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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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andere Leute mit deinen Gefühlen infizieren. Wenn jemand an einem T a g, an dem Spider richtig froh war, neben ihm stand, d a nn wurde auch seine Welt ein bisschen heller. Wenn Spider ein Lied summte, fingen die Leute in seiner Umgebung ebenfalls zu summen an, und sogar rich t ig, als wär’s eine Melodie aus einem bekannten Musical. Wenn er allerdings g ä hnte, gähnten natür l ich auch hundert andere Leute, und wenn er niedergeschlagen war, verbreitete es sich wie ein feuchter Flussnebel, und die Welt wurde noch düsterer für j e den, der dort h i neingeriet.
    Es hatte nichts da m i t zu tun, dass er etwas tat; es lag an de m , wa s e r war.
    Das Einz i g e, was seine Fröhlichkeit derzeit beein t rächtigte, war sein Entschluss, R o sie die Wahrheit zu sagen.
    Spider war nicht gut darin, die Wahrheit zu sagen. Wahrheit war für ihn etwas grundsätzlich For m bares, mehr oder weniger eine Frage des Standpunk t s, und Sp i d er war in der Lage, einige höchst e i ndrucksvo l le Standpunkte einzuneh m en, wenn sich die Notwendigkeit ergab.
    Die Hoch s tapelei an sich war nicht das Problem. Es gefiel ih m , ein Hochstapler zu sein. Er konnte es sehr gut. Es passte zu seinen Plänen, die recht einfach strukturiert waren und s i ch bis da t o etwa folgendermaßen zusammenfassen ließen: (a) irgendwo hingeh e n; (b) sich a m üsieren; und (c) wieder weggehen, bevor es langweilig wird. Und inzwischen, das war ihm im tiefsten Innern klar, wurde es definitiv Zeit, wieder wegzugehen. Die Welt stand i h m offen, lag vor ihm wie ein zum Verze h r bestim m t er Hummer. Die Serviette war um seinen H a ls gebund e n, er hatte einen Topf mit zersc h molzener Butter und allerlei grotesk aussehendes, aber effektives Besteck z u m H u mme r zerlegen griffbereit.
    Und doch …
    Und doch wollte er n icht weg.
    Spider hatte Zweifel, er m a chte sich Gedanken. Und das war beunruhigend. Gedanken waren etwas, das Spider für lästig, wenn nicht überflüss i g erachtete. Ein Leben ohne Nachdenken, das w a r’s doch – Instinkt, Spontaneität und ein geradezu unverschä m tes G l ück hatten ihm bislang tadellose Dienste geleistet. A b er irgendwann bringen einen selbst Wunder nicht me hr richtig weiter. Spider ging die Straße entlang, und die Leute lächelten ihm zu.
    Er hatte mit Rosie v e rabredet, dass er sie in ihrer Wohnung abholen würde, daher w a r er angenehm überrascht, als er sah, dass sie am Ende der Straße stand und schon auf ihn wartete. Etwas flog ihn an, aber ein richtiges Schuldgefühl war es nicht, al s o winkte er.
    »Rosie? Hallo!«
    Sie ging über den Bürgerste i g auf ihn zu, und er b e gann zu grinsen. Sie würden die Sache schon noch klären. Alles würde sich regeln. Alles w ü rde gut werden. »Du siehst großart i g aus«, sagte er. »W e nn nicht größerartig. Worauf hast du Appetit?«
    Rosie z u ckte läc h elnd die Ach s eln.
    Sie kamen an einem griechischen Restau r ant vorbei. »Ist Griechisch okay?« Sie nickte. Sie ging e n ein paar Stufen hinunter und traten ein. Es war dunkel und leer, hatte gerade erst geöffnet, und der Inh a ber geleitete sie zu einer Nische, vielleicht war’s auch nur eine Ecke, im hinteren Teil.
    Sie saßen einander gegenüber, der Tisch war grad groß genug für zwei. Spider sagte: »Es gibt etwas, worüber ich mit dir sprechen muss.« Sie sagte nichts. »Es ist nichts Schlimmes«, fuhr er fort. »Na ja, schön ist es auch nicht. Aber. Tja. Es ist etwas, das du wissen solltest.«
    Der Inhaber erkund i gte sich, ob sie etwas zu bestellen wünschten. »Kaffee«, sagte Spider, und Rosie nickte zustimmend. »Zweimal Kaffee«, sagte Spider. »Aber lassen Sie sich Zeit, sagen wir fünf Minuten. Wir wollen ein bisschen ungestört sein . «
    Der Inhaber zog sich zurück.
    Rosie sah Spider fragend an.
    Er holte t i ef Luft. »Okay. Al s o . Lass mich das einfach sagen, weil, es ist nicht leich t , und ich weiß nicht, ob ich … na gut. Also. Hör zu, ich bin ni c h t Fat Charlie. Ich weiß, du glaubst es, aber ich bin es nicht. Ich b i n sein Bruder, Spider. Du denkst, dass ich er bin, weil wir uns sozus a gen ein bisschen ähnlich sehen.« Sie sagte n ichts.
    »Na ja, eigentlich sehe ich i h m nicht sehr ähnlich. Aber.
    Weißt du, das ist alles nicht so einfach für m ich. O- o h -kay. Äh. Ich muss im me rzu an dich denken. Also, ich mein, ich weiß, du bist m it meinem Bruder verlobt, aber ich m ö chte dich sozusagen fragen, also, ob du ihm nicht eventuell den
    Laufpass

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