Angel City Love (German Edition)
zu riskieren, wenn du es auch bist«, meinte er.
»Ja«, sagte Maddy. »Ich auch.«
»Alles ist gut, solange wir zusammen sind«, flüsterte er, während er sich zu ihr beugte und seine Lippen in ihrem Haar versenkte.
Maddy legte ihm die Hand auf die Wange. »Das werden wir, zusammen sein.«
Einen weiteren Augenblick schwiegen sie, dann hörte Maddy, wie Sylvester im Zimmer unruhig umherschlurfte.
»Wir sollten langsam los«, meinte Jackson und zog sich zurück.
Die beiden erhoben sich, gingen wieder in die Wohnung und ließen den Balkon in der stillen Dämmerung zurück.
32
Kevin saß regungslos inmitten leerer Tische in seinem Diner. Er würde heute nicht öffnen. Die Stille war in dem für gewöhnlich so belebten Restaurant derart eindringlich, dass sie ihn zu erdrücken drohte.
Nachdem die Engel gegangen waren, war Kevin zwischen den verlassenen Tischen und Sitzecken hin und her gewandert. Er hatte daran gedacht, nach Hause zu gehen, doch er wusste nicht, ob er es im Haus ohne Maddy aushalten würde, ob er den Anblick des offenen, zerbrochenen Fensters ertragen würde, das sie in der Nacht verschluckt hatte. Daher hatte er beschlossen, im Restaurant zu bleiben, auch wenn das nicht viel besser war. Er hatte immer noch nicht geschlafen.
Als es endlich dämmerte, erhob er sich von seinem Sitz und schlurfte in die Küche. Es bestand kein Grund zur Eile. In der kalten Küche roch es nach altem Fett und Reinigungsmittel. Er nahm die Kaffeekanne, um sie auszuspülen, aber sie war bereits sauber. Er überprüfte erneut den Herd, um zu sehen, ob er auch wirklich aus war. Er war aus. Er holte den Besen aus der Ecke und fegte damit den Boden. Die Borsten auf dem Linoleum erzeugten das einzige Geräusch, das im Diner zu hören war. Nach einem kurzen Moment stellte Kevin den Besen zurück. Wieder war alles totenstill. Sein Blick glitt zum Tresen, auf dem er zu seiner Überraschung Maddys Notizblock entdeckte. Gestern Abend im Dunkeln war es ihm nicht aufgefallen. Er lag dort, wohin sie ihn nach ihrer letzten Schicht geworfen hatte. Wann war das überhaupt gewesen? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Es schien ihm eine Ewigkeit her zu sein. Als wäre es in einem anderen Leben gewesen.
Kevin nahm den Notizblock in die Hand und blätterte durch die Seiten. Er betrachtete das unleserliche Gekritzel, für das er sie stets kritisiert hatte. Er konnte das Geschriebene kaum entziffern. Bedeutete das, mit Zwiebeln? Oder ohne? Das kann man nicht lesen, hatte er sie stets gerügt. Ich kann doch kein Essen zubereiten, wenn ich deine Schrift nicht entziffern kann . Jetzt würde er sich damit abfinden, dachte er. Ihm wäre egal, in welcher Form sie die Bestellungen notierte, solange sie nur hier wäre. Er legte den Block zur Seite und lehnte sich gegen die Fritteuse, um gegen die ersten Tränen anzukämpfen, die er seit vielen Jahren spürte.
Das Stahlschloss an der Eingangstür klapperte, als jemand versuchte, sie zu öffnen. Kurz darauf klopfte es an die Scheibe.
»Wir haben geschlossen!«, rief Kevin von der Küche aus. Wieder wurde geklopft. Kevin blickte auf. Auf der anderen Seite der Tür konnte er eine Silhouette erkennen, die sich vor dem farblosen Leuchten des Morgens abzeichnete.
»Ich habe gesagt, wir haben geschlossen!«, brüllte er erneut, und dieses Mal schwang Verärgerung in seiner Stimme mit.
Wieder ertönte heftiges Geklopfe gegen die Scheibe.
Mit einem entnervten Seufzer ging Kevin aus der Küche und zur Eingangstür, die er entriegelte. Er warf einen Blick nach draußen.
Vor ihm stand eine schöne Frau, die er noch nie gesehen hatte. Sie schien mittleren Alters, war aber schlank und unglaublich gut aussehend. Irgendetwas an ihr war ihm sonderbar vertraut.
»Tut mir leid, wir haben geschlossen«, erklärte Kevin, nun viel sanfter. Von ihrer Schönheit war er fast überwältigt. Die Frau hatte einen dunklen Schal von Hermès um den Kopf geschlungen.
»Mr Montgomery?«, fragte sie.
»Wenn Sie Journalistin sind, dann habe ich Ihnen nichts zu sagen.«
»Ich bin nicht von der Presse. Ich muss mit Ihnen über Ihre Nichte reden – Maddy. Und meinen Sohn. Es ist wichtig.«
»Ihren Sohn?«, fragte Kevin.
Sie nickte. »Jackson.«
Kevin sah sie blinzelnd an. Das war also Kris Godspeed. Er hatte bislang nur von ihr gehört, vielleicht auch ein paar Fotos im Lauf der Jahre gesehen. Doch kennengelernt hatte er sie nie. Jetzt wusste er also, weshalb sie ihm so bekannt vorgekommen war: Die Ähnlichkeit
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