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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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schaffen. Welch Wunderding war doch der Mensch. Seine Anpassungsfähigkeit, sein Überlebenswille!
    Nein, ich würde ihr Dogma dennoch nicht hinnehmen. Auch jetzt nicht und nie!
    Was soll ich noch sagen? Ich blieb dort unten, bis ich nichts mehr zu essen und zu trinken hatte. Ich blieb sogar noch länger dort, weil mir vor lauter Verzweiflung nichts anderes einfallen wollte und ich insgeheim auf ein Wunder hoffte. Ich hätte es besser wissen können – es gab keine Wunder. Ich blieb solange, bis auch meine Lampe dem Verlöschen nahe war. Die aber brauchte ich noch.
    Ich hatte auch alles ausprobiert, was mir in den Sinn kam und was mich die Erfahrung auf diesem Planeten nun schon gelehrt hatte. Es gab dort aber keine Tür, keine Löcher, keine Knöpfe. Es gab auch keinen Spalt oder eine Fuge, in denen man eine Brechstange hätte ansetzen können. Und von meinen bloßen Fäusten, von Schreien und Hämmern mit Steinen war ebenfalls nichts zu erwarten. Es blieb alles so, wie es mir beim ersten Anblick entgegengetreten war. Nur daß hin und wieder einer von jenen dort durch eine mir verdeckte Tür aus meinem Gesichtskreis schritt, dort vielleicht schlief, vielleicht auch aß oder einfach entspannte. Doch nie dauerte es länger als etwa drei Stunden, bis er zurückkehrte, und es entfernte sich auch nie mehr als nur einer von ihnen. Sie arbeiteten nach Alarmplan. Wir hätten es nicht anders gemacht.
    Als mir endlich klar wurde, daß mir nur die Wahl blieb, hier unten zu verhungern und zu verdursten oder aber zurückzukehren in meine Wohnung droben in der Stadt, da wäre ich bald doch noch einmal zusammengebrochen.
    „Ach, ihr!“ sagte ich laut gegen die gläserne Wand hin. „Ach, ihr dort! Was treibt ihr hier mit mir? Was treibt ihr mit euch selbst? Doch ich komme wieder – verlaßt euch darauf! Ich komme hundertmal wieder, und einmal werde ich euch alles an den Kopf schleudern können, was ihr jetzt nicht hören wollt oder könnt!“
    Und der Zorn war jetzt wieder groß in mir, und ich nahm ihn mit mir mit, hinaus in den Kristallraum, hinein in den Transportschacht, der sich urplötzlich stechend weiß erhellte, als ich den Wunsch dachte hinaufzukommen, hoch in den Gang zunächst, dann in den AMÖBEN-Saal, in den Quecksilbersaal und schließlich in mein Heim. Nahm ihn mit, und er verließ mich lange, lange Zeit nicht. Ich wollte auch nicht, daß er mich verließ. Er schien mir auf einmal der letzte Ansporn zu sein, überhaupt noch weiterzumachen. Und weitermachen wollte ich trotz allem. Dies wußte ich, während ich dort lag, auf dem Feld des Expreßliftes, sich der Beschleunigungsandruck erneut über mich gewalzt hatte und ich in sausender Fahrt dem Sonnenlicht entgegenstob.

VI
    Ich kehrte in der Folge tatsächlich noch etliche Male in die Tiefe zurück. Die Strapazen blieben stets die gleichen, und auch das Ergebnis änderte sich nicht. Die Tantaliden nahmen in gleichmütiger Ruhe ihren Wachdienst wahr und kümmerten sich nicht um mich. Ich stand wirklich vor einer unüberwindlichen Barriere.
    Es kam sogar noch schlimmer. Bei meinem vierten oder fünften Ausflug ließ sich plötzlich jene Tür im AMÖBEN-Saal nicht mehr öffnen. Selbst die Alarmschaltung versagte. Vielleicht waren sie meiner Besuche überdrüssig geworden und hatten mich ausgesperrt. In ohnmächtiger Wut schleuderte ich meine Brechstange gegen die Wand, daß sie polternd zurücksprang, hinein in die Zone der Spiegelbilder, und damit unauffindbar blieb – es sei denn, ich hätte den ganzen Boden kriechend nach ihr abgetastet. Dies nun lohnte sich kaum, aber meine Zornesreaktion war immerhin ein Zeichen dafür, wie weit es mit mir gekommen war.
    In den darauffolgenden Tagen untersuchte ich noch einige weitere Stollen, die vom Tonnengewölbe aus abzweigten, doch entweder fand ich sie nach wenigen hundert Metern verschüttet, oder sie mündeten an stillgelegten Transportschächten. Langsam begriff ich, welches Glück ich gehabt hatte, überhaupt hinunterzugelangen zu den Wesen, die dort ihre stille Wache ausübten. Lediglich über einen der Gänge gelangte ich in eine ziemlich weit oben gelegene, nur matt erhellte Halle. Sie war fast vollständig ausgefüllt von rätselhaften Apparaturen, Zylindern, Blöcken und Rohrschlangen. Keine Räder, keine Gestänge – nichts, was auf eine rollende oder gleitende Bewegung hingedeutet hätte. Es waren eben wirklich die gleichen technischen Grundprinzipien, denen wir bereits auf Tantalus begegnet waren. Und

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