Andromeda
bemerken.
Sie begrüßten sich und nahmen Platz. Stone griff in die Tasche und holte zwei Schlüssel hervor. Einer war silbern, der andere rot. Der rote Schlüssel war an einer Kette befestigt. Er überreichte ihn Hall. »Hängen Sie sich das um den Hals«, sagte er. Hall betrachtete den Schlüssel. »Was soll das?« Leavitt warf ein: »Ich fürchte, Mark weiß immer noch nicht über die Außenseiter-Hypothese Bescheid.«
»Ich dachte, das sollte er im Flugzeug …«
»Seine Akte war redigiert.«
»Ach so.« Stone wandte sich an Hall. »Sie wissen also nichts über die Außenseiter-Theorie?«
»Nichts«, antwortete Hall und betrachtete nachdenklich den Schlüssel.
»Und es hat Ihnen auch niemand gesagt, daß man Sie hauptsächlich deshalb ausgewählt hat, weil Sie unverheiratet sind?«
»Was hat denn das alles mit …«
»Es ist tatsächlich so, daß Sie der Außenseiter sind, der entscheidende Faktor, der Schlüssel zu allem. Buchstäblich.« Er nahm seinen Schlüssel und ging in eine Ecke des Konferenzraumes. Dort drückte er auf einen verborgenen Knopf. Ein Stück Wandverkleidung glitt beiseite und gab ein brüniertes Metallpult frei. Er schob seinen Schlüssel in eine Öffnung und drehte ihn herum. Über dem Pult leuchtete ein grünes Licht auf. Er trat zurück. Die Wandverkleidung schloß sich wieder.
»In der untersten Etage ist eine atomare Selbstvernichtungsanlage untergebracht«, sagte Stone. »Sie wird vom Innern des Labors aus gesteuert. Ich habe gerade meinen Schlüssel eingesetzt und damit den Mechanismus scharf gemacht. Die Vorrichtung kann jetzt explodieren. In diesem Stockwerk kann der Schlüssel nicht mehr herausgenommen werden, er sitzt fest im Schloß. Ihr Schlüssel hingegen kann eingeführt und wieder herausgenommen werden. Von dem Zeitpunkt, wo die Sprengung ausgelöst wird, bis zur eigentlichen Zündung der Atombombe vergehen drei Minuten. Diese Frist wurde vorgesehen, damit Sie überlegen und den Sprengbefehl eventuell widerrufen können.«
Halls Stirn lag immer noch in tiefen Falten. »Aber warum gerade ich?«
Stone öffnete seine Aktenmappe und zog ein Aktenstück heraus. »Lesen Sie!« Es war die Wildfire-Akte. »Seite 255«, sagte Stone.
Hall blätterte bis Seite 255.
Projekt: Wildfire
ÄNDERUNGEN
1. Mikroporenfilter, eingefügt in das Belüftungssystem. Die ursprüngliche Filtersorte bestand aus einer Schicht Styrilen mit einer maximalen Auffangleistung von 97,4 %. Ersetzt im Jahre 1966, als Upjohn Filter entwickelte, die Organismen bis zur Größe eines Mikron festhalten können. Fangleistung 90 % pro Schicht, bei drei Schichten der Membrane daher insgesamt 99,9 %. Verbleibende Infektrate von 0,1 % zu gering, um schädlich zu sein. Kostenfaktor für vier- bis fünffache Membrane und einer Aussonderung bis auf 0,001 % im Verhältnis zur erzielbaren Verbesserung zu hoch. Toleranz von 1/1000 als ausreichend angesehen. Einbau abgeschlossen am 12.8.1966.
2. Atomare Selbstvernichtungsanlage, Zeitgeber des Zünders verändert, siehe AEC/Vert.-Min. Akte 77-12-0918.
3. Atomare Selbstvernichtungsanlage, Revision der Zeitpläne für Sprengsatzüberwachung durch K-Techniker, siehe Akte AEC/Warburg 77-14-0004.
4. Atomare Selbstvernichtungsanlage, Änderung der endgültigen Befehlsbefugnis. Siehe Akte AEC/Vert.-Min. 77-14-0023. NACHSTEHEND ZUSAMMENFASSUNG.
ZUSAMMENFASSUNG DER AUSSENSEITER-HYPOTHESE:
Zuerst als Nullhypothese vom Wildfire-Beratungsausschuß geprüft.
Entstanden aus Testserie, die von der Luftwaffe (NORAD) zur
Bestimmung der Verläßlichkeit von Kommandanten bei Entscheidungen über Leben und Tod durchgeführt wurden. Die Tests betrafen Entscheidungen anläßlich von zehn Planspielen mit vorgegebenen Alternativen, ausgearbeitet von der Psychiatrischen Abteilung des Walter-Reed-Hospitals nach einer Testanalyse durch die Biostatistische Abteilung NIH, Bethesda. Getestet wurden Piloten und Bodenpersonal des Strategie Air Command, NORAD-Mitarbeiter und andere Personen, die an Entscheidungen bzw. ihrer aktiven Ausführung beteiligt sind. Zehn Planspiele, entworfen vom Hudson-Institut; Testpersonen wurden aufgefordert, in jedem Fall mit ja/nein zu entscheiden. Bei den geforderten Entscheidungen ging es in allen Fällen um thermonukleare oder chembiol. Vernichtung von Feindzielen. Daten vorhanden über 7420 Personen, die nach H 1 H 2 -Programm für multifaktorielle Varianzanalyse getestet wurden; später weitere Tests durch ANOVAR-Pogramm;
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