Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
kürzlichen Abenteuern hatte
er jeden Tag seines Lebens in Ness verbracht, und als er die Stadt zum ersten
Mal verlassen hatte, schien ihn ein gewaltiger Sturmwind zu erfassen und mitten
ins Meer zu schleudern. Er hatte sich nie so richtig an das Landleben gewöhnen
können. »In wenigen Monaten ist der Krieg gewonnen«, sagte er zu dem
Helstrower. »Du wirst reicher zurückkehren, als du gegangen bist â und dir
wird Helstrow viel besser gefallen, weil du so viel Geld mitbringst.«
»Sofern deine Barbaren meine Stadt nicht allzu sehr
verpesten, nachdem sie sie in ein Zeltlager verwandelt haben.« Velmonts Miene
zeigte die widersprüchlichsten Gefühle. »Ein Teil von mir, klar, kein besonders
groÃer, aber immerhin ein Teil, wünscht sich, ich könnte bleiben und mir alles
ansehen.«
»Du willst bleiben und für deine Heimat kämpfen?«,
fragte Malden überrascht. In der Regel waren Diebe nicht für ihre patriotische
Gesinnung bekannt.
» O nein!«, rief Velmont
mit einem Kichern. »Ich will bleiben und sehen, wie die Stadt brennt.«
Kapitel 20
In der
königlichen Privatkapelle in Helstrow kniete Croy mit gefalteten Händen vor dem
Altar der Göttin. Weder sah er die brennenden RäuchergefäÃe, die Akolythen überall um ihn herum aufgestellt
hatten, noch roch er die stinkenden Weihrauchschwaden. Er sah nicht das goldene
Füllhorn an der Wand. Er sah vor seinem geistigen Auge nur die Göttin, eine in
übernatürlichen Glanz gehüllte Frau in Grün und WeiÃ. Seine Ohren vernahmen
nichts auÃer den geflüsterten Gebeten, die ihm über die Lippen strömten, leises
Gesäusel, das nach einer Nacht ohne Wein oder gar nahrhafter Milch kaum
vernehmbar war.
Er hörte nicht das Klirren von Sir Hews Rüstung, als
der Hauptmann der Wache die Kapelle betrat, genauso wenig wie sein höfliches
Räuspern. Auch nicht den eigenen gedämpft ausgesprochenen Namen, als Hew die
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versuchte.
Seine Andacht wurde erst unterbrochen, als Hews Hand
auf seine Schulter fiel.
»Die Morgendämmerung naht, Croy«, sagte Hew nicht
unfreundlich. »Ihr habt Euch lange genug hier aufgehalten.«
Croy blinzelte und blickte auf. Er sah alles, hörte
alles. Seine Sinne waren schmerzhaft geschärft.
Vorsichtig rutschte er auf den Knien herum. Hob ein
Bein und stellte den Fuà auf den Boden. Ein Kniegelenk knackte widerstrebend.
Jeder Teil seines Körpers war steif, als er langsam aufstand.
Es hatte eine Zeit gegeben, da konnte er tagelang in
Andacht knien und aufspringen, wenn er fertig war, ohne aufzustöhnen oder
Schmerzen zu verspüren. Es hatte auch eine Zeit gegeben, da er ebenso lange
über die Göttin hatte meditieren können â ohne Cytheras Gesicht zu sehen,
wenn er seiner Gottheit in die Augen blickte.
»Ich werde alt«, sagte er mit müdem Lächeln zu Hew.
Der Hauptmann der Wache schlug ihm auf die Schulter.
»Das erleben Ritter nur selten. Ancient Blades sogar noch seltener. Betrachtet
es als Segen der Göttin, dass sie Euch so lange am Leben lieÃ.« Er schob Croy
auf die Kapellentür zu. »Beklagt Euch nicht zu sehr, Mann! Uns erwartet ein
arbeitsreicher Tag, und ich möchte Euch bei keinem Nickerchen ertappen. Wo
steckt Euer Knappe? Wie hieà er noch â Malden?«
»Er sollte hier sein und mir zu Diensten sein.
Vielleicht schläft er auf einer der Bänke«, sagte Croy und sah sich um, als
erwarte er, den Dieb zu entdecken. »Merkwürdig. Hier ist er nicht.«
Hew hob die Brauen. »Ich wusste doch, dass der Kerl
nichts taugt. Wenn er weggelaufen istâ⦠mit einer Ancient Bladeâ⦠Ich lasse die
Wache nach ihm Ausschau halten. Verflucht. Er kann nicht weit kommen.«
»Flucht oder schwört nicht an diesem Ort!«, rügte Croy
den Hauptmann.
Hew lachte, als er Croy aus der Kapelle zur
Waffenkammer im Keller des Bergfriedes führte. Sie stiegen eine lange Treppe
hinunter. Ihre Waffen und Rüstungen klirrten laut in dem engen Gemäuer. »Immer
noch derselbe alte Croy. Der Frömmste von uns allen â und der
Vertrauensseligste. Seid Ihr sicher, dass dieser Malden Euren Glauben wert
ist?«
»Er ist ein guter Mann. Ich habe wahrhaftige
Ehrenhaftigkeit in ihm gesehen, auch wenn er es abstreitet, wenn man ihn darauf
anspricht.«
Hew runzelte die Stirn. »Wenn ich ihn
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