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ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

Titel: ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen , H.C. Andersen
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sehen, daß wir uns einigen. Ich liebe es, Perlen zu sammeln, und Deine Augen sind die zwei klarsten, die ich je gesehen habe. Willst Du sie für mich ausweinen, dann will ich Dich zu dem großen Treibhaus hinüber tragen, wo der Tod wohnt und Blumen und Bäume pflegt. Jedes von ihnen ist ein Menschenleben."
     
    "O, was gäbe ich nicht, um zu meinem Kinde zu kommen!" sagte die vergrämte Mutter. Nun weinte sie noch mehr, und ihre Augen sanken nieder auf den Grund des Sees und wurden zwei kostbare Perlen. Der See aber hob die Mutter empor, als säße sie in einer Schaukel, und sie flog in einer einzigen Schwingung an die Küste auf der anderen Seite, wo ein meilenbreites, seltsames Haus stand. Man wußte nicht, war es ein Berg mit Wäldern und Höhlen, oder war es gezimmert. Aber die arme Mutter konnte es nicht sehen; sie hatte ja ihre Augen ausgeweint.
     
    "Wo soll ich den Tod finden, der mit meinem kleinen Kinde fortgegangen ist" sagte sie.
     
    "Er ist noch nicht gekommen!" sagte die alte Frau, die da ging und auf das große Treibhaus des Todes aufpassen sollte. "Wie hast Du hierherfinden können, und wer hat Dir geholfen?"
     
    "Der liebe Gott hat mir geholfen!" sagte sie, "er ist barmherzig, und das wirst Du auch sein. Wo kann ich mein kleines Kind finden?"
     
    "Ja, ich kenne es nicht," sagte die Frau, "und Du kannst ja nicht sehen. - Viele Blumen und Bäume sind heute Nacht verwelkt. Der Tod wird gleich kommen und sie umpflanzen! Du weißt wohl, daß jeder Mensch seinen Lebensbaum hat oder seine Blume, je nachdem er nun beschaffen ist. Sie sehen aus wie andere Gewächse auch, aber sie haben Herzen, die schlagen. Kinderherzen können auch schlagen! Horche danach, vielleicht kannst Du den Herzschlag Deines Kindes erkennen. Aber was gibst Du mir, wenn ich Dir sage, was Du noch mehr tun mußt?"
     
    "Ich habe nichts mehr zu geben," sagte die betrübte Mutter. "Aber ich will für Dich bis ans Ende der Welt gehen."
     
    "Ja, da habe ich nichts zu suchen!" sagte die Frau, "aber Du kannst mir Dein langes, schwarzes Haar geben. Du weißt wohl selbst, daß es schön ist, und mir gefällt es. Du sollst mein weißes dafür haben, das ist doch immer etwas."
     
    "Verlangst Du nicht mehr?" sagte sie. "Das gebe ich Dir mit Freuden." Und sie gab ihr schönes Haar und bekam das schneeweiße der Alten dafür.
     
    Dann gingen sie in das große Treibhaus des Todes hinein, wo Blumen und Bäume wunderbar durcheinander wuchsen. Da standen feine Hyazinthen unter Glasglocken, und es standen baumstarke Pfingstrosen da. Es wuchsen Wasserpflanzen dort, einige ganz frisch, andere halbkrank. Wasserschlangen legten sich darauf, und schwarze Krebse kniffen sich im Stiele fest. Da standen herrliche Palmenbäume, Eichen und Platanen, da stand Petersilie und blühender Tymian. Jeder Baum und jede Blume hatte ihren Namen; jedes von ihnen war ja ein Menschenleben. Die Menschen lebten noch, einer in China, einer in Grönland, überall auf der Erde. Da gab es große Bäume in kleinen Töpfen, so daß sie ganz zusammengepreßt und nahe daran waren, den Topf zu zersprengen. An manchen Stellen gab es auch kleine, schwache Blümchen in fetter Erde, mit Moos ringsherum und gehegt und gepflegt. Die betrübte Mutter beugte sich über alle die kleinsten Pflanzen und horchte auf jeden Schlag ihres Menschenherzens, und unter Millionen erkannten sie den ihres Kindes.
     
    "Das ist es!" rief sie und streckte ihre Hand über einen kleinen blauen Krokus aus, der ganz krank nach der einen Seite hing.
     
    "Rühre die Blume nicht an" sagte die alte Frau. "Aber stelle Dich hierher, und wenn dann der Tod kommt, den ich jeden Augenblick erwarte, so laß ihn die Pflanze nicht herausreißen; drohe ihm, daß Du es mit den anderen Pflanzen ebenso machen würdest, dann wird er bange; denn er muß dem lieben Gott dafür Rechenschaft ablegen. Keine darf herausgerissen werden ohne seine Erlaubnis."
     
    Mit einem Male sauste es eiskalt durch den Saal, und die blinde Mutter merkte, daß es der Tod war, der kam.
     
    "Wie hast Du den Weg hierher finden können?" fragte er. "Wie konntest Du schneller hierher kommen als ich?"
     
    "Ich bin eine Mutter!" sagte sie.
     
    Und der Tod streckte seine lange Hand aus nach der kleinen, feinen Blume; sie aber hielt ihre Hände so fest darum gelegt, so dicht und doch so besorgt, daß sie eins der Blättchen berühren könne. Da blies der Tod auf ihre Hände, und sie fühlte, daß dies kälter war als der kalte Wind, und ihre Hände

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