Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
hohler Stimme. »Mit dem Einsturz der Wolkenklinge entstand ein neuer
Pass über die Berge.«
»Und er ist fast so flach wie das Land meiner Geburt«,
bestätigte ihm Mörgain.
»Und ihr überquert diesen Pass, um in Skrae
einzufallen. Um mein Reich zu erobern.«
»Das ist unser gutes Recht. Wir sind stärker als ihr.
Wir waren immer stärker als ihr«, erklärte Mörgain, »und die Starken sollten
über die Schwachen herrschen. Ihr versteckt euch nun schon jahrhundertelang
hinter diesen Bergen, so wie ihr euch hinter den Mauern eurer Städte versteckt.
Anscheinend können selbst Berge fallen. Wo wollt ihr euch von nun an
verstecken, kleiner König?«
Ulfram packte die Wut, aber er war Staatsmann genug,
um nicht auf den offensichtlichen Spott einzugehen. Mörgain war gröÃer als er,
aber er musste nicht selbst gegen sie kämpfen. »Das ist ein heimtückischer
Ãberfall. Ein offensichtlicher Eroberungsfeldzug.«
Mörgain hob die Schultern. »Ich soll dir mitteilen,
dass wir herausgefordert wurden.« Sie griff unter den Wolfspelzumhang und zog
einen runden Gegenstand hervor, der in Teer getaucht war. Sie hielt ihn hoch,
und Croy sah, dass er an der Seite ein Gesicht hatte. Ein Menschenkopf, den man
abgehackt und auf grässliche Weise konserviert hatte.
Der Anblick reichte aus, dass sich seine Eingeweide
verkrampften. Noch schlimmer war die Tatsache, dass er das Gesicht erkannte. Es
gehörte dem heiligen Mann, der in einer alten Festung westlich des WeiÃwalles
gelebt hatte. Sein Name war Herward gewesen, und er war der sanfteste Mensch
gewesen, der dem Ritter je begegnet war.
»Der hier gelangte vor einer Woche über den neuen
Pass. Er kam in unser Herbstlager und verbreitete Lügen unter meinem Volk. Der
GroÃe Häuptling der Clans betrachtet dieses Verhalten als einen
Eroberungsversuch durch Skrae.«
»Herward? Ein Eroberer?«, rief Croy ungläubig. »Er war
ein Anhänger der Göttin! Vielleicht war er geistig nicht ganz auf der Höhe.«
Tatsächlich hatten schwarzer Met und Visionen den Einsiedler in den Wahnsinn
getrieben. Trotzdemâ⦠»Er war keine Bedrohung für euch.«
»Er verbreitete Lügen«, wiederholte Mörgain. »Er
sprach von der Göttin. Er verlangte, dass wir sie anbeten sollten. Im Osten
haben wir nur eine Gottheit â den Tod, die Mutter von uns allen. Wir
lassen uns nicht von eurer entarteten Religion bekehren.«
Der König trat vor und nahm ihr den Kopf ab. Er
betrachtete die verzerrten Gesichtszüge. »Das ist eine niederträchtige Verdrehung
der Tatsachen, und das weiÃt du genau, Mörgain. Ein verrückter Prediger ist
keine feindliche Streitmacht.«
»Ich bin aus zwei Gründen hier«, erwiderte Mörgain.
»Und die haben sich beide erledigt. Ich kam, um euch zu warnen, denn bei meinem
Volk greifen nur erbärmliche Feiglinge ohne Warnung an. Wir kommen. Ihr seid
gewarnt.«
»Und der zweite Grund?«, wollte Ulfram wissen.
»Der Beweis, dass ich mehr Mut im Herzen trage als
jeder Mann.«
Der König nickte traurig. »Das hast du bewiesen. Denn
du gäbst eine ausgezeichnete Geisel ab. Ich könnte dich auf der Stelle
ergreifen lassen und deine Clansmänner zwingen, im Gegenzug für deine
Sicherheit in ihre Steppe zurückzukehren.«
Mörgain lachte.
Croy kannte dieses Lachen. Er hatte bereits eine
tiefere, etwas lautere Abart davon kennengelernt. Mörget hatte so gelacht. Es
war ein Lachen von jemandem, der den gewaltsamen Tod als höchsten aller Scherze
betrachtet.
»Jeder Mann, der mich berührt, wird sterben.
Vielleicht wird mich ein Mann töten, möglicherweise sogar gefangen nehmen«,
sagte sie. »Aber er wird trotzdem sterben. Ich werde gerächt, selbst wenn dazu
fünfzigtausend Krieger nötig sind. Selbst wenn dazu jeder Clan des Ostens nötig
ist und man die Leichen der Männer vor diesen Mauern aufstapelt, um Belagerungstürme
zu errichten. Selbst wenn dazu die letzten Blutstropfen aus den Adern meines
Volkes nötig sind â der Mann, der mich berührt, wird sterben. Also. Wagst
du es, mich zur Geisel zu nehmen?«
Croy beobachtete die Miene des Königs und entdeckte
keinerlei Furcht darin â er lieà sich nicht einschüchtern oder zeigte
Mörgain zumindest nicht, dass ihre Drohung ihn beeindruckte. Das erfüllte Croy
mit einem
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