Androidenträume
wissen zu lassen, dass wir besorgt sind«, sagte Narf-win-Getag. »Wir gingen davon aus, dass wir ohne Schwierigkeiten eine neue Herde zusammenstellen können, wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind. Nach dem ursprünglichen Zeitplan wäre die Konferenz innerhalb der folgenden zwei oder drei Tage beendet worden, und wir hätten bis zur Zeremonie noch genug Zeit für die Lieferung der Schafe gehabt. Die Situation war nicht kritisch – zumindest dachten wir das. Aber die heutigen Ereignisse haben die Angelegenheit natürlich verkompliziert, vor allem, weil es in den Verhandlungen zwischen Sral-win-Getag und Dirk Moeller um den Handel mit Schafen ging.«
»Das ist kein Problem«, sagte Heffer. »Sie können so viele Schafe haben, wie Sie brauchen. Mit den besten Empfehlungen vom Außenministerium.«
»Ich fürchte, so einfach ist das nicht, Minister«, sagte Narf-win-Getag. Er beugte sich vor, zog einen Datenschirm aus seiner Aktentasche und legte ihn auf Heffers Schreibtisch. »Es dürfen nicht irgendwelche Schafe sein. Es müssen Schafe einer ganz besonderen und äußerst seltenen Rasse sein. Es handelt sich sogar um eine Rasse, die speziell für die auf-Getag-Sippe gezüchtet wurde, als diese an die Macht kam. Ihr bemerkenswertestes körperliches Merkmal ist die Farbe ihrer Wolle.«
Heffer griff nach dem Schirm, der das Bild eines dicken Schaft mit elektrisch-blauer Wolle zeigte.
»Diese Züchtung heißt Androidentraum«, sagte Narf-win-Getag.
»Seltsamer Name«, bemerkte Heffer und schob den Datenschirm zurück.
»Er soll irgendeine literarische Bedeutung haben«, erklärte Narf-win-Getag und griff nach dem Schirm. »Obwohl ich mir keinen einleuchtenden Zusammenhang vorstellen kann. Wie auch immer, jedenfalls wurde das Patent auf diese Rasse von den damaligen Genetikern und der irdischen Regierung für immer den auf-Getag überlassen. Natürlich haben die auf-Getag stets genau darauf geachtet, wer mit dieser Züchtung arbeiten darf. Es wurden nur sehr wenige Zuchtgenehmigungen erteilt, und sie waren so restriktiv, dass niemand mit der Züchtung dieser Schafe ein Geschäft machen kann. Also bestand von Anfang an kein großes Interesse.«
»Wollen Sie damit sagen, dass sonst niemand die Androidentraum-Schafe gezüchtet hat?«, fragte Heffer.
»Wir kennen nur einen Züchter, den ursprünglichen Züchter in der Brisbane-Kolonie«, sagte Narf-win-Getag. »Obwohl wir das Zuchtpatent besitzen, war es dem Züchter nicht möglich, uns die Schafe direkt zu verkaufen, weil die kolonialen Exportgesetze so streng sind. Wir beabsichtigten, während der Verhandlungen um eine Ausnahmegenehmigung zu bitten.«
»Diese Genehmigung können Sie von uns auch so bekommen«, sagte Heffer.
»Es freut mich, das zu hören«, erwiderte Narf-win-Getag. »Aber da wäre noch eine weitere Komplikation in Betracht zu ziehen. Vor meiner Ankunft auf der Erde erfuhren wir, dass der Virus auch die Bestände auf Brisbane angegriffen hat. Sämtliche Herden von Androidentraum-Schafen sind bereits tot oder liegen im Sterben.«
»Und Sie vermuten, dass das kein Zufall ist«, sagte Heffer.
»So ist es«, bestätigte Narf-win-Getag. »Wer auch immer den Virus auf Brisbane in Umlauf gebracht hat, weiß, was wir wissen. Jetzt hoffen wir, dass sie vielleicht nicht wissen, was Sie wissen. Trotz unserer Restriktionen zweifeln wir nicht daran, dass irgendwer irgendwo unbemerkt diese Schafe weitergezüchtet hat. Und unter den gegebenen Umständen hoffen wir sogar, dass es so ist.«
»Was erwarten Sie also von uns?«, fragte Heffer.
»Wir geben Ihnen die genetischen Informationen für die Androidentraum-Schafe. Wir bitten Sie, hier auf der Erde einen Züchter zu finden, der solche Schafe hat. Ein reinrassiges Tier wäre natürlich optimal. Aber es wäre auch akzeptabel, wenn eine gewisse genetische Ähnlichkeit vorhanden ist. Und Sie müssen innerhalb einer Woche fündig werden. Und es wäre uns am liebsten, wenn die Suche lautlos vonstatten ginge.«
Heffer rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Das mit der Lautlosigkeit finde ich gut, aber die übrigen Punkte machen mir große Sorgen. Sie gehen davon aus, dass wir die DNS jedes Schafs auf der Erde in irgendeiner staatlichen Datenbank erfasst haben. Die Regierung sammelt alle möglichen Informationen, aber so etwas dürften nicht einmal wir haben.«
»Haben wir auch nicht«, sagte Javna. »Aber jemand anderer.«
Heffer und Narf-win-Getag wandten sich gleichzeitig Javna zu.
»Bitte fahren
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