Ange Pitou, Band 1
einen Weidenzweig anklammert. Sprechen Sie, was?
Sie haben einen Gönner, wie mir scheint.
Den Herrn Doktor Gilbert.
Sie waren der Klassenkamerad seines Sohnes, da er, wie Sie, beim Abbé Fortier erzogen worden ist.
Ich glaube wohl, und ich habe es mehr als einmal verhindert, daß er geprügelt wurde.
Nun denn! warum wenden Sie sich nicht an seinen Vater? Er wird Sie nicht verlassen.
Ah! ich würde das sicherlich thun, wenn ich wüßte, was aus ihm geworden ist. Aber vielleicht weiß es Ihr Vater, Jungfer Billot, da der Doktor Gilbert sein Grundherr ist.
Ich weiß, daß er ihm einen Teil der Pachtgelder nach Amerika zu schicken hatte, und daß er das andere einem Notar in Paris übergeben mußte.
Ah! sagte Pitou seufzend, nach Amerika; das ist sehr fern.
Sie würden nach Amerika gehen? fragte das Mädchen, beinahe erschrocken über den Entschluß von Pitou.
Ich, Jungfer Katharine? Nie! nie! Wenn ich wüßte, wo und was ich essen sollte, so befände ich mich sehr wohl in Frankreich.
Sehr wohl, wiederholte Katharine.
Pitou schlug die Augen nieder. Das Mädchen schwieg. Dieses Stillschweigen dauerte einige Zeit. Pitou war in Träumereien versunken, die den Abbé Fortier, einen logischen Mann, sehr in Erstaunen gesetzt hätten.
Von einem dunkeln Punkte ausgegangen, hatten sich diese Träumereien aufgeklärt; dann wurden sie verworren, obgleichglänzend wie Blitze, deren Ursprung verborgen, deren Quelle verloren ist.
Cadet hatte sich indessen im Schritt in Marsch gesetzt, und Pitou ging neben Cadet, eine Hand auf einen der Körbe gestützt. Katharine aber, die ihrerseits träumte wie Pitou seinerseits, ließ die Zügel auf dem Halse ihres Renners hängen, ohne daß sie befürchtete, er konnte durchgehen. Ueberdies gab es kein Ungeheuer auf dem Wege, und Cadet war von einer Rasse, die keine Ähnlichkeit mit den Pferden von Hippolyt hatte.
Pitou blieb maschinenmäßig stehen, als das Pferd stehen blieb. Man war vor dem Pachthof angekommen.
Ah! Du bist es, Pitou, rief ein Mann von mächtiger Gestalt, der ziemlich stolz vor einer Lache aufgepflanzt war, wo er sein Pferd trinken ließ.
Ei! mein Gott! ja, Herr Billot, ich bin es.
Abermals begegnet diesem armen Pitou ein Unglück, sagte Katharine, während sie vom Pferde sprang, ohne sich darum zu bekümmern, ob ihr auffliegender Rock die Farbe ihrer Kniebänder zeigen würde. Seine Tante jagt ihn fort.
Und was hat er denn wieder der alten Betschwester gethan? fragte der Pächter.
Es scheint, ich bin nicht stark genug im Griechischen, antwortete Pitou.
Er prahlte, der Geck; im Lateinischen, hätte er sagen müssen.
Nicht stark genug im Griechischen? fragte der Mann mit den breiten Schultern, und warum willst du stark im Griechischen sein?
Um den Theokrit zu erklären und die Iliade zu lesen.
Und wozu würde es dir nützen, den Theokrit zu erklären und die Iliade zu lesen?
Das würde mir helfen Abbé zu werden.
Bah! versetzte Herr Billot; kann ich Griechisch? kann ich Lateinisch? kann ich Französisch? kann ich schreiben? kann ich lesen? Verhindert mich das, zu säen, zu ernten und einzufahren?
Ja, doch Sie, Herr Billot, Sie sind nicht Abbé, Sie sind Ackermann, agricola , wie Virgil sagt. O fortunatos nimium ...Nun, glaubst du denn, ein Ackermann komme einem Pfaffen nicht gleich, sprich doch, schlimmer Chorknabe, besonders wenn dieser Ackermann sechzig Morgen Land in der Sonne und eintausend Louisd'or im Schatten hat?
Man hat mir immer gesagt, Abbé zu sein, sei das beste, was es auf der Welt gebe; es ist wahr, fügte Pitou auf seine angenehmste Weise lächelnd bei, ich hörte nicht immer auf das, was man mir sagte.
Und das war nicht schlecht, sondern recht. Du siehst, daß ich Verse mache, wenn ich mich damit befasse. Mir scheint, es ist in dir der Stoff, um etwas Besseres zu werden als ein Abbé, und es ist für dich ein Glück, wenn du diesen Stand nicht ergreifst, besonders in diesem Augenblick. Siehst du, in meiner Eigenschaft als Pächter verstehe ich mich auf die Zeit, und die Zeit ist schlecht für die Abbes.
Bah! versetzte Pitou.
Ja, es wird Sturm geben, sprach der Pächter. Glaube also mir. Du bist ehrlich, du bist geschickt.
Pitou verbeugte sich sehr geehrt, denn zum ersten Male in seinem Leben hatte man ihn geschickt genannt.
Du kannst also ohne dieses deinen Lebensunterhalt verdienen, fuhr der Pächter fort.
Während sie die Hühner und die Tauben niedersetzte, horchte Katharine mit Interesse auf das Gespräch, das sich zwischen
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