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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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dachte ich auch.«
    Von der anderen Seite der Luke war ein sehr lauter Knall zu hören.
    »Was war das?«, fragte Robin.
    »Ich vermute, eine Granate«, sagte Creek. »Offenbar versuchen sie sich durch das äußere Schott zu sprengen.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.« Creek hob das Gewehr und den Finger des Nidu-Soldaten auf. Falls die anderen Nidu bemerkt hatten, dass diese beiden Dinge fehlten, bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das Gewehr bereits über das Netzwerk deaktiviert worden war. Das bedeutete, dass es bestenfalls noch als Schlagwerkzeug einsetzbar war. Creek sah jedoch keinen Grund, Robin über diesen Punkt in Kenntnis zu setzen.
    »Sie sind in der Kapsel«, meldete Picks.
    »Stoppen Sie den Countdown«, sagte Captain Lehane. »Aber programmieren Sie sie bereits auf die Zielkoordinaten.«
    »Erledigt«, sagte Picks eine Sekunde später. »Und was wollen Sie jetzt tun?«
    »Machen Sie auch die anderen Rettungskapseln startbereit«, sagte Lehane und blickte zu den Überwachungsbildschirmen, auf denen er die Nidu-Soldaten sah, die sich vor der Luftschleuse versammelt hatten. »Und warten Sie, bis auch die restlichen Fliegen zum Honig gekommen sind.«
    Kurz darauf warf Picks einen Blick zum Monitor. »Die beiden da drinnen machen sich bestimmt in die Hose, weil die Kapsel immer noch nicht gestartet ist.«
    »Es dauert nicht mehr lange«, sagte Lehane. Vier weitere Soldaten waren auf dem Promenadendeck aufgetaucht, und dann kamen noch zwei. Vier fehlten noch, und dann konnte es losgehen.
    »Für Sie sagt sich das leicht«, erwiderte Picks, während er beobachtete, wie die Nidu in Deckung gingen, um sich vor der Granate zu schützen, die sie an der Luftschleuse angebracht hatten. »Sie hocken ja auch nicht in dieser Gummizelle.«
    »Da«, sagte Lehane und zeigte auf einen Bildschirm. Die letzten vier Nidu-Soldaten kamen die Treppe herauf und liefen zur Kapsel hinüber. »Das wären alle. Bestätigen Sie mir das bitte, Aidan.«
    Picks beugte sich über die Monitore und zählte die Nidu durch. »Ich komme auf zwölf«, sagte er. »Das wären alle, die noch auf eigenen Beinen stehen können.«
    »Aidan«, sagte Captain Lehane, »ich glaube, wir haben da ein ganz böses Leck auf dem Promenadendeck. Rufen Sie für das Schiff den Notstand aus. Ich erteile Ihnen die Erlaubnis, das Promenadendeck abzuschotten. Versiegeln Sie bitte zuerst das linke Achterdeck, denn da befindet sich das Leck.«
    Picks grinste. »Verstanden, Captain.« Dann ging er, um alles in die Wege zu leiten.
    Promenadendecks waren für kommerzielle Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig ein Segen und ein Fluch. Sie mussten mit großen Fenstern ausgestattet sein, damit die Passagiere in ehrfürchtigem Staunen Sterne, Planeten und andere Himmelskörper bewundern konnten und sich Prospekte mit tollen Bildern herstellen ließen, um Hausfrauen aus dem Mittelwesten und ihren knauserigen Ehemännern die Idee einer interstellaren Kreuzfahrt zu verkaufen. Der Fluch war, dass die Promenadendecks durch die Fenster zum instabilsten Teil eines Raumschiffes wurden. Bei einem guten Zufallstreffer durch einen Meteroiden oder ein Trümmerstück bestand die statistisch recht kleine, aber nicht völlig auszuschließende Gefahr, dass das Fenster eingedellt oder gar eingeschlagen wurde, worauf die Splitter und alle bedauernswerten Passagiere, die sich in der Nähe aufhielten, in die Schwärze des Alls gesogen wurden.
    Nach einigen solchen schlagzeilenträchtigen Unfällen, einschließlich des besonders tragischen Vorfalls an Bord der Hong Kong Star, bei dem die Schwiegereltern eines UNE-Präsidenten sowie zwei weitere hochrangige Politiker in die Kälte des Vakuums gerissen wurden, musste jedes Kreuzfahrtschiff unter der Flagge der UNE mit einem Promenadendeck in der Lage sein, wenigstens das gesamte Deck, aber vorzugsweise mehrere Sektionen des Decks abschotten zu können, damit ein Leck an dieser Stelle nicht die strukturelle Integrität des gesamten Schiffes gefährdete oder mehr Passagiere als unbedingt nötig dem Risiko aussetzte, plötzlich ohne Raumschiff ihre Kreuzfahrt durch den Kosmos fortsetzen zu müssen.
    Nach den UNE-Sicherheitsbestimmungen musste im Fall eines katastrophalen Lecks an Bord eines Schiffs von der Größe der Neverland das Promenadendeck in weniger als 15 Sekunden isoliert werden können. Bei Übungen hatte es die Besatzung der Neverland in durchschnittlich 12,6 Sekunden geschafft. Die Abriegelung einzelner Sektionen

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