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Analog 5

Analog 5

Titel: Analog 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ein. Sie war leer. Es fanden sich zwar Spuren der Benutzer, aber keine Leichen.
    Ich hatte den Innenraum zehn Minuten lang untersucht, als sich Jana über Funk meldete und mir mitteilte, sie habe Fußspuren draußen im Staub gefunden. Ich verließ hastig die Fähre und eilte zu ihr. Sie stand in der Nähe einer großen Rille, die die Kraterwand durchbrach und sich in den tiefen Schatten verlor.
    Da waren tatsächlich Spuren von zwei Stiefelpaaren, die in die enge Kluft führten. Wir meldeten die Spuren an die anderen weiter, schalteten unsere Scheinwerfer an und folgten ihnen. Wir brauchten nur wenige Meter zu gehen, um deutlich erkennen zu können, daß einer der Überlebenden verletzt war. Ein Spurenpaar neigte dazu, mit schleifendem Tritt zu gehen, während sich bei dem anderen tiefe und flache Abdrücke abwechselten. Ich war zwar kein indianischer Fährtensucher, aber für mich sah das so aus, als hätte jemand das zweite Spurenpaar hinterlassen, der oder die alle paar Schritte einen Verletzten gestützt hatte.
    Als wir in die Rille eintraten, bewegten wir uns aus der gleißenden Helligkeit des direkten Sonnenlichts in den tiefen Schatten der engen Schlucht. Jana und ich blieben stehen, um den Polarisationsfiltern unserer Helme Zeit zu geben, sich der wechselnden Beleuchtung anzupassen. Während wir darauf warteten, daß unsere Pupillen sich an die plötzliche Dunkelheit gewöhnten, fingerten wir an unseren gezogenen Strahlern herum und starrten angestrengt in die Schwärze, die vor uns lag.
    „Was meinst du?“ fragte ich.
    „Ich meine, wir brauchen mehr Leute.“
    „Sollen wir zwei Gleiter vom Kraterrand herunterbeordern?“
    Sie drehte sich zu mir um und schüttelte wortlos den Kopf. Übersetzung: Warum sollten wir uns alle umbringen lassen? Das hat doch wohl keinen Sinn. Wir gingen weiter in die Löwengrube hinein, und jeder Schritt brachte uns unserer verwundeten, bewaffneten und wahrscheinlich gefährlichen Beute näher.
    Plötzlich blieb Jana stehen und schwenkte ihren Scheinwerfer nach rechts. Ich folgte ihr mit meinem Licht. Vor uns führten die Fußspuren in einen viereckigen Felsspalt, der fast eine Höhle war.
    „Na?“ fragte ich.
    „Ich denke, wir sehen uns die Sache an“, sagte sie mit angespannter Stimme.
    Wir näherten uns mit knirschenden Schritten der Höhle und bemühten uns dabei, uns aus einem möglichen Schußfeld herauszuhalten. Wir schalteten unsere Funkgeräte aus und legten zu einer hastigen Konferenz unsere Helme aneinander. Nach einer kurzen Auseinandersetzung war Jana damit einverstanden, nach meinem Vorschlag vorzugehen, und stellte sich an die Seitenwand des Felsspalts. Sie zählte bis drei, leuchtete mit ihrem Scheinwerfer, den sie auf höchste Energie und größte Strahlbreite geschaltet hatte, in die Höhle und bemühte sich dabei, den größten Teil ihres Körpers in der Deckung der Felsen zu halten. Im gleichen Augenblick hechtete ich vorwärts in die Höhle hinein und landete, wie ich hoffte, in bester Wildwestmanier auf dem Bauch und hob meinen Strahler.
    „Nicht schießen!“ rief ich.
    Direkt vor mir, keine zehn Fuß entfernt, befanden sich zwei Gestalten in Dalgiri-Raumanzügen. Die Menschen in ihnen aber waren keine Dalgiri. Zumindest die Person, deren Gesicht nach außen dem Licht zugewandt war, gehörte nicht zu den Pseudo-Neandertalern. Ich hatte schon Dutzende von Dalgiri gesehen, aber eine freche Stupsnase, weiche rote Lippen und ein schönes, herzförmiges Gesicht, das von tief schwarzem Haar umgeben war, hatte keiner von ihnen gehabt.
     
3
     
    Vielleicht zehn Sekunden lang lag ich in dem Staub der Höhle, und das Herz klopfte mir in den Ohren. Die Frau starrte mich mit Augen an, die sich gegen das grelle Licht zu Schlitzen verengt hatten, während ihre Unterlippe verängstigt zitterte. Die zweite Gestalt hielt sie schützend in ihren Armen. Ich riß meinen Blick von ihrem schönen Gesicht los und suchte nach Waffen. Soweit ich das beurteilen konnte, war sie unbewaffnet.
    Ich wies Jana an, mich zu decken, erhob mich auf Hände und Knie, stand dann ganz auf und steckte dabei meinen Strahler ein. Die Augen der Frau folgten meinen Bewegungen. Ihr Mund öffnete sich, und sie sprach mich lautlos an. Ich schaltete das Funkgerät mit dem Kinn auf die allgemein gebräuchlichen Kanäle.
    „… ‚tun Sie uns nichts. Bitte tun Sie uns nichts.“ So klang es immer wieder aus meinem Kopfhörer. Die Stimme war ein angenehmer Sopran, wurde aber durch die Panik, die sie

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