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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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dreißig Fuß von der Mauer entfernt, durch einen Garten von Maldens Standort getrennt. Das war die Lücke, die er überqueren musste.
    Er rannte den Wehrgang enlang, bis er eine Stelle gegenüber dem Palastdach erreicht hatte. Er nahm sich die Zeit, den Umhang wieder umzuwenden, damit die dunklere Seite nach außen zeigte, und hakte eines von Slags Werkzeugen vom Gürtel. Es handelte sich um einen aus zwei Teilen bestehenden Enterhaken. Zusammengefaltet ruhte er flach an Maldens Hüfte, aber als er ihn öffnete, rasteten beide Zinken fest ein. Sie waren mit dickem Leder umwickelt, damit der Haken beim Aufprall nicht klirrte.
    Natürlich hatten die Alarmglocke und der Lärm auf dem Hof verhindert, dass man Malden gehört hatte, selbst wenn er eine Trommel geschlagen hätte. Aber es war nie verkehrt, leise zu sein.
    Malden fädelte ein Seil durch den Ring am Hakenende und schwenkte ihn hin und her. Als der Schwung ausreichte, ließ er los und verfolgte, wie der Haken durch das Mondlicht sauste und auf dem Palastdach aufschlug. Er rutschte ein Stück zurück und blieb liegen.
    Vorsichtig zog Malden an dem Seil und bemühte sich, den Haken in die Nähe eines Schornsteins zu befördern oder am Bein eines Wasserspeiers zu befestigen. Aber der beste Haltepunkt, der sich bot, war die Verbindung zwischen zwei Bleischindeln. Nicht so sicher, wie er es sich gewünscht hätte, aber vermulich würde es sein Gewicht halten. Auch wenn er an dem Seil zog, um sich zu vergewissern, bot sich nur eine vernünftige Möglichkeit, den Halt des Hakens zu überprüfen. Er nahm die beiden Seilenden, verknotete sie und schlang sie um die nächste Zinne des Wehrgangs. Dann schwang er sich wie ein Affe auf das doppelte Seil, überkreuzte die Beine und hielt sich mit beiden Händen fest, sodass sein Rücken zwanzig Fuß über dem Rosengarten des Burggrafen hing.
    Das Seil sank etwas durch, aber es hielt. Malden stieß die angehaltene Luft aus. Hand über Hand hangelte er sich über den Abgrund und stieß sich dabei mit den Füßen ab. Nach kurzer Zeit kletterte er auf das Dach des Palasts, wo er einen Augenblick lang wartete, bis sein Herz nicht mehr raste. Dann holte er Haken und Seil ein. Da er das Seil doppelt genommen und verknotet hatte, verfügte er über eine sehr lange Schleife. Er zog die eine Seite zu sich heran, bis der Knoten kam. Es fiel nicht schwer, ihn zu lösen und dann das Seil einzuholen, bis er es sich um die Taille schlingen konnte. Eigenlich hätte er es gern an Ort und Stelle zurückgelassen und so eine Fluchhilfe gehabt, aber die Gefahr, dass es entdeckt wurde, war zu groß. Ein Blick nach unten auf den Burghof verriet ihm, dass die Soldaten ihre Suche bereits auf den nördlichen Teil der Festung ausdehnten – es würde nicht mehr lange dauern, bis sie die Mauer absuchten, auf der Malden sich noch eben bewegt hatte.
    Die Ablenkung hatte ihren Zweck erfüllt. Aber inzwischen hatte sie genau die gegenteilige Wirkung. Bevor Bikker die Festung mit Pfeilen beschossen hatte, hatten die meisten Wächter entweder geschlafen oder waren anderweitig beschäftigt gewesen. Nun war jeder Mann auf dem Palastgelände hellwach und auf der Suche nach einem mörderischen Eindringling. Erwischten sie Malden, würden sie ihn für den hinterhältigen Bogenschützen halten – und ihn töten, bevor er auch nur ein Wort zu seiner Verteidigung vorbringen konnte. Malden verfluchte Bikker im Stillen. Hereinzukommen war im Grunde einfach gewesen, abhängig nur von der Kraft seiner Finger und seinem Geschick im Hakenwerfen. Der Rückweg würde bedeutend schwieriger werden.
    Warum also nicht das Beste daraus machen? Unmittelbar unter ihm ragte ein Balkon aus der obersten Etage des Palasts hervor. Nachdem er keine Lichter entdecken konnte, sprang er anmutig nach unten, stieß die Türflügel auf und schlüpfte ins Innere des Gebäudes.

Kapitel 18
    Malden fand sich in einem kleinen Schlafzimmer wieder, das allem Anschein nach einer Hofdame gehörte. Es enhielt ein Himmelbett und eine große Kleidertruhe. Der Boden war mit Stroh bedeckt, und man hatte großzügig Parfüm versprüht, um etwaige Gerüche zu überdecken. Niemand war da, also eilte er zur Tür und drückte das Ohr ans Schlüsselloch. Als er sich sicher war, dass niemand auf dem Korridor patrouillierte, öffnete er die Tür einen Spalbreit und eilte auf den mit Öllampen erhellten Korridor hinaus.
    Cyhera hatte ihm verraten, dass sich der gesuchte Gegenstand im Turm befand, und zwar im

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