Andy und Ryan
brauchte ihn so sehr wie nichts anderes. Er durfte ihn nicht töten, sonst würde er auch mich töten…
››Nein, bitte nicht.‹‹ Meine Worte wurden von leisen Schluchzern unterbrochen. Meine Sicht war verschleiert und doch war mein Blick fest auf die Person gerichtet, die ich über alles auf der Welt liebte. Er durfte einfach nicht sterben. Nicht er! ››Bitte nicht. Nicht er. Bitte.‹‹
Ich hörte ein leises kehliges Lachen.
Dann sauste die tödliche Waffe direkt in seine Brust… und zerbrach damit mein Herz in Millionen kleiner Teilchen, die nie wieder zusammengeflickt werden konnten.
Es war vorbei.
Mein Leben, meine Liebe, meine Luft zum atmen… alles war fort.
Er trug es mit sich fort.
Der Tod.
Das einzig Richtige
Mias Sicht:
Schock.
In meinem Kopf herrschte völlige Leere, als ich auf Ryans leblosen Körper starrte, der vor mir auf dem Boden lag.
Schock.
Leere.
Aus der Wunde in Ryans Brust strömte so unendlich viel Blut - Alles war rot. Der gesamte Teppich saugte sich mit der roten Flüssigkeit voll.
Ein Bild des Schreckens.
Ein leiser Schrei… Dann ein dumpfer Schlag.
Andy lag zusammengekauert auf dem Boden und ihr gesamter Körper wurde von Schluchzern durchzuckt. Mit einem von Tränen völlig überströmten Gesicht, kroch sie zu dem leblosen Körper herüber. Dabei wirkten ihre Augen leer und ebenso leblos wie Ryans Körper.
Ich spürte wie meine Knie unter mir nachgaben. Kraftlos sackte ich zusammen und landete auf dem Boden. Der Nodrés, der mich zuvor festgehalten hatte, ließ es einfach geschehen. Es schien ihm egal zu sein.
Während ich immer noch ausdruckslos auf den starren Körper am Boden starrte, krallte ich meine Finger in den hellen Teppich, welcher sich immer mehr mit Blut vollsaugte. Doch ich spürte es gar nicht - Kein Schmerz. Nichts! Mein ganzer Körper fühlte sich wie betäubt an.
Hinter mir ertönte ein leises Glucksen.
Wut.
Hass.
Trauer.
All diese Gefühle loderten in mir auf und beherrschten mein Denken.
Wieder ertönte dieses amüsierte Glucksen. Es bereitete mir eine Gänsehaut und meine kurzen Haare im Nacken stellten sich auf.
Plötzlich wusste ich genau was ich zu tun hatte.
Wie von selbst sprang ich vom Boden auf und drehte mich um. Blitzschnell, bevor er überhaupt richtig reagieren konnte, riss ich ihn zu Boden. Ich hörte wie er ein überraschtes Keuchen ausstieß. Das Engelsschwert fiel aus seiner Hand und landete scheppernd einige Meter neben seinem Körper.
Sofort - und ohne eine Sekunde darüber nachzudenken – rollte ich mich herum und umklammerte den Griff des Schwertes mit meinen zitternden Fingern.
››Hast du etwa vor mich damit umzubringen meine Liebe? Ich hätte dich wirklich für etwas schlauer gehalten, doch anscheinend habe ich mich da getäuscht.‹‹ Liams Stimme klang verächtlich, wie so oft wenn er mit mir sprach. Er fühlte sich mir überlegen, doch das war er nicht. Nicht mehr! Langsam drehte ich mich zu ihm herum, während er und seine Anhänger sich köstlich zu amüsieren schienen.
Als ich ihm wieder ins Gesicht blicken konnte, schenkte ich ihm ein breites Grinsen, was ihn zum Verstummen brachte. Dann schwenkte ich das schwere Schwert langsam vor meinem Körper herum. Das Lächeln wich nicht von meinen Lippen. Es war festgeschweißt.
››Nein, ich habe nicht vor dich umzubringen mein Lieber… Zumindest nicht heute.‹‹ Ich konnte genau sehen wie Liams rechte Augenbraue überrascht nach oben zuckte. Das Lächeln auf meinen Lippen breitete sich weiter aus. Ich wusste genau was ich nun tun musste. Es war das einzig Richtige, denn es war die einzige Möglichkeit ihn zu stoppen.
Mit einer fließenden Bewegung drehte ich das Schwert in meinen Händen herum. Die Spitze deutete nun direkt auf mein wild pochendes Herz.
Dann ging alles ganz schnell.
Liam stieß einen lauten Schrei aus und um mich herum brach das Chaos aus. Die wenigen Sekunden, die mir noch verblieben, erschienen mir wie eine Ewigkeit. Alles schien sich in Zeitlupe abzuspielen. Ich sah, wie die Anhänger von Liam schreiend auf mich zugerannt kamen und mir das Schwert entreißen wollten. Ich sah Andy, welche mich aus entsetzten Augen ansah, während sie Ryans Hand fest umklammert hielt.
Ich sah, wie Liam mich aus seinen wunderschönen tiefroten Augen voller Angst ansah.
Ein schwaches Lächeln huschte ein letztes Mal über meine Lippen, da ich tief im Inneren wusste, dass Liam nicht nur Angst um sein Leben hatte.
Wie in Trance
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