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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Lieder getragen, sollte die Unterthanen und Freunde von jenen erschrecken, die, indem sie eine deutsche Königin nach Frankreich sandten, mit Recht darüber sich wunderten, daß man sie mit dem Namen Österreicherin schmähte.
    Dieser Name sollte in Paris, bei den wahnsinnigen Runden, an den Tagen der Metzelei, die letzten Schreie, den scheußlichen Todeskampf der Opfer begleiten.
    Marie Antoinette hieß fortan Madame Veto, bis zu dem Tage, wo sie die Witwe Capet heißen sollte.
    Das war schon das dritte Mal, daß sie ihren Namenwechselte. Nachdem man sie die Oesterreicherin genannt, hatte man sie Madame Deficit genannt.
    Nach den Kämpfen, bei denen die Königin ihre Freundinnen durch das nahe Bevorstehende ihrer eigenen Gefahr zu interessieren versucht hatte, hatte sie nun bemerkt, daß sechzigtausend Pässe im Stadthause verlangt worden waren.
    Sechzigtausend Notable waren von Paris und Frankreich abgereist, um im Ausland mit den Freundinnen und Verwandten der Königin zusammenzutreffen.
    Ein sehr schlagendes Beispiel, von dem auch die Königin geschlagen ward!
    Von diesem Augenblicke an sann sie auch auf nichts andres mehr, als auf eine geschickt abgekartete Flucht, auf eine Flucht, zur Not unterstützt durch die Gewalt; auf eine Flucht, an deren Ende die Rettung darin bestände, daß die in Frankreich gebliebenen Treuen den Bürgerkrieg machen, das heißt, die Revolutionäre bestrafen könnten.
    Der Plan war nicht schlecht. Er wäre sicherlich gelungen; aber hinter der Königin wachte auch der böse Geist.
    Seltsames Verhängnis! Diese Frau, die so große Zuneigungen einflößte, fand nirgends die Verschwiegenheit.
    Man wußte in Paris, daß sie fliehen wollte, ehe sie sich selbst davon überzeugt hatte.
    Von dem Augenblick an, wo man es wußte, bemerkte Marie Antoinette nicht, daß ihr Plan unausführbar war. Indessen kam ein durch seine royalistischen Sympathien bekanntes Regiment, das Regiment Flandern, in Eilmärschen gegen Paris.
    Dieses Regiment war von der Munizipalität in Versailles verlangt worden, die, abgemattet durch den außerordentlichen Nachtdienst, besonders durch die notwendige Aufmerksamkeit um das Schloß her, unablässig bedroht durch die Austeilung von Lebensmitteln und durch die sich rasch folgenden Aufstände, einer andern Macht bedurfte, als der Nationalgarde und der Milizen.
    Das Schloß hatte schon Mühe genug, sich selbst zu verteidigen.Dieses Regiment Flandern kam an, und damit es sogleich das Ansehen erlangte, mit dem man es zu bekleiden suchte, mußte ein besonderer Empfang die Aufmerksamkeit des Volks auf dasselbe lenken.
    Der Admiral d'Estaing versammelte die Offiziere der Nationalgarde, sowie alle Offiziere der in Versailles anwesenden Corps, zog ihm entgegen, und das Regiment hielt in Versailles einen feierlichen Einzug.
    Um diesen Punkt, der Zentralpunkt geworden ist, gruppierten sich in Menge junge Edelleute, die keiner bestimmten Waffe angehörten.
    Sie wählen unter sich eine Uniform, um sich zu erkennen, schließen sich an alle Offiziere außerhalb der Cadres, an alle Ritter vom heil. Ludwigsorden an, welche die Gefahr oder die Vorsicht nach Versailles führen; von da verbreiten sie sich in Paris, das sodann zu seinem tiefen Erstaunen diese neuen Feinde frisch, unverschämt und aufgeblasen von einem Geheimnis sieht, das ihnen bei Gelegenheit entschlüpfen soll.
    Von diesem Augenblick an konnte der König abreisen. Er wäre unterstützt, beschützt gewesen auf seiner Reise, und Paris, noch unwissend und schlecht vorbereitet, hätte ihn vielleicht abgehen lassen.
    Doch der böse Genius der Österreicherin wachte immer.
    Nach der Huldigung, die man dem Regimente Flandern dargebracht hatte, beschlossen die Gardes-du-corps, den Offizieren dieses Regiments ein Mittagsmahl zu geben.
    Dieses Mahl, dieses Fest wurde auf den 1. Oktober festgesetzt. Alles, was sich von Bedeutung in der Stadt fand, wurde eingeladen.
    Um was handelte es sich? Mit den Soldaten von Flandern zu fraternisieren? Warum hätten die Soldaten unter sich nicht fraternisieren sollen, da die Distrikte und die Provinzen fraternisierten?
    Der König war noch der Herr seiner Regimenter und befehligte sie allein. Er war alleiniger Eigentümer des Schlosses in Versailles. Er hatte allein das Recht, hier nach seinemGutdünken zu empfangen. Warum sollte er nicht brave Soldaten und würdige Edelleute empfangen?
    Dieses gemeinschaftlich eingenommene Mahl sollte die Zuneigung verkitten, die alle Korps eines französischen

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