil.
Lurkin Mole hatte einen Bericht vom QuatCent erhalten. Wie einen Blumenstrauß überreichte er ihn Billy. „Hier ist die Antwort ihrer Anfrage über Agenzia Bahambin “, sagte er. „Man mußte verdammt lange herumschnüffeln, um das zusammenzustellen, was Sie wollten: Es handelt sich um eine nicht registrierte Firma, und im Handelsregister gibt es nur leere, weiße Akten über sie. Ich denke, das Resultat wird Sie interessieren.“
Agenzia Bahambin protzte mit nur zehn Anteilen. Vier davon besaß Cutche Combine, drei Imoth-ap-Ost und je einen Anteil hielten Turion Plence, Savannah Holdings und die Shill Corporation. Die Cutche Combine war eine Tochtergesellschaft der Jeeling Astor Corporation. An dieser wiederum war Pink Toad zu sechzig Prozent beteiligt. Imoth ap-Ost war nicht, wie man annehmen konnte, der Name eines einzelnen Barasshanti; es war eine Barasshanti-Scheinfirma. Dahinter steckte Nisp Chemicals. Nisp Chemicals wurde von Jermyn ap-Browan geleitet, einem Bruder von Jerz ap-Browan. Turion Plence war ein Strohmann, auf dessen Namen die Beteiligungen lauteten. Sein Hintermann war unbekannt. Die Miete für seine luxuriöse Unterwasservilla in der Luftblasenstadt Swoir wurde von Gelica Sarpent bezahlt, der Frau von Mykal Sarpent. Savannah Holdings bestand aus einem Netz von kleinen Gesellschaften, die allesamt zu einem Femmish Konzern gehörten, der wiederum in der Einflußsphäre der Jyrijjeer Clans stand. Die Shill Corporation war eine Spezialgesellschaft, deren einziger größerer Kunde die PJ Numismatics Inc. war. Sie wurde geleitet von Porgas Jurket.
„Oh Junge“, stöhnte Pigge. „Es sieht so aus, als hätte jemand das jährliche Generaltreffen von Agenzia Bahambin sabotiert.“
„Das ist äußerst bestürzend“, sagte Lurkin Mole. „Wir hätten über dieses Treffen informiert sein sollen.“
Pigges Augen trafen sich mit denen des Hiags. Keiner sprach aus, was er dachte. Aber beide dachten das gleiche. Es war ohnehin offensichtlich: Agenzia Bahambin scheute Publizität.
Lindilu wartete wie verabredet.
„Hallo“, grüßte der Hiag und nahm ihre Hand. Sie lächelte, ein wenig zu blasiert, dachte er. Sie holte tief Luft und rezitierte:
„Seid willkommen nun, mein Herr in Freud und Leid,
Den ich entbehrt für
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