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ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

Titel: ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen , H.C. Andersen
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blickte sie mit so wunderlich betrübten Augen an, daß sie nicht zuschlagen konnte. Noch einmal sah sie sich nach allen Seiten um, der Frosch gab ein leises, so klägliches Quaken von sich, daß sie zusammenfuhr und ans Fenster sprang. Sie riß es auf und im gleichen Augenblick ging die Sonne auf; sie warf ihre Strahlen gerade auf das Bett und die große Kröte, und mit einem Male war es, als ob sich des Untiers breites Maul zusammenzöge und klein und rot würde, die Glieder streckten sich und wandelten sich zu der niedlichsten Gestalt, und da lag wieder ihr eigenes kleines hübsches Kind im Bette und kein häßlicher Frosch.
     
    "Was ist das nur" sagte sie. "Habe ich einen bösen Traum geträumt! Das ist ja mein herziges kleines Elfenkind, das da vor mir liegt." Und sie küßte es und drückte es an ihr Herz, aber es kratzte und biß um sich wie eine kleine Wildkatze.
     
    Nicht an diesem Tag, auch nicht am nächsten kam der Wikinger, obgleich er auf dem Heimwege war; denn er hatte den Wind gegen sich, der nach Süden blies wegen der Störche. Des einen Freude ist des andern Leid.
     
    Nach ein paar Tagen und Nächten wurde es der Wikingerfrau klar, wie es mit ihrem kleinen Kinde stand. Ein scheußlicher Zauber ruhte auf ihm. Am Tage war es schön wie ein Lichtelf, hatte aber eine böse, wilde Natur, das Nachts dagegen war es eine häßliche Kröte, still und kläglich mit traurigen Augen. Hier waren zwei Naturen, die einander abwechselten, sowohl äußerlich wie innerlich; das kam daher, daß das kleine Mädchen, daß der Storch hierher gebracht hatte, am Tage das Äußere seiner Mutter, aber gleichzeitig die Sinnesart seines Vaters besaß, bei Nacht dagegen trat die körperliche Verwandtschaft mit ihm in der Gestalt zutage, während der Mutter Gemüt und Herz aus seinen Augen strahlte. Wer konnte diesen Zauber lösen? Die Wikingerfrau war in Angst und Betrübnis, und doch hing ihr Herz an diesem armen Geschöpfe, dessen Zustand sie ihrem Gemahl nicht zu offenbaren wagte, wenn er jetzt heimkehrte, dann würde er gewiß nach Schick und Brauch das arme Kind an der Fahrstraße aussetzen, damit es nähme, wer wollte. Das brachte die gute Wikingerfrau nicht übers Herz. Nur beim hellen Tageslichte sollte er das Kind zu sehen bekommen.
     
    Eines Morgens sauste es von Storchschwingen über dem Dache. Da hatten über Nacht wohl hundert Storchpaare sich für das große Manöver ausgeruht, sie flogen jetzt auf, um nach Süden zu ziehen.
     
    "Alle Mann fertig!" hieß es, "Frau und Kinder auch!"
     
    "Uns ist so leicht!'. sagten die jungen Störche, "es kribbelt und krabbelt uns in den Beinen, gerade als ob wir voll lebendiger Frösche steckten! Wie herrlich ist es, nach dem Ausland zu reisen!'
     
    "Haltet Euch im Schwarm!'` sagten Vater und Mutter, "und klappert nicht so viel mit dem Schnabel, das legt sich auf die Brust!"
     
    Und sie flogen.
     
    Zur gleichen Stunde erklangen die Luren über die Heide hin; der Wikinger mit all seinen Mannen war gelandet. Sie kehrten mit reicher Beute von der gallischen Küste heim, wo die Leute, wie in Britland, voll Schrecken sangen:
     
    "Von den wilden Normannen befreie uns, Herr."
     
    Welch Leben und welche Lust begann nun im Wikingerhause beim Wildmoor! Die Metkannen wurden in die Halle gebracht, das Feuer wurde entzündet, und Pferde wurden geschlachtet. Hier sollte ordentlich aufgetafelt werden! Der Opferpriester sprengte das warme Pferdeblut zur Weihe über die Sklaven, das Feuer knisterte, und der Rauch zog unter der Decke hin, daß der Ruß von den Balken tropfte, aber das war man gewöhnt. Es waren Gäste geladen, und sie wurden wohl aufgenommen; vergessen waren Feindschaft und Ränke. Es wurde gezecht, und dann warf man einander die abgenagten Knochen ins Gesicht, das war ein Zeichen guter Laune. Der Skalde - das war so eine Art Spielmann, der aber auch zu den Kriegern gehörte, die den Zug mitgemacht hatten, und die Taten mitangesehen hatte, die er besang - gab ein Lied zum besten, in dem er ihre Kriegs- und Heldentaten verkündete. Jeder Vers schloß mit dem Kehrreim: "Habe vergeht, Geschlechter vergehen, selbst gehst Du dahin, doch nie vergeht ein ruhmreicher Name." Dabei schlugen alle an ihre Schilde und hämmerten mit den Messern oder einem Knochen auf die Tischplatte, daß es weithin zu hören war.
     
    Die Wikingerfrau saß auf der Querbank in der offenen Festhalle. Sie trug das Staatskleid und war mit goldenen Armringen und großen Bernsteinperlen geschmückt; der

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