Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Verbrecher«, protestierte er.
»Ihr versteht diese Stadt wirklich nicht, wie mir scheint. Sicherlich …«
Ein schriller Schmerzensschrei durchschnitt die Dunkelheit jenseits der Tür. Croy spähte gerade noch rechtzeitig über Hildes Schulter hinweg auf den Hof, um sehen zu können, wie ein Mann der Stadtwache durch das Haupttor stolperte. Ein dunkler Fleck breitete sich auf seinem Augenumhang aus, während er den Pfeil umklammerte, der ihm aus der Seite ragte. Er brachte kein Dutzend Schritte zustande, bevor er vornüber auf die Pflastersteine krachte.
Ein zweiter Schrei folgte, als ein Wächter vom Wehrgang der Palastmauer herabstürzte. Ein Pfeil hatte ihm den Hals durchbohrt.
»Mörder!«, brüllte jemand. »Mörder!« Dann schlug eine Alarmglocke entfesselt an.
Kapitel 17
Malden lauschte dem Aufruhr jenseits der Mauer nur einen Augenblick lang, dann kletterte er die letzten zwanzig Fuß schneller als eine Spinne aufwärts. Er schob sich über die Zinnen und fand sich auf einem breiten Wehrgang wieder. Kein Wächter war in Sicht. Er schlich zur anderen Seite der Mauer und spähte durch eine Schießscharte nach unten auf den Hof.
Der Schlosshügel war die Residenz des Burggrafen und der Sitz seiner Verwaltung. Darüber hinaus stellte er eine Festung dar, eine Burg, die jeden Ansturm abwehren sollte. Innerhalb der Mauern befanden sich das Garnisonshaus, in dem die Soldaten des Burggrafen lebten, sowie die Zentralwache, von der aus die Ordnungshüter des Vogts ausgesandt wurden. Beide Gebäude waren nun hell erleuchtet, als Männer in hastig übergeworfenen Uniformen aus den Toren strömten und den breiten Hof und den Paradeplatz füllten. Es herrschte große Verwirrung, und es wurde viel herumgebrüllt; dichte Gruppen von Wächtern mit Augenumhängen drängten sich um die beiden leblosen Männer am Boden. In der Zwischenzeit stürmte eine Abteilung Soldaten zu den Mauern und Türmen auf der anderen Hügelseite, die auf den Marktplatz hinunterblickten. Sie leuchteten mit Fackeln in jede Nische, stachen ihre Schwerter in Tröge und Heuhaufen und suchten nach der Person, die die zwei Männer mit Pfeilen getötet hatte.
Was im Namen der Göttin hatte Bikker da nur angerichtet? Kalblütig hatte er zwei Männer getötet – nur um einen Augenblick lang Verwirrung zu stiften.
Natürlich war es eine ausgezeichnete Ablenkung; das musste Malden ihm zugestehen. Kein einziger Soldat oder Stadtwächter befand sich noch auf der nördlichen Hofhälfte. Das Kontor, die Privakapelle des Burggrafen und die Küche waren so gut wie verlassen. Genau wie der Palast selbst.
Der nun war ein hoher, L-förmiger Bau aus kunstvoll bearbeiteten Steinen, dessen Erdgeschoss mit vielen Torbogen und breiten Fenstern aus kosbarem Glas versehen war. Alles war luftig und leicht und wurde von schlanken Strebebogen voller Wasserspeier und Spitzgiebel gehalten. Nicht einmal der Göttinnendom, die große Kirche auf der anderen Seite des Marktplatzes, erschien so grazil oder so prächtig. Der Palast war ein Meisterwerk architektonischen Könnens. Ein entschlossener Barbar mit einem Vorschlaghammer hätte das ganze Gebäude möglicherweise zum Einsturz bringen können. Es war um einen viel älteren und bedeutend stabileren Bau errichtet, der aussah wie eine Warze auf dem Gesicht einer Prinzessin.
Malden hatte den Eindruck, dass der Turm am Ende des L vermulich den größten Teil des Palastgewichtes stützte. Er ragte fünf Stockwerke in die Höhe, und die Mauern waren sicherlich fünf Fuß dick und wiesen lediglich ein paar schmale Schießscharten auf. Das war die ursprüngliche Befestigung der ersten Bewohner des Schlosshügels gewesen, in die sich die Siedler geflüchtet hatten, wenn sie wieder einmal von den Elfen überfallen wurden. Der Turm hatte diesen blutdürstigen Teufeln getrotzt, genau wie den Zwergen, die nach ihnen kamen (damals, als die Zwerge noch zu kämpfen verstanden), und den menschlichen Barbaren, die Skrae vor dreihundert Jahren heimgesucht hatten. Bevor König Garwulf der Gnadenreiche ihre Stämme über die Berge weit nach Osten zurückgedrängt hatte. Er erhob sich so robust wie am ersten Tag und war noch immer das höchste Bauwerk der Freien Stadt.
Der Turm war Maldens Ziel. Er würde da einbrechen, wo Elfen, Zwerge und Barbaren gescheitert waren. Natürlich hatte es damals den Palast noch nicht gegeben. In dieses luftige Gebäude hätte ein blutarmer Säugling einbrechen können.
Der Palast erhob sich ungefähr
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