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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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und es ist mir heute morgen in Villers-Cotterets zugestellt worden.
    Wer sagt Ihnen denn, es sei von ihm, mein Vater?
    Es war ja ein Brief in dem Päckchen.
    Entschuldigen Sie, mein Vater, versetzte lächelnd Katharine, ich glaubte, Sie könnten nicht lesen. Ich sage Ihnen das, Papa, weil Sie sich rühmen, daß Sie es nicht können!
    Ja wohl, ich rühme mich dessen! man soll sagen können: Der Vater Billot ist niemand etwas schuldig, nicht einmal einem Schulmeister. Der Vater Billot hat sein Glück durch sich selbst gemacht! Das soll man sagen können! Ich habe also den Brief nicht gelesen, sondern der Quartiermeister der Gendarmerie, den ich traf.
    Und was steht in diesem Brief, mein Vater? Nicht wahr, er ist immer noch mit uns zufrieden?
    Urteile selbst. Und der Pächter zog aus seiner ledernen Tasche einen Brief, den er seiner Tochter reichte.
    Katharine las:
    Mein lieber Herr Billot!
    Ich komme aus Amerika, wo ich ein Volk gefunden habe, das reicher, größer und glücklicher ist, als das unsere. Das rührt davon her, daß es frei ist, während wir es nicht sind. Doch wir gehen auch einer neuen Zeit zu, und jeder mußdaran arbeiten, den Tag zu beschleunigen, wo das Licht scheinen wird. Ich kenne Ihre Grundsätze, mein lieber Herr Billot; ich weiß, welchen Einfluß Sie auf die anderen Pächter, und besonders auf die ganze brave Bevölkerung von Arbeitern und Ackerleuten üben, denen Sie nicht als ein König, sondern als ein Vater befehlen. Pflanzen Sie ihnen die Grundsätze der Aufopferung und der Brüderschaft, die ich in Ihnen erkannt habe, ein. Die Philosophie ist allgemein, alle Menschen müssen ihre Rechte und ihre Pflichten beim Scheine ihrer Kerzen lesen. Ich sende Ihnen ein kleines Buch, in dem alle diese Pflichten und alle diese Rechte bezeichnet sind. Das Buch ist von mir, obgleich mein Name nicht auf dem Titel steht. Verbreiten Sie die Grundsätze desselben: es sind die der allgemeinen Gleichheit. Lassen Sie das Buch an den langen Winterabenden vorlesen. Das Lesen ist die Nahrung des Geistes, wie das Brot die Nahrung des Körpers ist.
    An einem dieser Tage werde ich Sie besuchen und Ihnen eine neue Art der Pachtung vorschlagen, die in Amerika sehr üblich ist. Sie besteht darin, daß die Ernte zwischen dem Pächter und dem Grundeigentümer geteilt wird, was mir mehr nach den Gesetzen der Urgesellschaft und besonders nach dem Herzen Gottes zu sein scheint.
    Gruß und Brüderschaft.
    Honoré Gilbert, Bürger von Philadelphia.
    Ho! ho! rief Pitou, das ist ein Brief, der mir gut abgefaßt zu sein scheint.
    Nicht wahr? sagte Billot.
    Ja, mein lieber Vater, sprach Katharine, doch ich bezweifle, ob der Gendarmerieleutnant Ihrer Ansicht ist.
    Und warum dies?
    Weil meines Dafürhaltens dieser Brief nicht nur den Doktor Gilbert, sondern auch Sie gefährden kann.
    Bah! sagte Billot, du hast immer Angst; nichtsdestoweniger ist hier die Broschüre, und dein Geschäft, Pitou, ist völlig gefunden. Am Abend wirst du lesen.Und am Tage?
    Am Tage wirst du die Schafe und die Kühe hüten. Hier ist indessen deine Broschüre, sagte der Pächter.
    Und er zog aus seinen Holftern eine von jenen kleinen Broschüren mit roter Decke, wie man sie in großer Anzahl in jener Zeit mit und ohne Erlaubnis der Behörden veröffentlichte.
    Nur wagte in letzterem Fall der Verfasser die Galeere.
    Lies mir den Titel hievon, Pitou, damit ich einstweilen vom Titel sprechen kann, bis ich vom Werte spreche. Du wirst mir das übrige später lesen.
    Pitou las auf der ersten Seite die Worte, die der Gebrauch seitdem sehr unbestimmt und sehr unbedeutend gemacht hat, die aber in jener Zeit einen tiefen Widerhall in allen Herzen fanden:
    Von der Unabhängigkeit des Menschen und von der Freiheit der Nation.
    Was sagst du dazu, Pitou? fragte der Pächter.
    Mir scheint, Herr Billot, die Unabhängigkeit und die Freiheit, das ist dasselbe; mein Gönner wäre von Herrn Fortier wegen dieses Pleonasmus aus der Schule gejagt worden.
    Pleonasmus oder nicht, dieses Buch ist das eines Mannes, erwiderte der Pächter.
    Gleichviel, mein Vater, sagte Katharine mit jenem wunderbaren Instinkt der Frauen, ich bitte Sie inständig, verbergen Sie es. Ich weiß, daß ich zittere, wenn ich es nur sehe.
    Und warum soll es mir schaden, wenn es seinem Verfasser nicht geschadet hat?
    Was wissen Sie davon, mein Vater; dieser Brief ist vor acht Tagen geschrieben worden, und das Päckchen konnte nicht acht Tage brauchen, um von Havre hierherzukommen. Ich habe heute morgen auch

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