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ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

Titel: ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen , H.C. Andersen
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Tuk sah alles und hörte alles. "Vergiß nicht die Stände!" sagte König Hroar.
     
    Mit einem Male war alles wieder verschwunden; ja, wo war es geblieben? Es war gerade, als ob man ein Blatt im Buche umwendet. Und nun stand eine alte Frau da; das war eine Jäterin, die aus Sorö kam, wo das Gras auf dem Markte wächst. Sie hatte ihre graue Linnenschürze über Kopf und Rücken hängen, die war so naß; es mußte geregnet haben. "Ja, das hat es" sagte sie, und dann erzählte sie allerlei Lustiges aus Holbergs Komödien und wußte auch etwas über Waldemar und Absalon. Plötzlich aber schrumpfte sie zusammen, wackelte mit dem Kopfe und tat, als ob sie springen wolle: "Koax!" sagte sie; "es ist naß, es ist naß, man schläft gut und still wie im Grabe in Sorö!" Mit einem Male war sie ein Frosch, "koax" und dann war sie wieder die alte Frau. "Man muß sich nach dem Wetter kleiden!" sagte sie. "Es ist naß, es ist naß. Meine Stadt ist grade wie eine Flasche; man muß beim Pfropfen hinein, und da muß man auch wieder heraus! Früher habe ich Fische im Grund meiner Flasche gehabt; jetzt habe ich rotbäckige Knaben da. Bei mir lernen sie Weisheit: Griechisch! Griechisch! Hebräisch! Koax!" Es klang gerade wie Froschgequak, oder wenn man mit großen Stiefeln in einem Sumpf geht. Es war immer derselbe Ton, so einförmig, so langweilig, so furchtbar langweilig, daß der kleine Tuk in einen tiefen Schlaf fiel, und der tat ihm not.
     
    Aber auch in diesen Schlaf schlich sich ein Traum, oder was es sonst war. Seine kleine Schwester Gustave mit den blauen Augen und dem blonden, lockigen Haar war auf einmal ein erwachsenes, schönes Mädchen und konnte, ohne Schwingen zu haben, fliegen. Und sie flogen über das ganze Seeland, über die grünen Wälder und das blaue Wasser dahin.
     
    Hörst Du den Hahnenschrei, kleiner Tuk? Kikeriki. Die Hühner fliegen aus der Stadt Kjöge auf. Du bekommst einen Hühnerhof, so groß, so groß! Du wirst nicht Hunger, nicht Not leiden! Den Vogel sollst Du abschießen, wie man so sagt. Du wirst ein reicher und glücklicher Mann. Dein Haus soll prangen wie König Waldemars Turm, und reich wird er gebaut werden, mit Statuen aus Marmor, wie die von der Ecke in Prästö, Du verstehst mich wohl. Dein Name wird voller Ruhm durch die Welt fliegen, wie das Schiff, das von Korsör hätte ausgehen sollen, und in Roeskilde - "Denk an die Stände!" sagte König Hroar - da wirst Du gut und klug reden, kleiner Tuk! Und wenn Du dann einmal in Dein Grab kommst, dann wirst Du so stille schlafen", "als läge ich in Sorö!" sagte Tuk, und dann erwachte er. Es war heller Morgen, und er konnte sich nicht im mindesten mehr auf seinen Traum besinnen; aber das sollte er auch nicht, denn man darf nicht wissen, was die Zukunft bringen wird.
     
    Und er sprang aus dem Bette und las in seinem Buche, da konnte er seine Aufgabe sogleich. Und die alte Waschfrau steckte den Kopf zur Türe herein, nickte ihm zu und sagte:
     
    "Schönen Dank für Deine Hilfe gestern, du gutes Kind. Der liebe Gott lasse Deinen schönsten Traum in Erfüllung gehen!"
     
    Der kleine Tuk wußte gar nicht mehr, was er geträumt hatte, aber sieh, der liebe Gott wußte es.
     

 
    Der unartige Knabe
     
    Es war einmal ein alter Dichter, ein richtiger guter, alter Dichter. Eines abends, als er zu Hause saß, zog ein schreckliches Unwetter draußen herauf. Der Regen strömte hernieder, aber der alte Dichter saß warm und gut an seinem Kachelofen, wo das Feuer brannte und die Äpfel brutzelten.
     
    "An den Armen, die in diesem Wetter draußen sind, bleibt kein Faden trocken!" sagte er, denn er war ein guter Dichter.
     
    "O, mach mir auf! Mich friert, und ich bin ganz naß!" rief ein kleines Kind draußen. Es weinte und klopfte an die Tür, während der Regen strömte und der Sturm an allen Fenstern rüttelte.
     
    "Du armer Kleiner!" sagte der alte Dichter und ging, um die Tür zu öffnen. Da stand ein kleiner Knabe; er war ganz nackend, und das Wasser triefte aus seinen langen, gelben Haaren. Er zitterte vor Kälte, und wäre er nicht hereingekommen, hätte er sicherlich in dem bösen Wetter umkommen müssen.
     
    "Du armer Kleiner!" sagte der alte Dichter und nahm ihn bei der Hand. "Komm nur zu mir, ich werde dich schon wärmen! Wein und einen Apfel sollst du auch bekommen, denn du bist ein prächtiger Junge!"
     
    Das war er auch wirklich! Seine Augen sahen wie zwei klare Sterne aus, und ob auch das Wasser aus deinen gelben Haaren floß, ringelten

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