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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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daß diese Organismen zwei Enzyme absondern, die das Blut verändern.
    Ein Enzym war das sogenannte Exotoxin, das Haut zerstört und rote Blutkörperchen auflöst. Das andere war ein Koagulans, das die Bakterien mit einer Schutzhülle aus Protein umgibt, um eine Zerstörung durch weiße Blutkörperchen zu verhindern.
    Es war also durchaus möglich, daß Blut durch Bakterien verändert wird, und zwar auf verschiedene Art und Weise: Streptokokken erzeugen das Enzym Streptokinase, das koaguliertes Plasma auflöst. Klostridien und Pneumokokken erzeugen eine Anzahl von Hämolysinen, die rote Blutzellen zerstören. Auch Malaria und Amöben vernichten rote Blutkörperchen, indem sie sie als Nahrung verdauen. Das tun auch andere Parasiten. Möglich war so etwas durchaus.
    Das half ihnen jedoch bei ihrer Suche nach dem Wirkungsmechanismus des Scoop-Organismus nicht weiter. Burton versuchte sich an den genauen Ablauf der Blutgerinnung zu erinnern. Er wußte noch, daß der Vorgang an einen Wasserfall erinnert: Ein Enzym wird frei und aktiviert, es wirkt auf ein zweites Enzym ein, dieses auf ein drittes, das dritte macht ein viertes frei – und so weiter, bis nach Durchlaufen von zwölf oder dreizehn verschiedenen Stufen endlich das Blut gerinnt.
    An alles andere, an die Einzelheiten, erinnerte er sich nur noch vage: an die Zwischenstadien, die erforderlichen Enzyme, Metalle, Ionen und lokalen Faktoren. Das alles war schrecklich kompliziert. Er schüttelte den Kopf und versuchte zu schlafen.
    Leavitt, der klinische Mikrobiologe, durchdachte die zur Isolierung und Identifizierung des auslösenden Organismus nötigen Schritte. Diese Gedankengänge waren ihm nicht neu. Schließlich war er einer der Begründer der Gruppe, einer der Autoren des Protokolls über die Analyse fremder Organismen. Doch jetzt, wo er im Begriff stand, diesen Plan in die Tat umzusetzen, kamen ihm Zweifel. Wenn sie vor zwei Jahren nach dem Essen beisammensaßen und alles theoretisch erörterten, war es ihnen großartig vorgekommen, ein amüsantes Denkspiel, ein abstrakter Test für Witz und Scharfsinn. Aber jetzt, wo sie es mit einem echten Erreger zu tun hatten, der ebenso echte wie absonderliche Todesfälle verursachte, fragte er sich, ob sich ihre Pläne tatsächlich als so wirksam und lückenlos erweisen würden, wie sie damals angenommen hatten.
    Die ersten Schritte waren noch recht einfach. Sie mußten die Kapsel genau untersuchen und von jedem Organismus, den sie entdeckten, auf Nährlösungen Kulturen anlegen. Dabei blieb nur zu hoffen, daß sie tatsächlich auf einen Organismus stießen, mit dem sich arbeiten und experimentieren ließ, den sie identifizieren konnten.
    Danach galt es zu entdecken, wie der Erreger wirkt. Einen Hinweis gab es bereits: Er tötete durch Blutgerinnung. Sollte sich diese Annahme als richtig erweisen, hatten sie einen guten Ausgangspunkt; wenn nicht, vergeudeten sie damit möglicherweise viel kostbare Zeit. Er mußte an das Beispiel der Cholera denken. Seit Jahrhunderten kannte die Menschheit die Cholera als tödliche Krankheit mit schweren Durchfällen; zuweilen kam es zur Absonderung von Flüssigkeitsmengen bis zu dreißig Litern pro Tag. Das wußten die Menschen, aber sie glaubten, die tödliche Wirkung der Krankheit habe nicht direkt etwas mit dem Durchfall zu tun. Sie suchten nach etwas anderem: einem Gegenmittel, einem Medikament, einer Möglichkeit, den Erreger zu vernichten. Erst in unserer Zeit wurde entdeckt, daß Cholera in erster Linie durch Austrocknung tötet; wenn es gelingt, die Flüssigkeitsverluste des Patienten schnell genug zu ersetzen, übersteht er die Infektion ohne Medikamente und sonstige Behandlung. Durch Behandlung der Symptome kuriert man die Krankheit.
    Traf das auch auf den Scoop-Organismus zu? Konnte man die Krankheit heilen, indem man der Blutgerinnung entgegenwirkte? Oder war das Gerinnen des Blutes nur die sekundäre Erscheinung einer viel ernsteren Ursache? Noch eine andere Sorge quälte ihn, eine nagende Angst, die er seit dem allerersten Planungsstadium des Projekts Wildfire nie wieder losgeworden war. Bei diesen ersten Besprechungen hatte Leavitt die Möglichkeit angedeutet, daß sich das Wildfire-Team unter Umständen eines extraterrestrischen Mordes schuldig machen könnte. Leavitt hatte nämlich darauf hingewiesen, daß alle Menschen, unabhängig von aller wissenschaftlicher Objektivität, von gewissen Vorurteilen nicht loskommen, wenn sie über das Leben sprechen. Zu diesen

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