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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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glauben, doch dann blieb mir nichts anderes übrig. Sie reagierten einfach nicht – weder auf mein Rufen noch auf mein Hin- und Herlaufen, noch auf die Schläge meiner Fäuste, die ich zuletzt voller ohnmächtiger Erbitterung gegen die unsichtbare Scheidewand führte.
    Wollten sie nicht oder konnten sie nicht? Ich war völlig außer mir. Sie mußten mich doch hören, sehen, zumindest meinen an der Wand entlangtaumelnden Schatten wahrnehmen.
    Sie hörten nicht, sie sahen nicht, sie nahmen nichts wahr. Dies Spiel trieb ich wohl eine volle Stunde, dann erst fühlte ich mich wirklich überzeugt. Es war und blieb so: Ich konnte nicht zu ihnen, obwohl ich sie unmittelbar vor mir hatte.
    Da sank ich endlich erschöpft an der Trennwand herab und spürte, wie sehr ich mich verausgabt hatte. Und noch etwas anderes nahm ich zur Kenntnis: aufsteigenden Zorn gegen jene dort, die so stumm und gleichgültig dahinschritten, als könne sie nicht einmal mehr ein Weltuntergang aus ihrer Ruhe reißen.
    Dies war nun ein neues Gefühl. Ich war erbittert gewesen, verzweifelt, hatte Glaube, Mut und Hoffnung verloren und wiedergewonnen, hatte wohl manchmal auch den Anflug eines Vorwurfs gegen jene dort in mir aufsteigen gefühlt – aber zornig, nein, zornig war ich noch nie auf sie gewesen. Und dem Zorn nicht fern stand der Haß – das wußte ich. Soweit wollte ich es nicht kommen lassen, nie und nimmermehr.
    Ich wandte mich ab und biß mir vor Ingrimm in die Knöchel. Dann hatte ich mich wieder gefangen. Die Enttäuschung war zwar noch übergroß und stieg und fiel in mir, doch langsam nachher, jedoch stetig gewann die Vernunft die Oberhand. Vielleicht konnten sie mich wirklich nicht hören und sehen? Und dann lag es eben an mir, auch diese letzte Barriere noch zu überwinden.
    Ich kann es jetzt schon sagen: Ich überwand sie nicht! Nicht diesmal und nicht mit den Mitteln, die mir in jenem Augenblick zur Verfügung standen. Es war eben tatsächlich der Anfang der offenen Auseinandersetzung – ich wußte es nur immer noch nicht.
    Zunächst einmal verlegte ich mich auf das genauere Beobachten. Es befanden sich dreizehn Tantaliden in wallenden, weißen Gewändern da drüben. Wenn sie den Kopf flüchtig in meine Richtung wandten, erblickte ich ihre drei Augen geöffnet, und besonders das Scheitelauge schien mir bei jedem von ihnen besondere Größe zu besitzen und von einem inneren Licht geradezu erhellt zu sein. Es war genau das, was in uralten Schriften wohl ausgedrückt werden sollte, wenn dort stand: Ihre Augen sprühten Feuer.
    Ja, sie sprühten Feuer, die Tantaliden-Augen, aber sie sahen mich leider nicht. Und daß sie mich nicht hören konnten, das erschien mir verständlich, als sich einer von ihnen mit unbewußter Geste das lang herabwallende Haar zur Seite strich: Sie besaßen keine Ohren! Jedenfalls keine am Kopf, und ich vermochte mir kaum vorzustellen, mit welchem anderen Organ sonst sie hätten Schallwellen aufnehmen können. Überhaupt waren sie fremder, sehr viel fremder sogar, als der erste Anblick hätte vermuten lassen. Nicht sosehr die beeindruckende Körpergröße bewirkte das, auch nicht die drei Augen – es war etwas anderes, das mir erst ganz allmählich bewußt wurde. Da waren etwa ihre dicht behaarten Hände. Sie besaßen bei relativ kleiner Handfläche sechs überlange Finger von seltsamer Knochenlosigkeit. Das heißt, es wirkte eben, als ob sie keine Knochen besäßen. Sie bewegten sich wie kleine flinke Schlangen in jede beliebige Richtung gleichzeitig. Auch den Hand- und Armgelenken war diese beinahe Widerwillen hervorrufende Geschmeidigkeit eigen, ebenso ihren Beinen und ihrem Rückgrat. Sie vermochten auf solche Weise die unglaublichsten Bewegungen zu vollführen, zum Beispiel den Rumpf bei ruhender Beckenlage um fast hundertachtzig Grad zu drehen, und sie machten sehr oft von dieser befremdlichen Beweglichkeit Gebrauch. Dies also war es vermutlich, was sie mir letzten Endes sehr menschenunähnlich erscheinen lassen wollte.
    Ich dachte über die Zahl Dreizehn nach. Warum gerade dreizehn? Es war eine magische Zahl, die der Menschheit immer wieder in allen Kulturkreisen, die sie durchschritten, begegnet war. Und nun hier also dreizehn Tantaliden. Ich vermochte mir nicht klarzuwerden, ob es etwas zu bedeuten hatte oder nicht.
    Nun schaute ich mir die Einrichtungen genauer an. Die runden, schwebenden Scheiben, auf denen sie saßen, waren mir nur allzugut bekannt. Sie waren sehr verschieden in der Farbe –

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