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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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festzuhalten und nicht in die Dunkelheit hinausgewirbelt zu werden, was jedoch lediglich bedeutete, dass sie die letzten Sekunden ihres Lebens damit verbrachten, sich die Lungen aus dem Leib zu husten. Der Tod entspannte ihre Körper, dann brachen die beiden zusammen, während die letzten Luftreste in der Sektion an ihren flatternden Uniformen zerrten.
    »Ihre Befehle, Captain?«, sagte Picks.
    »Sichern Sie das Leck und starten Sie die Rettungskapseln«, sagte Lehane. »Aber halten Sie die von Creek noch einen Moment zurück, bis ich Ihnen die Anweisung zum Start gebe.«
    »Leck gesichert«, meldete Picks. »Starte jetzt die Kapseln.«
    Im nächsten Moment sah es aus, als wäre die Neverland von mehreren Perlenketten umgeben. Die Rettungskapseln schossen aus Röhren, die wie die Kammer einer Feuerwaffe aufgebaut waren. Nach der Aktivierung einer Kapsel wurde diese durch elektromagnetische Kraft nach draußen gestoßen, worauf ihre kleinen Manövrierdüsen den Betrieb aufnahmen, um die Flugbahn so zu ändern, dass das programmierte Ziel oder die nächste Sendeboje angesteuert wurde. Sofort nach dem Start wurde die nächste Kapsel in die Kammer befördert, damit die nächsten zehn Passagiere einsteigen konnten. Auf diese Weise lief die Rettungsaktion äußerst effizient und erstaunlich schnell ab. Die neue Kapsel stand innerhalb von weniger als fünf Sekunden hinter der Luftschleusentür bereit, nachdem die vorige auf den Weg gebracht worden war. Im Schiff gab es 144 Kapseln, mehr als genug für Passagiere und Besatzung. Außer heute, wo sich ganze zwei Passagiere die Plätze in sämtlichen Kapseln teilen konnten. Lehane betete, dass die Sache für die Neverland gut ausging.
    Picks startete immer mehr Rettungskapseln, die sich rund um das Schiff im Weltall verteilten. Es ging viel schneller als unter normalen Umständen, weil die Wartezeit für das Einsteigen der Passagiere wegfiel. Lehane zählte vierzig, fünfzig, sechzig Kapseln, die nach draußen katapultiert wurden.
    »Starten Sie jetzt Creeks Kapsel«, sagte Lehane.
    »Gestartet«, bestätigte Picks kurz darauf.
    »Mit den anderen weitermachen. Bis alle draußen sind«, sagte Lehane.
    »Sir, wir werden vom Nidu-Schiff gerufen«, sagte Susan Weiss, die Kommunikationstechnikerin der Neverland. »Man verlangt, dass wir aufhören, Rettungskapseln auszuschleusen, und sie erkundigen sich nach dem Verbleib ihrer Soldaten.«
    »Antworten Sie nicht«, sagte Lehane. Inzwischen waren zu viele Kapseln draußen. Jetzt war es unmöglich geworden, sie alle abzuschießen, bevor eine den Bereich der Kommunikationsblockade verlassen und ein Notsignal absetzen konnte. Jetzt konnten es die Nidu nicht mehr riskieren, die Neverland in die Luft zu jagen, ohne dass es galaxisweit bekannt wurde. Lehane hatte kein Problem damit, ihnen ein bisschen auf die Füße getreten zu haben.
    »Die Nidu eröffnen das Feuer«, sagte Picks und schaltete eine neue Ansicht auf die Bildschirme des Captains.
    »Auf uns?«, fragte Lehane.
    »Noch nicht«, sagte Picks. »Wie es scheint, machen sie Jagd auf die Kapseln.«
    Lehane beobachtete, wie sich Raketen lautlos vom Nidu-Kriegsschiff entfernten und einige Sekunden später in Lichtblitze verwandelten, als sie ihre Ziele trafen.
    Halt dich fest, Creek, dachte Lehane. Du schaffst es.
    »Heiliger Strohsack!«, sagte Picks, während er auf seinen Monitor starrte.
    »Was ist los?«, fragte Lehane.
    Picks sah seinen Captain mit einem breiten Grinsen an. »Sie würden es bestimmt nicht glauben, wenn ich es Ihnen einfach sage«, erwiderte er und legte die Bildübertragung auf Lehanes Monitor.
    Lehane wandte sich wieder seinen Bildschirmen zu. Picks hatte recht. Er hätte es nie im Leben geglaubt, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.
    Es war ein Schlachtkreuzer der UNE, der etwa dreimal so groß wie das Kriegsschiff der Nidu war.
    »Die Kavallerie ist da«, sagte Lehane.

    Creek spürte, wie er nach vorn gerissen wurde, als die Rettungskapsel endlich startete. Robin schrie auf, in einer Mischung aus Angst, Überraschung und Dankbarkeit. Die vergangenen Minuten waren recht laut und mysteriös gewesen. Nach den Granaten hatten sie ein tiefes Knirschen gehört, gefolgt von gedämpften Rufen, dann einem Knall, einem Rauschen wie von einem Tornado und schließlich totaler Stille. Und dann war ihre Kapsel von der Neverland ausgestoßen worden. Creek hatte in seinem Leben schon mehrere nervenaufreibende Momente durchmachen müssen, darunter auch die

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