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Analog 3

Analog 3

Titel: Analog 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Energiewolken sind.
    Natürlich waren sie für die Verdeaner nicht unsichtbar. Weil sie Lebensquanten hatten, die sich im eigentümlichen Gesichtsfeld der Verdeaner zeigten. Ihnen mußten die Symbionten wie Riesenvögel erschienen sein, die durch die Biosphäre hin und her flitzten.
    Ich nannte sie Symbionten, weil es sonst nichts gab, wie man sie hätte nennen können. Zahlenmäßig gering, war ihre Größe von beträchtlichem Unterschied. Einige waren riesig wie Schlachtschiffe, große pulsierende Massen wirbelnder Energie. Andere waren im Vergleich dazu winzig, vielleicht dreißig bis sechzig Zentimeter im Durchmesser.
    Es war nicht das erste Mal (auch nicht das zweite oder dritte), daß ich mich fragte, welche Art von Zähnen sie hatten und wie sich ihr Biß anfühlen würde.
    In den folgenden Tagen erlernte Noriko die Zeichensprache. Sie baute sich am Marktplatz eine Hütte und verbrachte ihre freie Zeit damit, mir bei der Analyse der Gesteinsproben zu helfen.
    Ich hatte nicht versucht, mein Interesse an den Symbionten zu verbergen, und mein diensthabender Leutnant nahm den Ball auf und rannte mit ihm weiter. Man hatte mir nicht gesagt, daß sie eine elektronische Zauberin war. Sie bastelte einen Energieschirm, der von der Energiequelle des Computers gespeist wurde und die Biosphäre nach Symbionten absuchte. Sie fand keine, aber sie gab es trotzdem nicht auf.
    Wie sehr sie fasziniert war, fand ich erst später heraus.
    Rund eine Woche später wurde ich von Morge ziemlich grob aufgeweckt. Als ich mich betäubt aufsetzte und mein Gehirn in funktionsfähigen Zustand zu bringen trachtete, redete er mit den Händen auf mich ein. Brüllte, wenn so etwas möglich war.
    „Sir, die Lady braucht Hilfe!“
    „Was ist schiefgegangen?“ Ich griff nach Hose und Schuhen und verlor dabei Morges Finger nicht aus den Augen.
    „Schnell, bitte! Sie kämpft mit dem Sachem!“
    „O Bruder!“
    Kämpfen war nicht der richtige Ausdruck für das, was los war. Ich hatte einmal einen Tiergarten besucht und einem Gorilla (einem fünfhundert Pfund Gorilla) zugesehen, wie er sein unfolgsames Kind über den Kopf hielt und es zur Strafe für irgendein echtes oder eingebildetes Vergehen schüttelte. Genau das spielte sich jetzt ab.
    Ich hörte zu laufen auf und blickte nach oben. Leutnant Noriko schwebte annähernd vier Meter über dem Boden, eingezwängt im festen Griff von Cirlos’ Baumstammarmen. Er wirkte zornig, aufgeregt. Beide wirkten so. Norikos Gesicht hatte eine merkwürdige Farbe, die rasch ins Braunrote überging.
    „Was ist passiert?“
    „Spielt keine Rolle – holen Sie mich erst herunter!“
    Sie glotzte mich an, dann richtete sich ihr Zorn wieder auf Cirlos. Sie versuchte ihn zu treten. Scheinbar mühelos hob sie der große Verdeaner höher und schüttelte sie noch heftiger. Ich konnte das Klappern ihrer Zähne hören.
    Ich holte sie schließlich, wild spuckend, herunter. Cirlos ignorierte uns beide, ließ sich in meditativer Stellung nieder und war weg. In jeder Hinsicht existierten wir nicht mehr für ihn.
    „Was war los?“ fragte ich.
    Sie starrte den Sachem an und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich redete bloß mit ihm, fragte ihn etwas über die Symbionten.“
    „Das habe ich mir auch gedacht“, gab ich zurück. Ich blickte sie an. Sie hatte keinen Schaden erlitten; lediglich ihre Würde war etwas ramponiert. „Die Symbionten sind ein tabuisiertes Thema.“
    „Was meinen Sie mit Tabu? Sie reden über sie.“
    Ich zuckte die Achseln. „Cirlos und ich haben uns über die Grundregeln geeinigt. Wenn eine Frage zu sehr ins Mark geht, ziehen wir uns zurück und versuchen einen anderen Weg.“
    Sie strich sich ungeduldig das Haar glatt. „Was macht die Syms tabu?“
    „Keine Ahnung.“ Ich warf ihr einen lauernden Blick zu. „Was macht gewisse Themen für uns tabu?“
    „Ich wußte nicht, daß wir welche haben. Nennen Sie eines.“
    Ich nannte eines.
     
    Eines Spätnachmittags stellte Noriko den versteinerten Koprolith nieder, den ich ihr gegeben hatte, hörte auf, dem Forschungscomputer Daten einzugeben und schenkte mir einen langen, nachdenklichen Blick.
    „Pan, wir haben immer den Sinn des Lebens in Frage gestellt …“ Sie hielt inne, dann fuhr sie zögernd fort. „Ich frage mich, was Cirlos davon hält.“
    Ich hatte über dasselbe Problem schon vor langem nachgedacht. „Sie können sicher sein, daß es für Cirlos – für alle Verdeaner – eine Bedeutung hat, die es für uns nicht

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