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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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viel Feuer, welche die vergoldeten Gewölbe regenbogenfarbig erscheinen ließen, so viel freudige, die Stirne erleuchtende Ideen, so viel rötliche Blitze sprangen und vermengten sich um das Haupt dieser Braven! Es bot sich ein Schauspiel, das sehr süß für die Königin, sehr beruhigend für den König zu sehen gewesen wäre.
    Dieser so unglückliche König, diese so traurige Königin, die einem solchen Feste nicht beiwohnten!
    Dienstfertige Diener machen sich los, laufen zu der Königin, erzählen ihr, übertreiben ihr, was sie gesehen haben.
    Da belebt sich das erloschene Äuge der Frau, sie steht auf. Es giebt also noch ein Königtum, eine Zuneigung in französischen Herzen. Es ist also noch Hoffnung vorhanden.
    Die Königin schaut mit einem finsteren, trostlosen Blick umher.
    Vor ihren Thüren fangen die Diener an zu kreisen. Man bittet, man beschwört die Königin, einen Besuch zu machen, nur zu erscheinen bei diesem Feste, wo zweitausend Begeisterte durch ihre Vivats den Kultus der Monarchie heiligten.
    Der König ist abwesend, ich kann nicht allein gehen, erwiderte sie traurig.
    Mit Monseigneur dem Dauphin, sagen einige Unvorsichtige, die in sie dringen.
    Madame, Madame, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr, bleiben Sie hier, ich beschwöre Sie, bleiben Sie.
    Sie drehte sich um, es war Herr von Charny.
    Wie, fragte sie, Sie sind nicht unten bei diesen Herren?
    Ich bin zurückgekommen, Madame, es herrscht unten eine Exaltation, deren Folgen mehr, als man glaubt, Eurer Majestät schaden können.
    Marie Antoinette hatte einen jener Tage des Schmollens, des Eigensinns, sie wollte an diesem Tage geflissentlich gerade das Gegenteil von dem thun, was Charny gefallen hätte.
    Sie schleuderte dem Grafen einen Blick der Verachtung zu und war im Begriff ihm ein unverbindliches Wort zu erwidern, als er sie durch eine ehrerbietige Gebärde zurückhielt und zu ihr sagte: Haben Sie die Gnade, Madame, und warten Sie wenigstens den Rat des Königs ab.
    Er glaubte Zeit zu gewinnen.
    Der König! der König! riefen mehrere Stimmen. Seine Majestät kommt von der Jagd zurück!
    Marie Antoinette steht auf und läuft dem König entgegen, der noch gestiefelt und ganz mit Staub bedeckt ist.
    Mein Herr, spricht sie zu ihm, es ist unten ein Schauspiel, würdig des Königs von Frankreich. Kommen Sie!
    Und sie nimmt seinen Arm und zieht ihn fort, ohne Charny anzuschauen, der seine Nägel wütend in seine Brust eindrückt.
    Ihren Sohn an der linken Hand führend, geht sie hinab; eine große Menge von Höflingen schreitet ihr voran und treibt sie vorwärts; sie kommt zu den Thüren des Opernsaales in dem Augenblick, wo, mit dem Rufe: Es lebe der König! es lebe die Königin! zum zwanzigsten Mal die Gläser geleert wurden.

Das Bankett der Garden.
    In dem Augenblick, wo die Königin mit dem König und ihrem Sohne auf dem Boden des Opernsaales erschien, erscholl, der Explosion einer Miene ähnlich, ein ungeheurer Zuruf vom Festgelage gegen die Logen.
    Die berauschten Soldaten, die faselnden Offiziere schwangen ihre Hüte und Degen und schrieen: Es lebe der König! es lebe die Königin! es lebe der Dauphin!
    Die Musik ließ: O Richard! o mein König! ertönen.
    Die Anspielung, welche diese Melodie enthielt, war so durchsichtig, sie begleitete so gut den Gedanken aller, sie übersetzte so getreu den Geist des Banketts, daß alle zu gleicher Zeit, als die Melodie anfing, die Worte anstimmten.
    In ihrem Enthusiasmus vergaß die Königin, daß sie sich mitten unter betrunkenen Menschen befand; der König fühlte sich betroffen und fand mit seinem gewöhnlichen gesunden Verstand sofort heraus, daß hier sein Platz nicht sei; aber schwach und geschmeichelt, eine Popularität und einen Eifer wiederzufinden, wie er es nicht mehr bei seinem Volke zu finden gewohnt war, überließ er sich allmählich der allgemeinen Berauschung.
    Charny, der während des ganzen Mahles nur Wasser getrunken hatte, stand, als er die Königin und den König erblickte, erbleichend auf. Er hatte gehofft, alles würde ohne ihre Gegenwart vorüber gehen, und dann lag wenig daran: man konnte alles in Abrede ziehen, alles Lügen strafen, während die Gegenwart des Königs und der Königin dem ganzen Vorgang einen geschichtlichen Boden verlieh.
    Aber sein Schrecken war noch viel größer, als er seinen Bruder Georges auf die Königin zugehen und, ermutigt durch ein Lächeln, ein Wort an sie richten sah.
    Er war zu weit entfernt, um zu hören; doch aus seinen Gebärden entnahm er,

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