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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bill Conolly schwitzte nicht nur wegen des feuchten, für ihn ungewohnten Klimas, es lag auch an der Umgebung, daß er sich nicht eben wohl fühlte.
    Die wenigsten Menschen mochten Friedhöfe, von Totengräbern und einigen Gärtnern, die dort beruflich zu tun hatten, vielleicht einmal abgesehen. Der Reporter hatte auf diesem Friedhof zwar auch in gewissem Sinne beruflich zu tun, dennoch wünschte er sich in einem Pub zu sitzen, Bier zu trinken, Darts zu spielen und sich mit Freunden zu unterhalten.
    Statt dessen stand er inmitten der alten, unheimlichen Grabsteine, der finsteren Büsche, der tropischen Vegetation und der schmalen Wege, die den Friedhof wie ein Schachbrettmuster durchzogen.
    Es war schon dunkel geworden. Mit der Dämmerung war auch der Wind aufgekommen. Warmer Südwestwind, der seinen Weg bereits über den Golf von Mexiko genommen hatte.
    Bill leckte über seine Oberlippe und spürte den salzigen Schweißgeschmack im Mund. Sein Hals war trocken geworden, Bill sehnte sich nach etwas Kaltem, doch die nächste Bar war ziemlich weit weg.
    Der Leinenanzug klebte am Körper, das dünne Hemd ebenfalls.
    Die Krawatte hatte Bill schon längst gelockert, dennoch kam er sich vor, als würde man ihm bei jedem Atemzug einen Teil der Luft wieder wegnehmen.
    Trotz der spätabendlichen Stunde herrschte auf dem Friedhof keine Ruhe. Die Geräusche drangen von überall her an die Ohren des einsamen Mannes. Ein ständiges Zischeln; Raunen, Wispern und Flüstern, als wären die zahlreichen Toten dabei, sich untereinander zu verständigen, um das Opfer, den Lebenden, zerreißen zu können.
    Nicht die Toten redeten, die Tiere der Nacht waren erwacht. Um den Friedhof wuchs dichte, subtropische, dschungelartige Vegetation mit hohen Bäumen, dichten Büschen, verfilztem Unterholz und auch den gefährlichen Schlangen, die in den Sumpflöchern, Tümpeln und Teichen lauerten. Myriaden von Mücken stiegen aus der Feuchtigkeit hoch, sahen in Bill Conolly ein Opfer und stürzten sich auf ihn.
    Längst hatte der Reporter es aufgegeben, nach ihnen zu schlagen.
    Es war sinnlos.
    Am Himmel stand der bleiche Tropenmond!
    Fast voll und auch sehr blaß glotzte er, wie ein nicht fertig gemalter Kreis auf die Erde nieder. Sein silbriger Schein senkte sich wie eine lange Gardine auf die Erde nieder, wobei er auch den einsamen Friedhof traf.
    Er berührte die Grabsteine, von denen die meisten aus hellem Material bestanden. Sehr weiß, formschön, auch manchmal kitschig, wenn aus den Steinen Engel, Heilige und auch der Tod als stilisiertes Skelett geschaffen worden waren.
    Ein Friedhof, der auf Bill Conolly sehr fremd wirkte, aber man hatte ihm dieses Gelände als Treffpunkt genannt, und er hatte auf keinen Fall kneifen wollen.
    Der Wind wehte gegen sein schweißnasses Gesicht. Er trocknete die Haut nicht einmal. Bill wischte sich über die Augen, ging weiter und schlurfte durch dichtes, grünes Gras.
    Mangrovenbäume ließen ihre langen Blätter traurig herabhängen.
    Die Spitzen kitzelten Bills Körper. Wenn sie über sein Gesicht strichen, hatte er das Gefühl, von Fingerkuppen berührt zu werden.
    Er wandte sich nach rechts, vorbei an zwei Gräbern, auf denen Kerzen brannten. Die Kerzen steckten in roten Glasgefäßen und übergossen die Erde wie mit einem wahren Blutschleier.
    Neben einem besonders hohen Grabstein blieb der Reporter stehen. Er lehnte sich an ihn. Der Grabstein bestand aus einer Platte, in die ein Gesicht eingemeißelt worden war. Es zeigte die Züge des hier in der Erde liegenden Menschen.
    Die Geräusche nahmen nicht ab. Ständig raschelte und zischte es um Bill Conolly. Die Tiere der Nacht ließen sich anscheinend nicht stören.
    Würde sie kommen?
    Bill konnte es nur hoffen. Versprochen hatte sie es ihm jedenfalls, und er dachte an sie.
    Evangeline Cortland…
    Bill dachte an den Namen und konnte es noch immer nicht fassen, daß jemand überhaupt so hieß. Aber es stimmte, sie hieß tatsächlich so, sie hatte es ihm bei der telefonischen Kontaktaufnahme gesagt und diesen Friedhof als Treffpunkt vorgeschlagen.
    Es war nicht ungewöhnlich für sie, daß sie diesen Ort gewählt hatte, schließlich war sie eine ungewöhnliche Person.
    Und sie brauchte Hilfe. Das jedenfalls war dem Reporter versichert worden.
    Er wartete weiter, schwitzte, schaute ab und zu auf den Mond, verscheuchte Mücken, blickte dann über die Grabsteine hinweg und bekam den Eindruck, als würden sie sich bewegen.
    Bill schüttelte den Kopf. Daß dieses

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