Andersrum durch die USA - Teil 1 - Florida: Ein schwules Roadmovie führt durch Florida und Kalifornien
hatte mittlerweile vier kleine Nervensägen um sich gescharrt und diese mit verschiedenen Farben ausgestattet. Die Kids begannen nun ihn bunt anzuschmieren.
Ich saß da, schaute den Kindern neidisch bei ihrer Arbeit zu und musste schon bald die Beine übereinanderschlagen. Es wäre ansonsten sehr peinlich geworden. Inmitten von zig Kindern mit einer ausgewachsenen Latte zu sitzen, wäre wirklich nicht das Ideale gewesen. Nur Sekunden nach mir vollzog André die gleiche Geste und zauberte ein wissendes Lächeln auf mein Gesicht. Die Kids im Studio hatten Brian mittlerweile auf den Boden niedergerungen und machten sich an diesem Traumkörper zu schaffen. Die muskulösen Beine wurden bepinselt. Die breite Brust und das gut ausgebildete Sixpack waren auch bereits mit Häusern, Blumen und Tieren bemalt. Mein Blick haftete an dem verführerisch aussehenden Paket in seiner mittlerweile bunt gewordenen Boxershorts und ich presste meine Beine noch enger zusammen.
Wenn ich jetzt dort unten wäre, mit Farbe bewaffnet, dann … oh nein, diesen Gedanken lieber nicht weiterverfolgen. Um mich abzulenken, besah ich mir die dicken Wummen im Publikum, stellte sie mir in pinken Bikinis am Strand vor und beäugte die Scheinwerferkonstruktionen interessiert. Aufstehen hätte ich noch immer nicht können – also nicht, ohne peinlich berührte Blicke einzufangen, aber ein wenig Druck nahm der Ablenkungsversuch dennoch von mir.
Brian stand auf, als die Kids ihr Werk vollendet hatten, drehte sich ein paar Mal vor der Kamera und dem Publikum und zeigte allen die Werke der Kinder auf seinem Körper. Das Publikum raste vor Begeisterung. Mein Herz raste ebenso vor Begeisterung. Mein bestes Stück bekam sich vor lauter Euphorie kaum mehr ein.
Dann war die Aufzeichnung beendet. Schreck!
Dicke, alte, hässliche Frauen in rosa Bikinis. Dicke, alte, hässliche Frauen in rosa Bikinis. Dicke, alte, hässliche Frauen in rosa Bikinis. Dicke, alte, hässliche Frauen in rosa Bikinis.
Das half immer! Noch war an Aufstehen nicht zu denken, auch wenn einige der Besucher bereits zum Ausgang strömten. Unsere Reihe hatte sich, bis auf uns beide bereits geleert. André schob unauffällig an seinem Schritt herum. Auch ich bog und drückte bei mir, sodass ich bald aufstehen konnte. Brian stand noch immer im Studio und regelte irgendwelche Sachen mit den Männern von seinem Team. Sein Blick wanderte zu uns und er grinste mit einem wissenden Lächeln. Da sich um uns herum alle Plätze bereits geleert hatten, war nun wohl offensichtlich, dass wir nicht mit unseren Kindern dort gewesen waren.
Oh nein. Nicht gut!
Ich sprang auf, nickte ihm schnell zu und zog einen ziemlich verblüfften André hinter mir her zum Ausgang.
Tief durchatmen war angesagt, als wir das Gebäude verlassen hatten. André schaute an mir herunter und begann laut zu lachen. Zeigte, vor allen Leuten immer wieder auf den kleinen feuchten Fleck, der sich in meinem Schritt abzeichnete. Schnell machte ich mich auf den Weg zur Toilette gegenüber, um diesen kleinen Fauxpas zu entfernen.
Frech grinste mein bester Freund mich an, als ich wieder zu ihm hinaus auf die Straße trat.
„Schau mal“, sagte er und zeigte auf ein Plakat am Studio Gebäude, „in zwei Stunden gibt es noch mal eine Aufzeichnung der gleichen Show.“ Er zwinkerte mir zu und lachte.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein danke. Das brauche ich nicht noch mal. Voll peinlich. Das war aber auch mal ein Sahneschnittchen, oder?“
André nickte eifrig. „Was ich alles mit ihm und Farbe angestellt hätte …“, sinnierte er vor sich hin.
„Meinst du, ich hatte andere Gedanken? Schade, dass es verboten war, Fotos zu machen!“
„Ja, allerdings“, gab er zu, „aber zu Beginn hattest du doch eins gemacht, oder?“
Ich nickte. „Ja, aber da hatte er ja noch seine Klamotten an“, bedauerte ich und lachte wieder los.
„Komm gehen wir weiter. Es gibt noch viel zu sehen“, schlug André vor, nahm mich in den Arm und zog mich mit sich.
Danach ging es ins ‚Earthquake’. Das war vielleicht mal wieder eine coole Bahn - naja, schlimmer als E.T. ging es ja auch kaum. Man fuhr in einem U-Bahn Wagen von einer Haltestelle zur nächsten. Nicht schien bis zu jenem Moment ungewöhnlich, doch dann begann die Erde zu beben. Das Licht flackerte, Kabel rissen und versprühten ihre Funken vor dem Wagon. Die Menschen in dem Wagen schrien vor Panik. Sie drängten dichter aneinander, wie zusammengetriebenes Vieh. Mir wurde mulmig
Weitere Kostenlose Bücher