Anansi Boys
nach Hause ka m st?«
»Oh, er konnte sich kaum einkriegen vor Lachen. Hat erst laut gejoh l t, dann gekichert u n d gegluckst. Am Ende hat er gesagt, dass ma n heutzutage diese S ache mit dem P r äside n tentag vielleicht doch nic h t mehr machen würde. Wir könnten aber doch jetzt mal zum Strand gehen und nach Meerjungfrauen Ausschau halten.«
»Nach … Meerjungfrau e n Ausschau halten?«
»Wir sind zum Strand geg a ngen und dar a n entlanggelaufen, und er war so peinlich, wie ein Mensch auf dieser Erde nur sein kann – er hat angef a ngen zu singen und dann hat er so eine Art schlurfenden Sandtanz auf dem Strand hingelegt, und dabei hat er andau e rnd irgendwelche Leute angesprochen – Leute, die er g a r nicht kannte, die er noch nie gesehen hatte, und ich hab es so gehasst, aber er hat m ir erzählt, dass es dra u ßen i m Atlantik Meerjungfrauen gebe, und wenn ich schnell genug und scharf genug hingucken würde, dann könnte ich eine sehen.«
»Das hat er gesagt. ›Hast du sie gesehen? Es war ‘ne große Ro t h aarige, m it einem grünen Schwanz.‹ Und ich hab geguckt und g e guckt, aber natürlich hab ich nie eine gesehen.«
Er schüttelte den Kopf. Dann nahm er eine Handvo l l ge m ischter Nüsse aus der Sch a le auf dem Tisch, begann sie sich in den Mund zu werfen und kaute darauf heru m , als sei jede einzelne Nuss eine zwanzig Jahre alte Demütigung, die einfach nicht auszumerzen war.
»Na ja«, sagte Rosie heiter. »Ich finde, das klingt reizend, er scheint ja wirklich ein Origin a l zu sein! Er m u ss unbedingt zur Hochzeit kommen. Er würde der Mit t elpunkt der Party sein.«
Und genau das, erklärte F a t Charlie, n achdem er sich kurzzeitig an einer Paranuss verschluckt hatte, sei doch wohl das Letzte, was man sich für seine Hochze i t wünschen würde, nicht wahr, dass der eigene Vater aufkreuze und im Mittelpunkt der Party stehe? Er sagte, sein Vater sei zweifellos nach wie vor die peinlichste Person auf Gottes grünem Erdball. Er fügte h i nzu, er sei he i lfroh darüber, den alten Bock zuletzt mehrere J a hre nicht gesehen zu haben, und es sei wirklich das Reste g e wesen, was seine Mutter je getan habe, seinen Vater zu verlassen und nach England zu kommen, um bei ihrer Tante Alanna zu wohnen. Er untermauerte dies noch, indem er k a tegorisch feststellte, dass er verflucht, ja doppelt verflucht und wo m öglich gar dreifach verflucht sein wolle, falls er sich je dazu entschiede, seinen Vater einzuladen. Und überhaupt, sagte Fat C h arlie abschließend, sei es doch das Beste am Heiraten, da s s man seinen Va t e r nicht z u r Hochzeit einladen müsse.
Und dann sah Fat Charlie Ros i es Gesichtsausdruck und das kalte Schimmern in ihr e n nor ma lerweise stets freundlichen Augen, und er korrigier t e sich stellenden Fußes, erklärte, er meine se l b stverstän d lich das Zweitbeste, a b er es war schon zu spät.
»Du wirst dich einfach an die Vorstellung gewöhnen müssen«, sagte Rosie. »Schlie ß lich bieten Hochze i ten eine großart i g e Gelegenheit, Brücken zu bauen und Gräben zuzuschütten. Du bekommst die Möglichkeit zu zeigen, dass du ihm nicht mehr böse bist.«
»Ich bi n i h m aber noch böse«, sagte Fat Charlie. »Sehr sogar.«
»Hast du irgendeine Adresse von i h m ? «, fragte Rosie.
»Oder eine Telefonnummer? Wahrscheinlich soll t est du ihn anrufen. Ein Br ie f ist do c h ein bisschen unpersön l ich, wenn der einzige Sohn heiratet … du bist doch sein einziger Sohn, oder? Hat er E-Mail?«
»Ja. Ich bin sein einziger Sohn. Ich hab keine Ahnung, ob er E-Mail hat oder nich t . Wahrscheinlich eher nicht«,
sagte Fat Charlie. S o ein Brief war eine gute Sache, dachte er. Er konnte zum Beispiel ohne Weiteres in der Post verloren gehen.
»Na, du m u sst doch eine A d resse oder Telefonnummer von ihm haben.«
»Nein«, sagte Fat Charlie, u nd zwar ganz aufrichtig.
Vielleicht war sein Vater u m gezogen. Er konn t e Florida verlassen haben und irgendwo hingegangen sein, wo es keine Telefone gab. Oder Adressen.
»Okay«, sagte Rosie scharf, »wer hat sie denn dann?«
»Mrs. Higgler«, s a gte Fat Charlie, und sein W iderstandsgeist erlosch vollständ i g.
Rosie läc h elte lie b e nswürdig. »Lud wer«, fragte sie, »ist Mrs. Higgler?«
»Freundin der Fa m ilie«, sagte Fat Charlie. »Sie hat bei uns nebenan gewohnt, a l s ich ein Kind war.«
Er hatte zuletzt vor einigen Jahren m it Mrs. Higgler gesprochen, als seine Mutter im Sterben lag. Auf Wunsch
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