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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Sie unterliegen, werden dargelegt im Anhang II des Bundeskommunikationshandbuchs (18. Auflage).
    Sie können jederzeit eine neue Prüfung beantragen. Ein Ergebnisdurchschnitt von 70 bis 80 Punkten oder darüber wird die Beseitigung aller Vorbehalte und Beschränkungen zur Folge haben, und Sie werden unverzüglich Ihre Dauerlizenz erhalten. Ein Durchschnitt von 50 oder 60 bis 70 wird die Laufzeit Ihrer Zeitlizenz nicht beeinträchtigen, kann jedoch eine Verlängerung der Laufzeit um weitere drei Monate bewirken. Ein Durchschnitt von 40 bis 50 Punkten oder darunter hat den sofortigen Einzug der Lizenz zur Folge.
    Besitzer einer Zeitlizenz sind angehalten, Kapitel 9 (›Die Zeitlizenz‹) im Bundeskommunikationshandbuch zu beachten. Vergegenwärtigen Sie sich, daß direkte, interaktive personelle Kommunikation eines unserer kostbarsten Erbgüter ist. Gebrauchen Sie Ihre Lizenz mit Verstand. Mißbrauchen Sie nicht das Privileg der freien Rede.

    Also hatte er seine Prüfung doch nicht bestanden. Oder vielleicht doch? Er würde das nie herausfinden.
    Seine erste Begeisterung verpuffte, und er verfiel wieder in die gewohnte Stimmung, die ihn abgestumpft und inkonsequent machte. Während er die Lizenz in seine ID-Mappe legte, kam er sich vor wie ein Scharlatan, ein Niemand, der vorgab, ein Jemand zu sein. Man hatte ihm eine Lizenz gegeben, ob er nun einen Durchschnitt von 0 bis 10 oder einen von 90 bis 100 Prozentpunkten hatte. Und er war sich a priori darüber klar, daß er letzteres Ergebnis nie und nimmer erreicht hatte. Er hatte auf weitere sieben Punkte gehofft, gerade genug, um die Klippe zum Durchschnitt 50 bis 60 zu überspringen. Statt dessen stand er vor einem zweifelhaften Glücksfall.
    Reg dich nicht auf, sagte er sich. Das Schlimmste hast du hinter dir. Du hast deine Lizenz. Wie du sie bekommen hast, spielt doch keine Rolle.
    Oh, aber natürlich, antwortete eine andere, weniger freundliche Stimme in seinem Innern. Alles, was du jetzt noch brauchst, sind drei Gutachten. Was für ein Glücksfall!
    Na und, die kriege ich auch noch, beharrte er. Barry hoffte, die andere Stimme mit der Glaubwürdigkeit und Vitalität seines Selbstvertrauens zu beeindrucken. Aber die andere Stimme war keineswegs beeindruckt. So fuhr er mit der U-Bahn nach Hause, anstatt in die nächste Kneipe zu gehen und dort zu feiern. Er verbrachte den Abend damit, sich zuerst eine faszinierende Dokumentation über Kalzium-Strukturen anzusehen, dann eine Talk-Show, den ›Raritäten-Zirkus‹, von und mit Willy Marx. Willy hatte vier Gäste: Eine bekannte Prostituierte, einen Steuerbeamten, der gerade seine Memoiren veröffentlicht hatte, einen Komiker, der eine surrealistische Parodie über Kneipen für Fünfjährige vorführte, und einen Schriftsteller mit einem Sprachfehler. Letzterer bekam mit dem Komiker Streit darüber, ob sein Sketch im wesentlichen der Wahrheit entspräche oder nur auf unverantwortliche Weise Abnormitäten verbreite. Mitten in ihrem Streit bekam Barry fürchterliche Kopfschmerzen. Er nahm zwei Aspirin und ging zu Bett. Kurz bevor er einschlief, dachte er: Ich könnte sie anrufen und ihnen sagen, was ich zu den Problem denke.
    Aber was dachte er eigentlich?
    Er wußte es nicht.
    Das war, auf einen Nenner gebracht, Barrys Problem. Zwar hatte er die Lizenz und konnte mit jedem sprechen, mit dem er sprechen wollte. Aber er wußte nicht, worüber er sprechen sollte. Er hatte keine Phantasie, keine Eingebungen. Er stimmte allem zu, was andere sagten. Immer hatte derjenige recht, der gerade sprach. Der Sketch war beides gewesen, tiefgreifend wahr und unverantwortlich übertrieben. Zu viel Sonnenbaden war vielleicht schädlich. Tümmler waren möglicherweise so schlau wie Menschen, oder vielleicht auch nicht.

    Zum Glück für seine Moral hielt dieser Angstzustand nicht lange an. Barry gab ihm gar keine Chance. In der nächsten Nacht war er im ›Partyland‹, eine Kneipe in der 23. Straße, die am Abend zuvor auffallend im Fernsehen geworben hatte. Als Barry vor der schreienden elektrischen Beleuchtung auf den vorspringenden Trägern über dem Eingang stand, fühlte er, wie sein Magen sich vor Erregung verkrampfte. In der Kehle und auf der Zunge kribbelte es.
    Vor der Kneipe stand nur eine kurze Schlange, und wenig später stand Barry vor dem Kassenschalter.
    »Welche Klasse?« fragte der Schalter. Barry sah auf die Preisliste. »Zweite«, sagte er und schob seine Berechtigungskarte in den zuständigen Schlitz. »Die Lizenz,
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