Angel 01 - Die Engel
ihn doch mischen«, schlug Dave vor. » Halbe-halbe.«
Celia starrte ihn böse an und schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen: » Du kannst nicht gewinnen«, dann nickte sie. Jamie rannte Richtung Kühlschrank. Sie hörten, wie er mit den Flaschen hantierte. Celia mochte keine Dosen, weil sie aus Aluminium bestanden und Rückstände davon angeblich Altersdemenz verursachen konnten. In ihrer Küche gab es nur Eisenpfannen, es gab nur Zahnpasta aus Plastiktuben, und sie verwendete keine Alufolie für die Sandwiches. Celia glaubte an alternative Heilmethoden wie Homöopathie und Akupunktur, hatte etwas gegen rotes Fleisch, weißes Brot, Zucker und Schokolade und duldete keine Raucher im Haus. Aber auch sie hatte ihre Schwächen. Sie trank literweise Kaffee und war süchtig nach Late-Night-Shows.
Dave nippte an seinem Kaffee und sagte: » Wie wäre es, wenn wir heute Nachmittag ins Kino gehen?«
» Jamie sollte etwas frische Luft bekommen.«
» Okay, dann gehen wir zu Fuß zum Kino und atmen ganz gründlich ein, während wir laufen, damit der gute, alte Frisco-Smog besonders tief in unsere Lungen eindringt.«
» Sehr witzig. Lass uns erst in den Golden-Gate-Park gehen, damit er ein bisschen Auslauf kriegt, und dann zur Spätnachmittagsvorstellung.«
» Gute Idee.«
Als sie das Haus verließen, hörten sie das Heulen der Sirenen. Schon wieder ein Feuer, dachte Dave. Wann würde diese Serie von Brandstiftungen endlich abreißen? Klar, solche Sachen verliefen immer zyklisch, und irgendwann würde es auch wieder abflauen, aber diese Serie hielt nun schon seit über sechs Monaten an. Und nicht nur in San Francisco, sondern auch in anderen amerikanischen Städten. Vor einem Jahr war Brandstiftung in europäischen Städten ein echtes Problem gewesen: London, Paris, Rom. Sie hatten da drüben immer noch einige Brände, aber längst nicht so viele wie die amerikanischen Städte. Die ganze Szene schien den Atlantik überquert und in die USA übergewechselt zu haben.
Das Problem bei dieser Art von Verbrechen ist, dass es zu einer Mode wird, dachte Dave leidenschaftslos. Ein oder zwei große Brände, und schon leuchteten die Augen aller Feuerteufel im Land auf, und die Verkaufszahlen von Streichhölzern und Feuerzeugen stiegen. Wäre er ein Spieler gewesen oder hätte er ein paar Dollar übrig gehabt, hätte er an der Börse ein Vermögen machen können.
Jetzt waren die ganzen Nachahmungstäter aus ihren Löchern gekrochen und fackelten die Innenstädte von New York, San Francisco und anderen Städten ab. Einige von ihnen waren sicher alte Bekannte, die gerne mit Streichhölzern spielten, die Art von Leuten, die eher eine Therapie brauchten als eine Haftstrafe. Aber es waren gewiss auch andere darunter. Menschen, die tief in ihrem Inneren die gesamte menschliche Rasse hassten: die Soziopathen und Psychopathen. Rachsüchtige Menschen, die mit ihren Feinden alte Rechnungen begleichen wollten. Menschen, die Versicherungsprämien kassieren wollten, weil ihr Geschäft den Bach runterging. Menschen, die zur Ablenkung Feuer legten, während sie in einem anderen Teil der Stadt auf Raubzug gingen. Das Ganze erblühte wie eine hässliche, feuerrote Blume, bis die Feuerwehr schließlich Tag und Nacht im Einsatz war, Männer an Rauch und Flammen verlor und über ihre Grenzen ging, um mit all den Notrufen fertigzuwerden. Und die Polizei machte noch mehr Überstunden als sonst, bestellte Verdächtige ein, verhörte sie, schrieb Berichte und durfte sich zusätzlich noch die Scheiße von den Politikern anhören.
Der Film war eine Familienkomödie, die natürlich ein Happy End hatte, und als er aus dem Kino kam, fühlte sich Dave gut, mit einem warmen Glühen im Bauch. Er hatte Celia im Arm, und Jamie hielt seine Hand. Sie tänzelten fast über den Bürgersteig, und Celia lachte fröhlich, während Jamie zu seinen Eltern hochschaute; sein Gesicht strahlte vor Freude, weil er wusste, dass alles in Ordnung war.
Als sie wieder in ihrer Wohnung waren, versuchte Jamie, sein Glück noch weiter zu strapazieren und eine Stunde länger aufzubleiben, aber davon wollte Celia nichts hören.
» Bettzeit, junger Mann. Du hattest einen schönen, langen Tag. Ruinier ihn nicht. Dein Vater kommt gleich noch und liest dir etwas vor.«
Obwohl Jamie schon selbst lesen konnte, klammerte er sich immer noch an seinen Vater als Geschichtenerzähler, der (wie Dave offen zugab) gerne seine eigene Stimme hörte. Es machte ihm Spaß, die verschiedenen Stimmen
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