Andromeda
unterwegs.« Er drückte einen Knopf auf dem Armaturenbrett am Kopfende des Tisches. Ein Fernsehschirm flackerte auf und zeigte den kegelförmigen Satelliten in der Plastikhülle, der bereits nach unten geschafft wurde. Er ruhte sicher in mechanischen Greifern.
»Der innere Kern dieses Bauwerks«, fuhr Stone fort, »enthält Aufzüge und Versorgungsleitungen – Rohre, Kabel und so weiter. In diesem Schacht sehen Sie die Kapsel in diesem Augenblick. In Kürze wird sie im untersten Stockwerk in einer hochsterilen Kammer untergebracht.« Er sprach dann über die zwei Überraschungen, die er aus Piedmont mitgebracht hatte. Das Fernsehbild verschob sich und zeigte Peter Jackson, der auf einer Pritsche lag und mit beiden Armen an Infusionen angeschlossen war.
»Dieser Mann hat die betreffende Nacht offenbar überlebt. Er wurde von den Flugzeugen aus bei den Luftaufnahmen gesichtet, und er war auch am Morgen darauf noch am Leben.«
»Wie ist sein jetziges Befinden?«
»Ungewiß«, antwortete Stone. »Er ist bewußtlos und hat heute vormittag Blut erbrochen. Wir haben ihn zur Ernährung an eine Dextrose-Infusion angeschlossen, auch um einem Schock vorzubeugen, bis wir ihn näher untersuchen können.«
Stone drückte auf einen anderen Knopf. Der Schirm zeigte jetzt das Baby. Es lag angeschnallt in einem Bettchen und weinte. Aus einem Plastikbehälter lief eine Infusionsleitung zu einer Kopfvene.
»Dieses Kerlchen hat die letzte Nacht ebenfalls überlebt«, sagte Stone. »Wir haben ihn deshalb mitgenommen. Da die Direktive 7-12 eingeleitet wurde, konnten wir ihn nicht gut zurücklassen. Der Ort wird jetzt mit Hilfe einer Atombombe vernichtet. Außerdem sind der Kleine und Jackson die einzigen, die uns vielleicht einen Weg aus diesem Wirrwarr zeigen können.«
Stone und Burton berichteten dann Hall und Leavitt, was sie in Piedmont gesehen und erfahren hatten. Sie erläuterten ihre Beobachtungen: Fälle von unmittelbar eingetretenem Tod, absonderliche Selbstmorde, verstopfte Arterien, völliges Fehlen von Blutungen.
Hall hörte verblüfft zu. Leavitt saß da und schüttelte immer wieder den Kopf.
Als Stone fertig war, erkundigte er sich: »Irgendwelche Fragen?«
»Keine, die sich jetzt schon beantworten ließen«, sagte Leavitt.
»Dann wollen wir beginnen!« sagte Stone.
Sie begannen an einer Tür, auf der in schlichten Lettern zu lesen stand: zum stockwerk ii . Eine nichtssagende, direkte, fast alltägliche Ankündigung. Hall hatte etwas ganz anderes erwartet – vielleicht einen gestrengen Wachposten mit umgehängter Maschinenpistole, der die Ausweise überprüfte. Aber nichts dergleichen geschah, und er merkte, daß keiner der Männer Kennmarken oder Ausweise irgendwelcher Art besaß.
Er machte zu Stone eine Bemerkung darüber. »Stimmt«, sagte Stone. »Wir haben uns von Anfang an gegen Kennmarken oder Namensschildchen entschieden. Sie ziehen leicht Erreger an und lassen sich schwer sterilisieren. Normalerweise bestehen diese Dinger aus Plastik und schmelzen bei einer Sterilisierung durch Hitze.« Die vier Männer schritten durch die Tür. Diese schlug hinter ihnen zu und wurde mit einem zischenden Geräusch luftdicht versiegelt. Hall stand in einem gekachelten Raum, der bis auf einen Korb mit der Aufschrift kleidung leer war. Er zog seinen einteiligen Anzug aus und warf ihn in den Korb. Ein kurzer Lichtblitz, und der Anzug war eingeäschert. Als er sich dann kurz umdrehte, bemerkte er auf der Rückseite der Tür, durch die er gerade gekommen war, einen Hinweis: »Rückkehr zum Stockwerk I durch diesen Zugang nicht möglich!«
Er zuckte die Achseln; die anderen Männer gingen bereits durch eine zweite Tür hinaus, auf der einfach ausgang stand. Er folgte ihnen und wurde gleich darauf in Dampfwolken gehüllt. Es herrschte ein eigenartiger Geruch nach Tannennadeln. Offenbar handelte es sich um ein Desinfektionsmittel mit Duftzusatz. Er setzte sich völlig entspannt auf eine Bank und ließ sich ganz von dem Dampf einhüllen. Den Zweck dieser saunaähnlichen Einrichtung konnte er leicht erraten: Die Hitze öffnete die Poren, und der Dampf wurde außerdem in die Lungen eingeatmet. Die vier Männer sagten kaum etwas und warteten, bis ihre Körper feucht glänzten. Dann betraten sie den nächsten Raum.
Leavitt fragte Hall: »Was halten Sie davon?«
»Solche römischen Bäder haben mir schon immer Spaß gemacht«, antwortete Hall.
Der nächste Raum enthielt ein flaches Becken (»nur Füße eintauchen!«) und
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