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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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kultivierte Unterhaltung finden würde, als sie im ›Partyland‹ so selbstverständlich waren. Aber in Wirklichkeit sah das ›STUFE FÜNF‹ noch düsterer aus, als er sich das ausgemalt hatte: ein einziger höhlenartiger Kellerraum mit nackten Wänden, knackendem Linoleum auf einem Betonboden und Heizkörpern, die zischten und gluckerten, aber nicht viel Wärme abgaben. Das Mobiliar bestand aus häßlichen Metall-Klappstühlen - die meisten von ihnen lagen noch zusammengeklappt auf einem Stapel -, ein Erfrischungsstand, an dem Orangensaft und Kaffee zu erwerben waren, und jede Menge freistehende, randvolle Metallaschenbecher. Da Barry seine fünfundzwanzig Dollar Mitgliedsbeitrag schon bezahlt hatte, fühlte er sich auf den Arm genommen. Aber da der Betrag nicht zurückerstattet wurde, beschloß er, diese Lokalität mit seiner Anwesenheit zu beglücken und eine Zeitlang mit Nichtstun zu verbringen.
    So verbrachte er eine gute Stunde mit Nichtstun, allein und melancholisch, und war gezwungen, zu seiner Rechten ein Gespräch mitanzuhören über das dringende Bedürfnis von irgend jemandem, eine handlungsfreudige Persönlichkeit zu entwickeln. Zu seiner Linken diskutierte man über die moralische Rechtfertigung der amerikanischen Einmischung in Mexiko. Da wehte eine schwarze Frau mit einem weißen Nylon-Trikot und einer sehr guten, wadenlangen Nerz-Imitation herein. Sie schaute sich kurz unter den Anwesenden um und setzte sich dann - unglaublicherweise - neben Barry hin.
    Im Bruchteil einer Sekunde wurde Barrys Hals trocken, und sein Gesicht verzog sich zu einem festgefrorenen, unehrlichen Lächeln. Er errötete, er bebte und fiel - bildlich gesprochen - in tiefe Ohnmacht.
    »Ich heiße Columbine Brown«, sagte sie so, als wenn das als Erklärung ausreichte.
    Erwartete sie von ihm, daß er sie kannte? Sie besaß eine solche Ausstrahlung wie jemand, den er kennen mußte, aber falls er sie im Fernsehen gesehen hatte, konnte er sich jetzt nicht mehr an sie erinnern. Irgendwie wirkte sie auch zu schön, um eine bedeutende Persönlichkeit zu sein; man erkennt solche nämlich an ihrer Nervosität, und das war für Barry eine Abweichung vom Ideal. Columbine Brown hatte eine besondere Klasse, die nicht nach Berühmtheit aussah, sondern mehr dem Styling eines Sportwagens (der Extraklasse natürlich) ähnelte.
    »Ich heiße Barry Riordan«, würgte er ziemlich spät heraus.
    »Lassen wir uns unsere Karten ansehen, was, Mr. Riordan? Ich besitze eine Dauerlizenz. Und Sie?«
    »Meine ist limitiert.«
    »Dann darf ich wohl annehmen, daß Sie nur hier sind, um ein Gutachten zu bekommen?«
    Er protestierte. Sie brachte ihn mit einem einzigen wissenden und bezwingenden Blick zur Ruhe. - Er nickte.
    »Unglücklicherweise habe ich meinen Etat schon aufgebraucht.« Sie hob einen vollendeten Finger. »Aber bald beginnt das neue Jahr. Sie sind doch nicht allzusehr in Eile?«
    »Ach, ich habe Zeit bis März.«
    »Ich kann nichts versprechen, verstehen Sie. Wenn es mit uns klappt. Wenn ja, dann ist es gut, dann bekommen Sie mein Gutachten. Ist das fair?«
    »Es ist ein gutes Angebot.«
    »Meinen Sie, Sie können mir trauen?« Sie senkte die Lider und bemühte sich, verrucht und wie eine Verführerin auszusehen. Aber ihre Schönheit machte das Vorhaben zunichte.
    »Überall«, antwortete Barry, »und unbedingt.«
    »Gut.« Wie von selbst rutschte der Mantel von ihren makellosen Schultern auf die Lehne des Klappstuhls. Sie wandte den Kopf zur Seite und sprach zu der alten Frau hinter dem Erfrischungsstand. »Evelyn, wie wär’s mit einem Orangensaft?« Sie sah Barry an. Er nickte. »Nein, lieber zwei.«
    Plötzlich, als habe sie nur darauf gewartet, daß die Verhandlungen abgeschlossen waren, rannen Tränen aus ihren Augen. Ihre wunderbare Alt-Stimme färbte sich mit einem Vibrato aus tiefer, innerer Erregung, als sie sagte: »Oh, lieber Gott, was tue ich? Ich weiß nicht mehr weiter! Ich fühle mich so ... so gottverdammt elend! Ich wünschte, ich wäre tot! Ach nein, das ist ja gar nicht wahr. Ich bin völlig durcheinander, Larry. Aber das eine weiß ich, ich bin eine zornige Frau, und ich werde jetzt zurückschlagen.«
    Es wäre schlechter Stil gewesen, diese Offenbarung jetzt durch die Bemerkung zu unterbrechen, daß sein Name nicht Larry sei. Was machte in diesem Moment ein Buchstabe aus?
    »Waren Sie schon einmal bei der Miß-Amerika-Wahl in der 42. Straße?« fragte sie ihn, während sie sich die Augen trocknete.
    »Nein, eigentlich

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