Anansi Boys
fühlt e sic h unbeh a glich . E r wa r m ittlerweile meh r ode r wenige r z u de r Übe r zeugun g gelangt , das s e s sich be i d em , wa s i n Mrs . Du n w iddy s Wohnzim m e r ge s c h e h e n wa r – wa s e r glaubte , d a s s p a ss i e r t s e i – , u m e i n e A r t H a lluzinatio n handelte , eine n hyper d ynamische n Traum , au f einer gewis s e n E b e n e du r c h au s wa h r , abe r d o c h n i ch t wirkl i ch r ea l . Nich t etwas , da s tatsächli c h geschehe n w a r , sondern etwas , da s sy m bolisc h fü r ein e höher e Wahrhei t stand . Er konnt e woh l schwerlic h a n ein e n reale n Or t gegange n sein, eine n reale n Hande l abg e schlosse n h a b e n , od e r?
Schließlich war das all e s nur eine Metapher.
Er fragte sich nicht, woher er die Gewissheit hatte, dass bald alles besser werden wür d e. Es gab die Wirkl i chkeit, und dann gab es die Wirklichkeit, und m a nche Dinge waren wirklicher als andere.
Immer mehr Geschwindigkeit aufnehme n d , fuhr der Zug ihn ratternd nach London.
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SPIDE R WAR , vo m griechische n Rest a u r a n t ko mm end , fast wiede r z u Haus e angelangt , di e Servie t t e no c h i m me r geg e n di e W a ng e gedrü c kt , al s ih n je m a n d a n d e r Schu l te r b e rührte.
»Charles?«, sagte Rosie.
Spider fuhr zusammen, oder zuckte jedenfalls und machte ein erschrockenes Geräusch.
»Charles? Alles in Ordnung? Was ist mit deiner Wange passiert?«
Er starrte sie an. »Bist du du?«, fragte er.
»Was?«
»Bist du Rosie?«
»Was ist denn das für eine Frage? Natürlich bin ich Rosie. Was hast du m it deiner Wange angestellt?«
Er drückte die Serviette nachhaltig gegen die Wange.
»Hab m i ch geschnit t en«, sagte er.
»Lass m i ch ma l sehen.« Sie zog seine Hand von der Wange. Die weiße Serviette w a r in der Mitte k a rmesinrot verfärbt, als habe er hine i ngeblutet, aber die Wange war glatt und unversehrt. »Da ist nichts.«
»Oh.«
»Charles? Alles in Ordnung m i t dir?«
»Ja«, sagte er. »Aber viellei c ht auch nicht. Ich glaube, wir sollt e n schnell zu m ir gehen. Dort bin ich sicherer, denke ich.«
»Wir wollten doch gemeinsam zu Mittag essen.« In Rosies Tonfall klang die Befürchtung durch, sie werde das, was hier vorg i ng, nicht verst e hen, bevor nicht irg e ndwelche Fernsehleute m i t ihrer v e rsteckten Kamera hinter der nächsten Ecke hervorgesprungen kä m e n.
»Ja«, sagte Spider. »Ich weiß. Aber ich glaube, dass jemand gerade versucht hat m i ch umzubr i ngen. Und sie hat dabei so getan, als sei sie du.«
»Niemand will dich u m bringen«, sagte sie, aber es klang eher beschwichtigend als überzeugt.
»Auch wenn keiner versucht m i ch u m zubringen, können wir bitte das Mittagessen aus f allen lassen und zu m ir gehen? Ich hab etwas zu essen zu Hause.«
»Natürlich.«
Rosie folgte i h m die Straße hinunter und fragte sich, wann Fat Charlie eigentlich so abgenommen h a tte. Er sah gut aus, f a nd sie. Richtig gut sah er aus. Sie bogen schweigend in d i e Straße Maxwell Gardens.
Er sagte: »Guck dir das an.«
»Was?«
Er zeigte es ihr. Der frische Blutfleck war aus der Serviette verschwunden. Sie war wieder vollkommen weiß.
»Ist das ein Zaubertrick?«
»Wenn, dann wäre er jedenf a lls nicht von m ir«, sagte er.
»Ausnahmsweise.« Er warf die Serviette in einen Abfalle i mer. I m gleichen Augenbli c k hielt vor Fat Charlies Haus ein Taxi, dem zerknittert und blinzelnd, in der Hand eine weiße Plastiktüte, Fat Charlie entstieg.
Rosie sah Fat Charl i e an. Sie s a h Spider an. Sie s a h zurück zu F a t Charlie, der in d i e Tüte griff und eine gewaltige Pralinenschachtel hervorholte.
»Die sind für dich«, sagte er.
Rosie nahm die Pralinen und sagte: »Danke.« Da waren zwei Männer, die vollkom m e n verschieden aussahen und klangen, und trotzdem konnte sie nicht entscheiden, welcher von beiden ihr Verlobter war. »Ich werde gerade verrückt, nicht wahr?«, sagte s i e m it zitternder Stimme. Es war le i c hter, je t z t wo sie w u sste, was ihr Problem war.
Der dünnere der beiden Fat Charlies, der m it dem Ohrring, legte ihr die Hand auf d i e Schulter. »Du m u sst jetzt nach Hause gehen«, sagte e r . »Dann m u sst du ein Nickerchen machen. We n n du wieder aufwachst, wirst du alles vergessen haben.«
Tja, dachte sie, das erleichtert das Leben. Mit einem Plan geht alles besser. Sie marschierte m it federnden Schritten, die Pralinenschachtel i m Ar m , z u ihre
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