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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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versucht, seine Zustimmung zu bekommen, mehr Mandeln zu importieren. Wir haben gerade eine Schwemme. Also dachte ich mir, dass ich mal ein wenig Lobbyarbeit mache. Meine Mitarbeiter wissen, dass sie mich nicht stören dürfen, wenn ich an einer solchen Sache dran bin. Ich hätte deinem Mäuschen fast die Hölle heiß gemacht, bis mir klar wurde, dass es aus deinem und nicht meinem Büro angerufen hat.«
    Heffer fragte sich wieder einmal, welches politische Kalkül dahintersteckte, dass Präsident Webster ausgerechnet Soram zum Handelsminister ernannt hatte. Die Kanh reagierten äußerst allergisch auf Nüsse. Der erste Staatsempfang für die Kanh hätte fast mit einer Katastrophe geendet, weil man in der Küche versehentlich Erdnussöl für eine der Vorspeisen verwendet hatte. Zwei Drittel der teilnehmenden Kanh erlitten Risse in ihren Verdauungsblasen. Die Tatsache, dass Soram die Kanh bewegen wollte, Mandeln zu importieren, war ein deutliches Zeichen für seine völlige Ahnungslosigkeit und für die Bereitschaft des Kanh-Botschafters (der alles andere als ahnungslos war), Sorams Unwissenheit auszunutzen, um ein paar Runden lang auf einem der besten Golfplätze des Landes spielen zu können.
    Nun gut, wir brauchten Philadelphia, und er hat dort für uns die Wahl gewonnen, dachte Heffer. Jetzt ist es zu spät, sich deswegen Sorgen zu machen. »Ted«, sagte Heffer. »Es hat einen Zwischenfall gegeben. Einen ziemlich ernsten. Ein Mitglied unserer Delegation ist heute während der Verhandlungen gestorben. Genauso wie einer der niduanischen Repräsentanten. Und wir glauben, dass unser Mann den Nidu ermordet hat, bevor er selber umkam.«
    Soram lächelte unsicher. »Ich kann dir nicht folgen, Jim.«
    Heffer schob Soram das Röhrchen über den Schreibtisch zu. »Das hat er benutzt«, erklärte Heffer. »Wir sind uns ziemlich sicher, dass dieses Gerät dazu dient, chemische Signale zu senden, die die Nidu riechen und mit ihrem Duftkode interpretieren können. Wir glauben, dass unser Mann das Gerät heimlich in den Konferenzraum geschmuggelt hat. Er wollte gezielt den Verhandlungsführer der Nidu in Rage versetzen, bis er einen Schlaganfall erleidet. Er selbst hatte unmittelbar danach einen Herzinfarkt. Er starb lachend, Ted. Das alles hat keinen guten Eindruck gemacht.«
    Soram nahm das Röhrchen in die Hand. »Wo hat er es versteckt?«, fragte er.
    »In seinem Arschloch«, sagte Ben Javna.
    Soram zuckte zusammen und ließ das Ding zu Boden fallen. Dann lächelte er verlegen und legte es wieder auf den Schreibtisch. »Entschuldigung«, sagte er. »Woher weißt du das alles, Jim? Das ist eine Angelegenheit des Handelsministeriums.«
    Heffer nahm das Röhrchen und verstaute es in einer Schreibtischschublade. »Ted, wenn einer von deinen Leuten einen Nidu-Diplomaten umbringt, wird das zwangsläufig zu meiner Angelegenheit, ob es nun um Handelsfragen geht oder nicht. Wir im Außenministerium haben ein berechtigtes Interesse daran, dass die Handelsgespräche mit den Nidu reibungslos ablaufen. Und ich weiß, dass du als Handelsminister nicht unbedingt für hartes Durchgreifen bekannt bist. Also haben wir von hier aus verfolgt, wie sich die Sache entwickelt.«
    »Ich verstehe«, sagte Soram.
    »Vor diesem Hintergrund betrachtet«, fuhr Heffer fort, »muss ich zugeben, dass mich diese Angelegenheit sehr überrascht hat. Im Handelsministerium wimmelt es von Leuten, die gegen die Nidu sind, und zwar schon seit Jahren und auch nachdem die gegenwärtige Regierung gewählt wurde. Aber so etwas war uns neu. Wir haben damit gerechnet, dass irgendwelche kleineren Funktionäre ein paar Steine in den Weg legen. Darauf waren wir vorbereitet. Aber wir waren nicht darauf gefasst, dass einer von deinen Leuten bereit war, zum Mörder zu werden, um die geleistete Arbeit zunichtezumachen.«
    »Wir haben die größten Unruhestifter rausgeschmissen«, versicherte Soram. »Wir haben uns jeden einzelnen Namen auf der Liste vorgenommen und sie einen nach dem anderen herausgepickt.«
    »Einen habt ihr übersehen, Ted.«
    »Wer war es?«, wollte Soram wissen.
    »Dirk Moeller«, sagte Javna. »Kam während der Griffin-Regierung an Bord. Davor hat er für das Amerikanische Institut für Kolonisation gearbeitet.«
    »Von ihm habe ich noch nie gehört.«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Javna mit ironischem Unterton.
    Selbst Soram entging es nicht. »Versuch nicht, mir die Schuld daran zu geben! Wir haben die meisten erwischt. Aber ein paar mussten einfach

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