Angel City Love (German Edition)
funktionieren«, sagte er.
Jackson sah aus dem Fenster, während sie an den riesigen Werbetafeln mit diversen Engeln vorüberfuhren. Das größte Werbeplakat von allen zeigte ihn selbst. Es bedeckte die komplette Seite eines Gebäudes. Da war er, zwanzig Stockwerke hoch, mit dem neusten Paar Nike Wings an den Füßen.
»Fühlt sich jetzt komisch an, oder?«, erkundigte sich Maddy, die das Plakat ebenfalls anstarrte.
»Ja«, gab Jackson nachdenklich zu. »Das tut es.«
Nach einigen Minuten trafen sie bei der Union Station ein.
»Passt auf euch auf«, sagte Sylvester, als sie ausstiegen. »Und ruft an, wenn ihr mich braucht, aber denkt dran, keine Handys.« Er schrieb ihnen seine Nummer auf. Dann verabschiedeten sie sich rasch und betraten die Bahnhofshalle.
Im Bahnhof war es hektisch und laut. Maddy war schon einmal hier gewesen. Als sie ein kleines Mädchen war, hatte Kevin mit ihr Tagesausflüge nach San Diego gemacht. Der Bahnhof bestand aus einer einzigen riesigen Halle mit einer gewölbten Holzbalkendecke, Marmorboden und Bogenfenstern, die auf mehrere Innenhöfe hinausgingen. Das alles hatte sie immer an alte Filme erinnert. Direkt vor ihnen befand sich eine Werbefläche. Es war nervtötend. Da war ein Bild von Vivian, wie sie sich verführerisch durchs Haar fuhr, um eine glitzernde Diamantuhr von Cartier an ihrem Handgelenk zu präsentieren. Konnte Maddy diesem Engel je entkommen? Hinter dem Werbeplakat begann ein prunkvoller, gewölbter Gang, über dem stand: ZU DEN ZÜGEN .
Maddy betrachtete den belebten Bahnhof mit gemischten Gefühlen. Sie empfand gleichermaßen Furcht wie Aufregung. Die Angst, an einem solch öffentlichen Ort erkannt zu werden, hielt sich die Waage mit der Erleichtung, endlich aus Angel City rauszukommen. Mit Jackson an ihrer Seite. Maddy fragte sich, wie oft sie davon geträumt hatte, Angel City für immer in der Ferne verschwinden zu sehen. Etwas anderes hatte sie sich nie gewünscht, und doch war sie überrascht gewesen, dass sie nicht noch freudiger reagiert hatte, als Sylvester sich bereit erklärt hatte, sie zum Bahnhof zu fahren. Sosehr sie auch versuchte, es zu leugnen, irgendetwas nagte an ihr. Schon wieder. Sie redete sich selbst ein, dass es nur die Furcht davor war, am helllichten Tag unter Leute zu gehen und zu riskieren, erkannt zu werden. Doch ihr war klar, dass es in Wahrheit etwas anderes war. Da war eine zweite Stimme in ihrem Hinterkopf, wie damals in der Nacht von Jacksons Party, und die flüsterte ihr warnende Worte ein, die sie nicht so recht verstehen konnte.
»Komm.« Jackson ergriff ihre Hand. »Benimm dich ganz normal.«
Sie gingen auf die große elektronische Tafel mit den Abfahrtszeiten und auf die Fahrkartenschalter am anderen Ende der Halle zu. Ein paar Leute sahen sie angesichts ihrer verkleideten Erscheinung sonderbar an, doch keinen schien es genug zu kümmern, um etwas zu sagen oder einen zweiten Blick zu riskieren. Jackson überließ Maddy die Führung. Sie kannte den Bahnhof und außerdem war Jackson bislang ausschließlich in Privatjets gereist. Sie war sich nicht sicher, wie vertraut er mit dem Konzept des öffentlichen Personentransports war.
Als sie an den belebten Wartebereichen vorbeigingen, schnappte Maddy Bruchstücke von Unterhaltungen auf. Die meisten redeten anscheinend über sie und plauderten aufgeregt über den Skandal und die laufende Fahndung nach Jackson. Aufmerksam starrten sie auf die Flachbildfernseher, die überall in der Halle verteilt waren. Auf ANN wurde gerade von den neusten Entwicklungen in dem Fall berichtet. Maddy versuchte verstohlen hinzusehen, um einen Teil der Nachrichten mitzubekommen, aber als sie bemerkte, wie ein kleines Mädchen sie neugierig musterte, schaute sie schnell weg. Das Mädchen trug ein Team-Maddy-Shirt. Ihre Schwester hingegen hatte ein Team-Jacks-Oberteil an. Unwillkürlich starrte Maddy für einen Augenblick darauf. Es war einfach so unwirklich. Das Mädchen sah wieder zu Maddy und machte den Mund auf, um etwas zu sagen, wurde dann aber schnell von seinen Eltern weitergezerrt.
Erschrocken fuhr Maddy zusammen und musste an den Dämon denken, dem sie erst vor wenigen Stunden begegnet waren. Ihr kam es so vor, als würden alle Leute, an denen sie vorüberkamen, sie anstarren. Wem konnten sie noch vertrauen? Was, wenn das alles eine Falle war?
»Jackson«, sagte sie leise. »Was, wenn der Detective uns in eine Falle gelockt hat? War es nicht ein großer Zufall, dass er ausgerechnet dann
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