Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Totenschädel aussah. Sie war eine von Mörgains Kriegerinnen gewesen.
Croy hatte noch nie zuvor eine Frau getötet â nicht einmal zur
Selbstverteidigung.
Aber er hatte seine Befehle.
Kapitel 57
Ich war nie auf diese Stellung aus, dachte
Malden. Ich habe nie darum gebeten.
Sicherlich ist das Cutbills Strafe.
Was habe ich ihm bloà getan? Ich habe für ihn gearbeitet, half ihm,
reich zu werden. Jetzt muss ich mich um die Scherereien kümmern, die er
hinterlassen hat.
Loophole war einer von Cutbills Günstlingen gewesen, einer seiner ältesten
Gefährten. In der Diebesgilde war er sehr beliebt. Sollte er hängen, würde sich
die Gilde selbst vernichten â die Diebe würden Malden für den Tod des
alten Mannes verantwortlich machen. Sie würden ihn auf sicherlich
nachdrückliche Weise aus seinem Amt entfernen.
Malden blieb gar kein anderer Ausweg, als die
Hinrichtung zu verhindern. Er bedeutete Velmont, ihm zu folgen, und eilte in
die Nacht hinaus.
Die Messingtore des
Göttinnendomes standen weit offen. Gelbes Licht ergoss sich auf die
Marmorstufen. Malden trat in den Geruch von Weihrauch und die Hitze von
Kohlenbecken. Einen Augenblick lang wurde ihm schwindelig, und die Gedanken
drehten sich in seinem Kopf wie in einem Strudel.
Pritchard Hood kniete vor dem Altar, die Hände zum
Gebet gefaltet. Dahinter stand ein einzelner Priester in grünem Gewand, die
Hände flehentlich erhoben. Ein vergoldetes Füllhorn funkelte im Licht von
hundert Kerzen.
Die Luft im Dom stand förmlich, und Malden hatte das
Gefühl, geschmolzenes Glas zu durchschreiten. Er merkte kaum, dass Velmont
hinter ihm herging.
Pritchard Hood beachtete Malden nicht. Der Priester
starrte den Dieb an, rechnete womöglich damit, dass er den heiligen Ort
entweihen könnte. So verwirrt und ängstlich Malden auch sein mochte, so dumm
war er nicht. Er vermochte nicht zu sagen, inwieweit Hood tatsächlich ein
Eiferer war, ob er den Glauben an die Göttin als Schutzschild vor sich hertrug
oder aus politischen Gründen angenommen hatte. Wie auch immer, es war
unwichtig. Falls der Dieb etwas Unüberlegtes tat â etwa Blut auf dem Altar
vergoss â, würde er tausend neue Feinde um sich scharen.
»Pritchard Hood.«
Der Stadtvogt wandte sich so langsam um, als sei er
noch immer in die Zwiesprache mit seiner Göttin vertieft.
Malden runzelte die Stirn. »Ihr habt einen
unschuldigen alten Mann gefangen genommen.«
»Ich würde Loophole kaum als unschuldig bezeichnen«,
kicherte Hood. »Er ist einer der berüchtigtsten Diebe von Skrae.«
»Er ist ein alter Mann. Er hat weder Euch noch sonst
jemandem in der Stadt je eine Kupfermünze gestohlen.« Malden verschränkte die
Arme vor der Brust, achtete aber darauf, dass seine Hand den Griff des
magischen Schwertes nicht berührte, das ihm von der Hüfte hing.
»Er ist durch ein Schlupfloch auf dem Schlosshügel
eingebrochen, hat sich durch eine SchieÃscharte in die Soldatenunterkünfte
gequetscht. Daher hat er seinen Namen. Er stahl den Männern des Burggrafen ihr
Geld.«
»Das ist zwanzig Jahre her.«
Hood lächelte und zeigte alle seine Zähne. »Die Göttin
vergisst niemals eine Sünde, die man ihrem Volk zufügt. Das wüsstest du, hättest
du jemals Religionsunterricht genossen. Jene, die ein rechtschaffenes Leben
führen, indem sie ehrliche Arbeit leisten, werden von ihr belohnt. Jene, die
Böses tun, werden von ihren Dienern bestraft. Dienern wie mir.«
Malden schüttelte den Kopf. »Die Gerechtigkeit des
Blutgottes liegt mir mehr. Sie trifft die Armen wie auch die Reichen. Im
Seelenpfuhl werden alle gerichtet und für ihre Sünden gepeinigt. Sadu braucht
keine Diener, die in seinem Auftrag Rache üben.«
Bei Maldens Worten erzitterte der Priester. »In
unserem Haus wird dieser Name niemals ausgesprochen«, beharrte er. »Du
schändest die Steine dieses Domes mit deiner Zunge.«
Malden beachtete den Priester nicht. »Lasst Loophole
gehen, Hood!«
»Soll das eine Drohung sein? Deine Worte rühren mich
nicht. Dein Dieb wird morgen bei Sonnenaufgang hängen. Und seine letzten Worte
werden dich verantwortlich machen. Das ist der Wille der Göttin, also wird es
geschehen.«
Ãbelkeit stieg in Malden hoch, aber er wusste, dass er
sich geschlagen geben musste. Er konnte Hood in diesem Dom nicht töten.
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