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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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lassen. Man sollte ihm erlauben, dieses Büro zu verlassen.
    »Wollen Sie sagen, dass Anton Andrejewitsch es war, der Rita umbringen ließ?«, fragte er mit tonloser Stimme. »Ich kann das nicht glauben.«
    »Hören Sie auf, Pawel. Sie wissen längst, dass alles so ist, wie ich es sage. Stecken Sie Ihren Kopf nicht in den Sand. Wir könnten eine Abmachung miteinander treffen.«
    »Eine Abmachung? Worüber?«
    »Sie erzählen mir alles, was Sie über Minajew wissen. Sie machen eine detaillierte, wahrheitsgetreue Aussage, auf deren Grundlage wir uns diesen Mann vorknöpfen können.«
    »Und was bieten Sie mir dafür an?«
    »Ich werde dafür sorgen, dass Sie sich nicht für die Morde verantworten müssen, die Sie ganz persönlich begangen haben.«
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte er kalt. »In der Geschichte, die Sie mir eben mit so viel Begeisterung erzählt haben, hat niemand von meinen Leuten einen Mord mit eigenen Händen begangen. Weder jemand von ihnen noch ich selbst. Sie widersprechen sich.«
    »Pawel. . .«
    Sie richtete sich auf dem Stuhl auf und sah ihn mitfühlend an. Ihr Blick verwirrte ihn.
    »Pawel, warum tust du das?«, fragte sie mit leiser, trauriger Stimme. »Du weißt doch, dass diese Menschen im Grunde unschuldig sind. Man hat Larkin auf sie angesetzt, nicht wahr? Larkin, den Stärksten in der Gruppe, der vor nichts zurückschreckt. An seinen Händen klebt das meiste Blut, und deshalb hat Minajew ihn ausgesucht. Larkin ist leichter als die anderen an der Kandare zu halten. Ich hätte verstanden, wenn du ihn umgebracht hättest. Aber warum bringst du die um, die im Grunde völlig unschuldig sind?«
    Ihm war, als hätte sie in diesem Moment seine Gedanken gelesen, als hätte sie gehört, was er dachte. Und sie war bereit, ihn laufen zu lassen, wenn er ihr alles erzählen würde. Sollte er das vielleicht wirklich tun?
    »Kann ich davon ausgehen, dass wir uns geeinigt haben?«, fragte er mit zusammengepressten Zähnen.
    »Ja.«
    »Versprechen Sie es mir?«
    »Ja.«
    »Wenn ich Ihnen alles erzähle, werden Sie mich dann gehen lassen?«
    »Ja. Ich hoffe, wir haben einander richtig verstanden.«
    »Das hoffe ich auch. Was möchten Sie von mir hören?«
    »Ich möchte wissen, warum Sie das tun.«
    Warum er das tat? Als hätte man das mit ein paar Worten sagen können . . . Er hatte viele Jahre für Bulatnikow gearbeitet, aber er hatte nie das Unglück derer gesehen, deren Angehörige in seinem Auftrag ermordet wurden. Er war ein Roboter gewesen, ein Automat, eine seelenlose Maschine. Er gehorchte einfach, wie es seine Gewohnheit war, froh darüber, dass er keine eigenen Entscheidungen treffen musste.
    Und plötzlich, in Uralsk, wohin ihn der Zufall verschlagen hatte, hatte er im Hotelzimmer den Fernseher angestellt und die Augen der Mütter und Väter gesehen, denen Bulatnikow die Kinder genommen hatte. In diesen Augen brannte ein so unstillbarer Schmerz, ein so schreckliches Leiden, dass seine Entscheidung im selben Augenblick gefallen war. Er musste die umbringen, deren Tod diesen unersättlichen Durst nach Rache stillen würde. Dabei war es völlig unwichtig, dass die Mörder in Wirklichkeit unschuldig waren. Es hatte keine Bedeutung, dass die Schuldigen die waren, die diese unmenschlichen Verbrechen in Auftrag gegeben und organisiert hatten, nämlich Bulatnikow, Larkin und er selbst, Pawel Sauljak. Bedeutung hatte nur eines: Die Eltern, in deren Augen er diesen unbeschreiblichen, unmenschlichen Schmerz gesehen hatte, mussten erfahren, dass die Mörder ihrer Kinder bestraft worden waren. Das würde ihnen vielleicht ein wenig Erleichterung verschaffen.
    Und so begann er, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Alles ging glatt. Aber aus irgendeinem Grund wurde Pawel nicht leichter ums Herz. Schon nach dem ersten Mord hatte er die Sinnlosigkeit seines Tuns begriffen. Aber er nahm einmal getroffene Entscheidungen niemals zurück.
    * * *
    Nastja kam völlig erschöpft nach Hause. Das Treffen mit Pawel hatte sie so viel Kraft gekostet, dass sie jetzt, nachdem alles vorbei war, am liebsten geweint hätte. Sie verzichtete auf das Abendessen, das ihr Mann liebevoll zubereitet hatte, und ging gleich zu Bett. Sie zog die Decke hoch bis zum Kinn und drehte sich zur Wand. Ljoscha ließ sie in Ruhe, er saß still in der Küche und legte Patiencen. Nur einmal kam er zwischendurch ins Zimmer und bot ihr eine Tasse heißen Tee an. Aber Nastja wandte nicht einmal ihren Kopf und murmelte nur etwas Unverständliches.
    Kurz

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