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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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haben buchstäblich Tausende von Erden zu unserer Verfügung. Unsere Ressourcen sind unbegrenzt, wogegen eure in der Tat sehr begrenzt sind. Das färbt unsere Sicht der Dinge unterschiedlich ein.“
    Ich nickte. Ich hatte einige Industrie-Zeitlinien der Konföderation gesehen. Sie hatten Smog-Probleme, die nicht gelöst werden konnten.
    „Ich verstehe nicht, was das mit dem Weltraum zu tun hat“, sagte ich. Ich begann nun selbst, die Auswirkungen unseres Ausflugs in die Wildnis zu spüren. Das war alles, womit ich noch die Augen offenhalten konnte.
    „Aber ist das nicht offensichtlich? Euro-Amerika ist eine einsame Zeitlinie, auf der alle Grenzen erforscht sind. Ihr seid eine reife Kultur ohne echte Horizonte. Was also macht ihr? Ihr schafft euch eure eigenen Horizonte. Wo andere sich der Parazeit als Grenze zuwenden, wart ihr gezwungen, eure Augen auf das endlose Vakuum über euch zu richten. Ihr habt Menschen zum Mond geschickt. Keine andere uns bekannte Zeitlinie hat ein ähnliches Kunststück vollbracht. Warum sollten sie? Sie haben eine Unendlichkeit an lebenden, atmenden Planeten zu erforschen.“
    Aus dieser Sicht betrachtet, ergab es Sinn. Die Entdeckung der Parazeitreise schloß automatisch jeden Gedanken an die Erkundung des Raums aus. Warum? Jede Alternativ-Erde hatte alles, was die Menschheit sich wünschen konnte.
    Wir waren auf halbem Weg zur Akademie, als die Unterhaltung zum Stillstand kam. Ich sank im Sitz zurück und stützte meinen Kopf gegen das Seitenfenster. Meine Augenlider waren auf halbmast gesackt, meine Gedanken untätig. Ich war zu erschöpft, um wenigstens nach dem Ausgang des Kampfes, dessen Zeugen wir am vorherigen Morgen gewesen waren, zu fragen.
    Als wir uns dem Hauptkomplex näherten, schaute ich flüchtig in das wachsende Dunkel und versuchte abwesend, meine eigene Unterkunft aus all den anderen herauszupicken. Ich dachte erwartungsvoll an den Komfort der Gravitationsplatten an meinem Bett.
    Plötzlich war ich hellwach. Ein Adrenalinstoß zwang meine Augen zu voller Aufmerksamkeit. Irgend etwas war nicht in Ordnung!
    Die Akademie der Zeitwacht ist mehr als ein Ort, um neues Blut für die notorisch unterbesetzte Wacht auszubilden. Sie ist auch ein Forschungszentrum für die Beschäftigung mit dem Wissensstoff auf dem Gebiet der Zeitphysik. Sie ist das geeignete Übungsgelände für erfahrene Zeitwächter, die zurückkehren; sie ist ein kulturelles Zentrum, wo junge, fähige und forschende Geister sich treffen und Ideen austauschen, wo sie neue Philosophien, Gedankengänge und Kunstrichtungen hervorbringen können.



In anderen Worten, die Akademie hat ein aktives Nachtleben.
    Als Dal Corst den Luftgleiter auf die große, auf der Spitze stehende Pyramide des Hauptgebäudes der Akademie zusteuerte, wurde mir klar, daß die Lichter des Komplexes schon lange angeschaltet sein mußten. Wir überflogen einen mehr als einen Kilometer langen Streifen mit dunklen Wohnheimen, Cafeterias, Labors, Simulatorräumen und Übungsplätzen. Im letzten Jahr hatte ich mindestens sechs von zehn Nächten in der großen Zentralbibliothek zugebracht. Ihre Fassade aus leuchtenden, farbigen Lichtern hätte ein über mehrere hundert Kilometer weithin sichtbarer Leuchtturm sein sollen. Jetzt, als wir keine zwanzig Meter über dem Dach die Bibliothek überflogen, waren die sonst funkelnden Wände leblos.
    „Wo sind die Leute alle hin?“ fragte ich. „Und warum sind die Lichter aus?“
    „Die meisten sind in die Konföderation zurückgekehrt“, antwortete Dal, als er den Gleiter vor dem Hauptgebäude landete. „Der Überfall hat den Regierenden Rat aufgerüttelt. Es wurde angeordnet, sowohl Salfa Null als auch Salfa Eins zu evakuieren.“
     
    7
     
    Der Hauptkomplex war ein Grab, verglichen mit den wenigen anderen Malen, die ich ihn betreten hatte. Archivspeicher lagen überall verstreut herum, jeder enthielt Tausende von Computer-Speicherkristallen, und die normalerweise makellos aufgeräumten Büros zeigten Anzeichen eines überstürzten Aufbruchs. Jeder, dem wir begegneten, schien in wahnsinniger Eile zu sein.
    Dal Corst schenkte dem höllischen Betrieb um ihn herum keine Beachtung, sondern führte uns geradewegs zum Grav-Schacht und hinauf in die oberste Etage. Er betrat einen Konferenzraum und schaltete das Licht an.
    „Setzt euch so hin, daß ihr einen guten Blick auf den Schirm habt.“
    Haret und ich ließen uns gerade in zwei hochlehnige Sessel fallen, als der Wand-Bildschirm am einen Ende

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