Ange Pitou, Band 3
Heeres einander schulden, die bestimmt sind, zugleich die Freiheit und das Königtum zu verteidigen.
Wußte übrigens der König auch nur, was verabredet war?
Seit den erwähnten Ereignissen bekümmerte sich der König, der infolge seiner Konzessionen frei war, um nichts mehr; man hatte ihm die Bürde der Geschäfte abgenommen. Er wollte nicht mehr regieren, weil man für ihn regierte, aber er glaubte sich nicht den ganzen Tag langweilen zu müssen.
Während die Herren von der Nationalversammlung das Königsrecht beschnitten und verkürzten, jagte der König.
Und bis er wieder zurückkäme, wäre die Tafel abgedeckt.
Das war ihm so wenig lästig, und er belästigte so wenig, daß man in Versailles beschloß, die Königin um Einräumung des Palastes zu Abhaltung des Mahles zu bitten.
Die Königin sah keinen Grund, den Soldaten von Flandern die Gastfreundschaft zu verweigern. Sie bewilligte die Benützung des Schauspielsaales.
An einem Donnerstag, am 1. Oktober, wurde das Festmahl gegeben, das in der Geschichte des Königtums ein grausenhaftes Denkzeichen von dessen Unvorsichtigkeiten oder Verblendungen bleiben wird.
Der König war auf der Jagd.
Die Königin war einsam, für sich selbst abgesperrt, traurig, nachdenkend und entschlossen, nicht ein einziges Zusammenstoßen der Gläser, nicht einen Ausbruch der Stimmen zu hören.
Ihr Sohn war in ihren Armen; Andree bei ihr. Zwei Frauen arbeiteten in einer Ecke des Zimmers.
Nach und nach erschienen im Schlosse die glänzenden Offiziere mit wogenden Federbüschen und blitzenden Waffen. Die Pferde wieherten an den Gittern der Ställe, die Fanfaren ertönten, die zwei Musiken von Flandern und der Garden erfüllten die Luft mit Harmonie.Eine bleiche, neugierige, hinterhältisch unruhige Menge belauerte, kommentierte und kritisierte an den Gittern von Versailles das freudige Treiben und die Melodieen.
In einzelnen Wogen, gleich Windstößen bei einem Sturme, strömten mit dem lustigen Gemurmel die Dünste des köstlichen Mahles durch die offenen Thüren.
Es war sehr unklug, dieses ausgehungerte Volk den Geruch des Fleisches und des Weines, dieses mürrische Volk die Freude und die Hoffnung einatmen zu lassen.
Das Fest nahm übrigens seinen Fortgang, ohne irgend eine Störung; anfangs nüchtern und voll Ehrfurcht unter ihrer Uniform, plauderten die Offiziere leise und tranken mäßig. Während der ersten Viertelstunde war es die Aufführung des Programms, wie man es festgesetzt hatte.
Es erschien der zweite Gang.
Herr von Lusignan, Oberst des Regiments Flandern, stand auf und schlug einen Trinkspruch vor: auf die Gesundheit des Königs, der Königin, des Dauphin und der königlichen Familie.
Vier Ausrufungen, bis zu den Gewölben emporgestoßen, schlugen von da widerhallend an das Ohr der traurigen Zuschauer außen.
Ein Offizier stand auf. Vielleicht war es ein Mann von Geist und Mut, ein Mann von gesundem Verstand, der den Ausgang von alledem vorhersah, ein dieser königlichen Familie, der man soeben so geräuschvoll gehuldigt hatte, aufrichtig ergebener Mann. Dieser Mann begriff, daß man unter allen diesen Toasts einen vergaß, der sich auf eine ungeschlachte Weise selbst präsentieren würde.
Er schlug einen Trinkspruch vor auf das Wohl der Nation.
Da ging ein langes Gemurre einem langen Schrei voran.
Nein, nein, antworteten im Chor die Anwesenden.
Und der Trinkspruch auf die Nation wurde verworfen.
So hatte das Festmahl seine wahre Richtung, der Strom seinen wahren Fall genommen.
Man hat gesagt und sagt noch, derjenige, welcher diesenToast vorgeschlagen, sei der herausfordernde Agent der entgegengesetzten Kundgebung gewesen.
Wie dem auch sein mag, sein Wort brachte eine ärgerliche Wirkung hervor. Die Nation vergessen, das geht noch; aber sie beschimpfen, das war zu viel; sie rächte sich dafür.
Da von diesem Augenblick an das Eis gebrochen war, da auf das zurückhaltende Stillschweigen Geschrei und exaltierte Gespräche folgten, so wurde die Disziplin und Schamhaftigkeit zur Chimäre, man ließ die Dragoner, die Grenadiere, die Schweizer, alles, was sich an gemeinen Soldaten im Schlosse fand, eintreten.
Der Wein kreiste, er füllte zehnmal die Gläser, der Nachtisch erschien, er wurde geplündert. Die Trunkenheit war allgemein, die Soldaten vergaßen, daß sie mit ihren Offizieren tranken und anstießen. Das war ein wahrhaft brüderliches Fest.
Überall schreit man: Es lebe der König! es lebe die Königin! So viele Blumen, so viele Lichter, so
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