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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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auf der Palastmauer. Falls sie über die Brustwehr sahen, ein einziges Mal nach unten blickten …
    »Sag mir Bescheid, wenn jemand kommt«, sagte die Stimme. Daraus schloss Malden, dass der Mann nicht allein war. Er sprach mit jemandem.
    »Nein, alles klar«, sagte eine zweite Stimme und bestätigte Maldens Verdacht.
    Ein Grunzen war zu hören, gefolgt von einem Geräusch, das an klirrende Kettenglieder erinnerte. Dann funkelte etwas im Mondlicht und raste mit unglaublicher Geschwindigkeit an Malden vorbei.
    Um ein Haar wäre er von der Mauer gefallen. Die Vorstellung, von dem über den Rand geworfenen Abfall getroffen zu werden, jagte ihm einen solchen Schrecken ein, dass er eine Hand löste und sich zur Seite schwang. Einen Augenblick später begriff er, was da geschah, und verfluchte sich für seine mangelnde Standhaftigkeit.
    Eine übel riechende Flüssigkeit regnete aus der Höhe herab, ein Strom, der sich ein paar Dutzend Fuß über Maldens Kopf in Nebel verwandelte. Der Wächter pinkelte über die Mauer.
    Angeekelt verzog Malden den Mund. War der Mann zu faul, einen Abort aufzusuchen? Aber er selbst konnte nichts tun, außer sich festzuhalten, abzuwarten und zu hoffen, dass sich der Wind nicht drehte. Er warf einen schnellen Blick nach unten, um sich zu vergewissern, dass der Guss Cyhera nicht traf. Aber ihr kleines Boot war nicht zu sehen. Dafür war Malden höchst beeindruckt, wie weit es in die Tiefe hinabging. Er kannte keine Höhenangst, aber es hätte eines Mannes mit größerem Mut als dem seinen bedurft, um in diesen Abgrund zu sehen und keinen Schwindel zu verspüren.
    Als der Wächter fertig war und seine Runde wieder aufgenommen hatte, spähte Malden abermals nach oben zum Mauerrand. Der befand sich jetzt ganz in der Nähe. Eine weitere rasche Kraftanstrengung, und er wäre oben. Aber seine Hände waren mitlerweile so verkrampft, dass sie gewiss zu nichts mehr zu gebrauchen waren. Er musste kurz ausruhen und das Blut zurück in die weiß verfärbten Finger massieren. Außerdem durfte man ihn keinesfalls entdecken, wenn er oben ankam. Er sah sich um. Nicht mehr als ein Dutzend Fuß entfernt gab es links von ihm ein Fenster. Sich laulos wie eine Katze auf einem Teppich bewegend, hangelte er sich in jene Richtung. Das Fenster war breiter als jene, an denen er sich bisher vorbeigehangelt hatte, aber ebenfalls mit Gitterstäben versehen. Dennoch bot es eine großartige Stelle, um sich für einen Augenblick hinzustellen. Nur ein paar Minuten, versprach er sich. Bis er wieder etwas in den Daumen spürte.
    Als er sich dem Fenster näherte, drang ihm ein Geräusch ans Ohr. Also musste er wieder innehalten und darauf warten, dass die Person hinter dem Fenster weiterging. Dies hätte der Augenblick sein können, da ihn sein Glück verließ.
    Doch da sorgte Bikker für die versprochene Ablenkung.

Kapitel 16
    Croy hasste Kriegslisten, aber manchmal war der frontale Angriff einfach nicht angebracht. Musste man zum Beispiel seinen Besitz aus einem verschlossenen Raum im Palast zurückholen, obwohl man hingerichtet werden sollte, war es ratsamer, verstohlen zu handeln.
    Statt also einfach an der Tür des Burggrafen zu klopfen und höflich zu fragen, hatte er sich auf dieses Unternehmen einlassen müssen. Sich als Liebhaber einer Hofdame auszugeben und dann in den sichersten Raum in der Stadt zu schleichen.
    »Ich habe den Schlüssel hier, irgendwo an meinem Körper«, sagte Lady Hilde und legte eine Hand auf das Oberteil ihres Gewands. Das Atmen schien ihr Mühe zu bereiten, und sie sah Croy mit weit aufgerissenen Augen an. »Da war nicht leicht heranzukommen, wisst Ihr? Ich musste warten, bis der Kastellan an seinem Tisch eingeschlafen war. Ihr habt Glück, dass er so alt und hinfällig ist. Er ist nicht einmal aufgewacht, als ich ihm den Schlüssel vom Gürtel stahl. Aber wo habe ich ihn nur hingesteckt?«
    Bestimmt hat sie Angst, vermutete Croy. Ein solches Gefühl wäre durchaus angebracht gewesen. Sie hielten sich im Kontor des Burggrafen auf, in einem Raum, den niemand nach Einbruch der Dunkelheit betreten durfte, ganz gleich, welchen Rang er bekleidete. Selbst am Tag hatten nur der Kastellan und der Vogt den Schlüssel. Dieser Ort war so sicher, dass der Kastellan sich nicht einmal die Mühe machte, davor Wachen aufzustellen – schließlich hatte jeder, der vom Hof darauf zuging, ein halbes Dutzend Wächter zu passieren.
    Wenn man natürlich eine der Hofdamen der Burggräfin kannte und sie bereit war,

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