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Analog 3

Analog 3

Titel: Analog 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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durch eine unbeholfene, kindhafte Knochenlosigkeit aus. Energiewaffen, die ausgereicht hätten, eine Stadt in Trümmer zu legen, hingen ihnen nutzlos von der Schulter.
    Sie waren, so versicherte mir Shagata, die Creme de la creme, die Elite der Königlichen Marineinfanterie.
    Mag sein, vielleicht …
    Zwei Farbtupfer zeigten sich beim Zusehen auf Shagatas Wangen. Er öffnete den Mund, dann schloß er ihn knirschend wieder. Schließlich schritt er nach vorn, das Sonnenlicht fing sich auf dem Metall seiner Epauletten, dem spiegelnden Glanz seiner Stiefel. Ein moderner Konquistador, dachte ich düster, ein japanischer Pizarro.
    Er ging zum nächsten Soldaten hin, ergriff ihn gewaltsam am Kragen, drehte ihn zu sich herum. Als er ihm ins schlaffe Gesicht schlug, zeigte sich auf seinem eigenen eine schneidende Verachtung.
    „Das hilft nichts“, sagte ich zu ihm. „Es dauert mindestens eine halbe Stunde, bis die Wirkung der Medikamente abklingt.“
    Er blickte mich voller Abscheu an. „Die Medikamente waren Ihre Idee, nicht wahr?“
    Ich erwiderte seinen feindseligen Blick, dann zuckte ich die Achseln. „Natürlich. Es gibt keinen anderen Weg durch das Tor.“
    Er ließ den Soldaten los und sah ihm zu, wie er in schlottriger Haltung weiterging, die Muskeln schlaff, ohne Koordination, das Gehirn fast ganz ausgeschaltet. Eine Schande, wenn auch nur eine zeitweilige, für die Uniform, die er trug.
    Shagata musterte seine Armee von Idioten und stand noch aufrechter. Plötzlich wurde er weiß im Gesicht – ihm war ein Einfall gekommen. „Um Himmels willen, Kirst“, sagte er. „Habe ich mich auch so aufgeführt wie … dieser da?“ Sein Gesichtsausdruck verriet deutlich seine Gedanken. Er dachte daran, wie er mit glasigen Augen hilflos gestrandet war. Er stellte sich vor, wie ich ihn beobachtete – das vielleicht in erster Linie. Ich hatte ihn in seiner Schwäche gesehen.
    Ich blickte ihn an und grinste. „Falls Sie nicht … so gewesen wären, Oberst, wären Sie nicht hier. So einfach ist das. Das ist der Preis, den man für die Benutzung des Sternentores bezahlt.“
    „Dann ist der Preis zu hoch!“
    „Ich habe Sie nicht hierher eingeladen“, erwiderte ich mit deutlichem Sarkasmus. Dann zuckte ich die Schultern. Er war seit einer Stunde auf Verde, ich seit einem Jahr. Es gab keinen Preis, der zu hoch war; er hatte unrecht, aber jetzt war nicht der richtige Augenblick für eine Diskussion.
    Er warf seinen Leuten einen weiteren Blick zu, strafend, dann blickte er mich an. „Ich möchte mit Ihnen sprechen, wenn wir unser Lager aufgeschlagen haben“, meinte er abrupt. Er ging dann zur Rückkehrtafel hinüber und betrachtete sie, „Sie benutzen das oft?“ wollte er wissen.
    Das Artefakt aus Stahllegierung reichte Shagata bis zur Brust. An der Basis war es einen Fuß dick und verjüngte sich nach oben hin etwas. Im Sonnenschein glänzte es durchscheinend wie altes Zinn. Wenn man die Oberfläche der Platte in der richtigen Reihenfolge berührte, funktionierte das Sternentor in umgekehrter Richtung – es beförderte einen im Nu dorthin zurück, von wo man gekommen war.
    „Ich habe zuweilen davon Gebrauch gemacht“, antwortete ich auf seine Frage. Ich ging zu ihm hinüber und zeigte ihm das Schema. Die Einfachheit selbst. Man lege die Hand hierhin … und hierhin … und hierhin … Man winke zum Abschied … und man hatte eine halbe Sekunde Zeit, um die Geste zu vollenden.
    „Für die Rückkehr braucht man keine Medikamente, nicht wahr?“ wollte Shagata wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. „Beim ersten Ausflug habe ich ein paar mitgebracht, aber ich habe sie nicht benötigt. Anscheinend arbeiten die Sensoren bloß in einer Richtung.“
    Er nickte, dann verschränkte er die Arme und blickte sich zu den hochaufragenden Bäumen um, betrachtete die Savannen, die sich bis zum Horizont erstreckten, den gewölbeartigen Himmel und die unzähligen Seen. Das alles ähnelte dem Paradies so sehr wie alles, was er je sehen würde, dachte ich. Ich fragte mich, ob er es auch so betrachtete.
    Er blickte noch einen Augenblick zum glühenden Himmel auf und ignorierte ihn dann. Er legte die Hände oben flach auf die Platte und zog die Augenbrauen in die Höhe.
    „Wo sind die Verdeaner?“
    „Drei bis vier Meilen von hier haben sie ein Dorf“, sagte ich. „Dort lebt auch der Sachem.“
    „Ach ja“, sagte Shagata beziehungsvoll, „der Sachem“.
    Als überaus vorsichtiger Soldat ließ Shagata das Lager so nahe beim Sternentor

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