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Eiskalt in Nippes

Eiskalt in Nippes

Titel: Eiskalt in Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hatterscheidt , Ludwig Kroner
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EINS
    Tadeusz Piontek hatte schon zweimal mit seinem alten VW Caddy den Wilhelmplatz umrundet. Jeder Parkplatz, jede freie Fläche war schon zugeparkt. Er hatte schon damit ge-rechnet. Er wohnte hier in Nippes und kannte die Situation an Markttagen. Kurz entschlossen parkte er seinen Caddy Pickup, der schon bessere Tage gesehen hatte, in der Vierse-ner Straße halb auf dem Bürgersteig unmittelbar vor dem Haus. Er hoffte, die Aufschrift „Piontek Hausmeister-service“ auf seinem Fahrzeug würde die Politesse, die regelmäßig an Markttagen am Wilhelmplatz kontrollierte, gnädig stimmen. Die Aufschrift hatte er beibehalten, als er vor einem Jahr seine Selbstständigkeit aufgab und als „Mädchen für alles“ für Armin Rasch anfing. Rasch kaufte in Nippes Altbauten, setzte die zum großen Teil langjährigen Mieter vor die Tür und verkaufte dann die sanierten Wohnungen zu horrenden Preisen an Yuppies, die Nippes einfach nur schick fanden.
    Tadeusz Piontek öffnete die auf der Ladefläche festgeschraubte Alukiste mit der Aufschrift des ursprünglichen Eigentümers „Balfinger & Burger“, bevor sie von einer Baustelle in Ehrenfeld verschwand. Er nahm die abgewetzte Werkzeugtasche und den schweren Bohrhammer heraus. Dieser war vor Zeiten einmal ein begehrtes Sonderangebot bei Aldi gewesen.
    Während er mit der linken Hand den Hausschlüssel in seiner Hosentasche suchte, fischte er mit der Rechten eine Zigarette aus der Tasche seiner grauen Jacke und zündete sie an. Die seit Monaten nicht benutzte Haustür öffnete sich knarrend.
    Der braun-beige geflieste Boden des Hausflurs war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Die Treppe zum Keller lag im Dunkeln. Piontek betätigte den Lichtschalter. Im Keller flammten zwei von der Decke hängende Glühbirnen auf und verbreiteten ein spärliches Licht. Da er mit einer solchen Beleuchtung gerechnet hatte, nahm er aus seiner Werkzeugtasche zwei 100-Watt-Glühbirnen und wechselte sie gegen die beiden 40er aus.
    Der schwere Bohrhammer machte einen ohrenbetäubenden Lärm in dem schmalen Kellergang, als Piontek auftragsgemäß die Mauer unterder Kellertreppe einriss. Steinteile fielen zu Boden, seine sehnigen, kräftigen Arme zitterten durch die Vibrationen des pneumatischen Bohr-hammers. Feiner Staub bedeckte den tätowierten Frauenkopf auf seinem rechten Oberarm. Nach wenigen Minuten hatte er ein 40 cm großes Loch in die Wand gehämmert. Er ließ kurz die Maschine nach unten sinken. Hinter der Mauer hörte er ein leises Surren. Piontek machte eine kleine Pause, rauchte eine Zigarette und goss sich aus der Thermoskanne den dampfenden Kaffee in die Deckeltasse.
    Nach weiteren 20 Minuten hatte er bereits so viel von der Mauer eingerissen, dass er in den Hohlraum unter der Kellertreppe blicken konnte. Das Surren war nun wesentlich deutlicher zu hören. Er suchte die Quelle dieses Geräusches. Es kam offensichtlich von der verstaubten Truhe, die unter der Treppe in der hinteren Ecke stand. Nach einer weiteren Stunde, es war jetzt kurz nach 08.00 Uhr, hatte er die Mauer so weit eingerissen, dass man den abgemauerten Hohlraum betreten konnte.
    Mit dem Ärmel seiner Jacke wischte er über den Deckel der Truhe. Es kam die graue Lackierung zum Vorschein. An der Kopfseite konnte er im Halbdunkel den Schriftzug „Privileg“ lesen. Neben dem Schriftzug waren vier **** erhaben aufgedruckt.
Wozu steht hier eine Gefriertruhe?
, ging es ihm durch den Kopf.
    Mit beiden Händen erfasste er den Griff vorne links am Deckel der Truhe und hob ihn an. Die Glühbirne im Innern der Truhe war intakt, und mit einem Mal wurde ihm schwindelig. Um sicher zu gehen, dass ihm nicht Schatten einen Streich spielten, öffnete er ein weiteres Mal die Truhe und war nun sicher. Er blickte in das Gesicht eines Mannes. Die Augen waren weit aufgerissen, und der gesamte Körper war mit einer feinen Eisschicht überzogen. Er ließ den Deckel nach unten knallen. Staub wirbelte auf. Piontek suchte Halt und stützte sich am Mauerrest ab. Seine Nerven spielten nicht mehr mit. Sein Magen revoltierte. Mit einem heftigen Schwall schoss der eben getrunkene Kaffee aus seinem Mund und landete auf dem staubigen Boden.
    Piontek rannte die Treppe hinaus nach oben, nur raus aus diesem Keller. An seinem Auto angekommen, setzte er sich erst einmal auf die Kofferhaube seines Caddys. Seine Knie zitterten.
    Das Handy in seiner Hand kam ihm wie ein Fremdkörper vor, als erdie Rufnummer „110“ wählte. „Tadeusz Piontek hier, ich

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