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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Abend fragen sollen, aber irgendwie bin ich einfach nicht dazu geko m men.«
    »Ich glaube nicht, dass er eine Telefonnummer hat«, sagte Fat Charlie. »Und find e n kann ma n ihn am besten, wenn m a n nach F l orida kom m t und dort den H ighway A1A nim m t – das ist die Küstenstraße, die sich fast über den ganzen Ostteil des Staates zieht. Nac h m ittags finden Sie ihn v i elleicht irgendwo beim Angeln. Abends sitzt er dann in der Bar.«
    »So ein charmanter Mann«, sagte sie weh m ütig. »Was macht er?«
    »Hab ich doch gerade erzählt. Er sagt, das sei das bibl i sche Wunder von den Booten und den F i schen.«
    Sie starrte ihn vers tä ndnislos an, und er kam sich bescheuert vor. Wenn sein Vater es sagte, l achten i mmer al l e.
    »Ähm. Wie in der Bibel, die Speisung der Fünf ta usend. Die wundersame Vermehrung des Brots und der F i sche. Er meinte, er sitze den ganzen T a g im Boot und fische, und es sei ein Wunder, wie er zu s e inem Brot komme. Es war so eine Art Witz.«
    Ei n verhangene r Bli c k . »Ja , e r ha t d i e komischste n Wit z e erzählt.« Dann schnalzte sie m it der Zunge und war ab sofort wieder ganz Funktionsträgerin. »Also gut, Sie müssten dann um halb sechs wieder hier sein.«
    »Warum?«
    »Um Ihre Mutter abzuholen. Und ihre Sachen. Hat Dr. Johnson Ihnen nicht m itgeteilt, dass wir sie entlassen?«
    »Sie schicken sie nach Hause?«
    »Ja, Mr. Nancy.«
    »Aber was ist m it d e m, mit dem K r ebs?«
    »Scheint ein falscher A l a r m gewesen zu s e in.«
    Falscher Ala r m? F a t C h arlie begriff gar nichts mehr, hetzte Woche war noch die Rede davon gewesen, dass m a n sei n e Mutte r i n ei n Hospi z überweise n s o llte . De r Arz t h a t t e Wendungen benutzt wie »eher Wochen als Monate« und »es ihr so angenehm wie möglich m a chen, während wir dein Unvermeidlichen entgegensehen«.
    Trotzdem war Fat Charlie um halb sechs wieder da und holte seine Mutter ab, die sich wenig darüber zu wundern schien, dass sie plötzlich nic h t me hr im Sterben lag. Auf dem Heimweg erzählte sie F a t Charlie, dass sie i h re Ersparnisse dazu verwenden w o lle, die We l t zu berei s en.
    »Die Ärzte hatten mir noch dr e i Monate gegeben«, sagte sie. »Und ich weiß no c h, ich d achte, falls ich je aus diesem Krankenhausbett rauskom m e , d a nn will ich Paris und Rom und all di e se Orte sehen. Ich fahre noch mal nach Barbados und nach Saint Andrews. Viell e icht auch nach Afrika. Und nach Chi n a. Ich mag das chinesische Es s e n.«
    F a t C h arli e w u sst e ni c h t re c h t , wa s h i e r v orging , a b e r was i mme r e s sei n m o ch t e , e r mac h t e sei n e n Vat e r dafü r verantwortlich . E r begleitet e sei ne Mutte r un d eine n beachtlichen Koffe r zu m Flughafe n Heathro w un d winkt e ih r zu m Abschied , al s si e durc h di e Sch r ank e z u de n Internationalen Flugsteige n ging . Si e strahlt e über s ganz e Gesicht , drückte ihre n Re is e p as s un d di e T i c k e t s a n s i c h u n d sa h s o j u n g au s , w i e e r s i e s e i t v i e l e n J a h r e n ni c h t meh r er l eb t h a t t e.
    Sie schickte ihm Ansichtskar t en aus Paris, aus Rom, a u s Athen, aus Lagos und aus Kapstadt. Ihre Karte aus Nanking i n for m ierte ihn darüber, dass ihr das, was man in China als chinesisches Essen anbiete, ganz und gar nicht zusage und sie es kaum erwarten könne, nach London zurückzukehren und ma l wieder richtig chinesisch zu essen.
    Sie starb im Schlaf in einem Hotel in Willia m stown, auf der karibischen Ins e l Saint Andrews.
    Bei der Beerdigung in einem Südlondoner Krematorium rechnete Fat Charlie sekündlich m it dem Auftauchen seines Vaters: Vielleicht würde der Alte wie d er an der Spitze einer Jazz k apelle auftreten, od e r er würde mit einer Clownstruppe im Gefolge oder, warum nicht, m it einem halben Dutzend Zigarre paffenden S c him p ansen auf Dreirädern durch den Gang ziehen; sogar noch während des Gottesdienstes blickte Fat Charlie immer wieder über die Schulter zur Tür der Kapelle. Aber F a t Charlies Vater war nicht da, nur Freundinnen und entfern t e Verwandte seiner Mutter, überwiegend stattli c he Frauen m it schwarzen Hüten, die unentwegt in ihre Taschentücher schnaubten, sich die Augen betupften und d i e Köpfe schüttelten.
    Während der zum Abschluss gesungenen Hy m n e, nachdem der Knopf gedrückt worden war und Fat Charlies Mutter auf dem Förderband ihrer letzten Bestim m u ng zugeführt wurde, geschah es dann, dass Fat Charl i

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