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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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seines A n trittsbesuchs bei Rosies Mutter hatte Fat C h arlie in einen der Wachsäpfel gebissen. Er war extrem nervös gewesen, nervös genug, um einen Apfel in die Hand zu nehmen, einen extrem r ealistischen Apfel, m u ss man zu seiner Entschu l digung sagen, und h i neinzubeißen. Rosie hatte ihm v e rzweifelt Zeichen gegeben . Fat Charlie spuckte sich den Wachsbrocken in die Hand und erwog, so zu tun, als m öge er Wachsobst schrecklich gern, oder als habe er die ganze Zeit gewusst, wor u m es sich handele, und nur lustig sein wollen; Rosies Mutter jedoch hob nur d i e Augenbrauen, nahm ihm die Überreste des Apfels aus der Hand, und m it einem knappen Hinweis darauf, wie viel echtes Wachsobst heutzutage koste, wenn man es denn überhaupt noch finde, warf sie das ruinierte Stück in den Mülleimer. Fat Charlie saß den Rest des Nach m ittags auf dem Sofa und hatte einen Geschmack wie Kerzenwachs im Mund, während Rosies Mutter ihn streng im Auge behielt, um sicherzugeh e n, dass er keine weiteren Versuche unternah m , ihr kostbares Wachsobst aufzuessen oder etwa das Bein eines Ch i ppendale-Stuhls anzuknabbern.
    Große Farbfotos in Silberr a hmen standen auf einer der Anrichten in der Wohnung von Rosies Mutier: Fotos von Rosie als kleines Mädchen sowie von Rosies Mutter und Vater, und Fat Charlie hatte sie eingehend betrachtet, u m Anhaltspunkte zur Erklärung d e s Rätsels zu finden, das Rosie für ihn darstellte. Ihr Vater, gestorben, als Rosie fünfzehn war, war ein gew i chtiger Mann gewesen. Als Koch hatte er angefangen, war Küchenchef geworden, dann Gastrono m . Er war stets p e rfekt gekleidet, so als sei er vor jeder Aufnahme von der Kostü m abteilung e x tra ausstaffiert worden, m a ssig und l ächelnd, den Arm immer angewinkelt, da m it Rosies M u tter sich einhaken konn t e.
    »Er war ein unglaub l icher Ko c h«, sagte Rosie. Auf den Fotos sah Rosies Mutter üpp i g und fröhlich aus. Jetzt, zwölf Jahre später, ähnelte sie einer magersüchtigen Eartha Kitt, und Fat Charlie hatte sie noch kein einziges Mal lächeln sehen.
    »Kocht deine Mutter sich je e t was zu es s e n?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab sie noch nie kochen sehen.«
    »Was isst sie denn? Ich me in, sie kann doch nicht von Kräckern und Wasser leben.«
    Rosie sag t e: »Ich glaube, sie lässt sich Sachen liefe r n .« Fat Charl i e hielt es für durchaus m öglich, wenn nicht wahrscheinlich, dass Rosies Mutter nachts in Fledermausgestalt ausflog, um das Blut von schlafenden Unschuldigen zu saugen. Einmal hatte er R o sie diese These vorgetrage n , aber sie war nicht ims t ande gewesen, den Hu m o r zu würdigen, der darin steckte.
    Rosies Mu tter hatte zu Rosie gesagt, sie sei sich sicher, dass Fat Charlie sie nur um des Geldes willen heirate.
    »Welches Geld?«, f r agte Rosie.
    Rosies Mu tter deutete mit einer allgemeinen Geste auf die Wohnung, inklusive des W achsobstes, der Antiquitäten m öbel sowie der Gemälde an den Wänden, und schürzte die Lippen.
    »Aber das gehört doch alles dir«, sagte Rosie, die von dem Gehalt lebte, das sie für i h re Tätigkeit bei einer Londoner Wohltätigkei t sorganisat i on erhielt – und dieses Gehalt war nicht üpp i g be me ssen, weshalb Rosie ergänzend auf das ihr vom Vater testame n tarisch h i nterlassene Geld zurückgegriffen hat t e. Das h a tte für eine kleine Wohnung, die sich Rosie mit einer beachtlichen Reihe au f e inander folgender Australierinnen u n d Neuseeländerinnen teilte, und einen gebrauchten VW-Golf gereicht.
    »Ich werd nicht ewig leb e n«, sagte ihre Mutter naserü m p fend, in einem Ton, der durchklingen ließ, dass sie die feste Absicht habe, eben dies zu tun und dabei immer dünner und h ä rter – steinartiger zu werden, immer weniger zu essen, bis sie in der Lage sei, nur noch von Luft, Wachsobst und Bosheit zu leben.
    Rosie, die Fat Charlie von Heathrow nach Hause fuhr, beschloss, dass es Zeit für einen Themenwechsel sei. Sie sagte: »Ich habe kein Wass e r in der Wohnung. Überall im Haus ist das Was s er abgestellt.«
    »Wie kom m t das denn?«
    »Mrs. Klinger aus dem Erdg e schoss meint, es sei irgendwo etwas undicht.«
    »Wahrscheinlich Mrs. Klinger selbst.«
    »Charlie. Ich hab also überlegt, könnte ich heute Abend bei dir ein Bad ne h m en?«
    »Soll ich dir den Rücken einseifen?«
    »Charlie.«
    »Klar. Kein Thema.«
    Rosie starrte auf d a s Heck des Autos vor i hnen, dann nahm sie die Hand vom Schalthebel und drückte Fat Charlies sehr viel

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