Angel City Love (German Edition)
aufzuhören. Doch es ging nicht. Sämtliche Kraft war aus ihm entwichen. Er beobachtete, wie das Leben aus Maddys Augen wich, und trotzdem lag sie immer noch da und sah ihn an. Irgendwie schien sie ihn weiterhin wahrzunehmen. So als wäre sie glücklich, endlich bei ihrem Engel zu sein und Frieden gefunden zu haben.
»Vergesst es«, hörte er einen der Sanitäter sagen. Sofort beendeten sie die Elektroschocks und ließen von ihr ab.
39
Piep. Piep. Erst schien das Geräusch noch fern, dann kam es näher und wurde deutlicher. Piep.
Jackson stöhnte schwach auf. Seine eigene Stimme klang ihm fremd in den Ohren. Er versuchte zu schlucken, doch seine Zunge fühlte sich taub und wie gelähmt an. Als er mühsam die Augen öffnete, erkannte er etwas Verschwommenes zu seiner Linken. Er lag auf der Seite. Dann fielen ihm seine Augen wieder zu. Es war zu anstrengend. Wieder ächzte er leise. Erneut begann er das Bewusstsein zu verlieren.
»Jackson? Kannst du mich hören?«, sagte eine Stimme. Piep. Piep . Jackson versuchte, die Augen noch einmal aufzuschlagen, diesmal mit mehr Erfolg. Er sah einen weißen Vorhang und graue, blinkende Apparate. Während er sich konzentrierte, nahm der verschwommene Umriss Gestalt an. Es war seine Mutter Kris. Sie wurde kurz deutlicher, dann wieder unscharf. Er spürte, wie sie seine Hand ergriff.
»Hallo, mein Liebling«, sagte sie.
Als hätte er einen Stromstoß abbekommen, fuhr Jackson hoch und streckte die Hand nach hinten, wie um das Messer, das Ethan soeben niederfahren ließ, aufzuhalten. Panisch kreisten seine Gedanken. Kris und drei Krankenschwestern mussten zusammenhelfen, um ihn zu beruhigen und ihn endlich dazu zu bringen, sich wieder auf die Seite zu legen. Jackson streckte noch einmal die Hand nach hinten und befühlte die Stelle, an der das Messer ihm den Flügel abgetrennt hatte. Statt eines Mals der Unsterblichkeit ertastete er lediglich verwundetes Fleisch und Verbandsmaterial. Zitternd lag er da, als die schrecklichen Erinnerungen auf ihn einströmten. Der Dämon. Dieser Junge, Ethan. Und Maddys glasige, leblose Augen.
»Maddy«, flüsterte Jackson.
»Ruh dich aus, Jackson.« Seine Mutter drückte seine Hand. »Die Ärzte haben sich Sorgen gemacht. Aber alles wird gut. Du wirst wieder gesund. Sie haben an deinem Flügel eine Notoperation durchgeführt.«
Jackson blickte auf seinen Körper. Er war über und über einbandagiert. Er musste sich zwingen, ruhig weiterzuatmen, während er versuchte, den alles andere ausradierenden Gedanken abzuwehren. Das Mädchen, das in seinen Armen gestorben war.
»Dieser Junge«, sagte Kris.
»Ich weiß«, krächzte Jackson.
»Er war ein wenig verwirrt. Offenbar ist sein Vater bei einem Unfall ums Leben gekommen, bei dem ein Schützling gerettet wurde. Er hat das Geld aus der Lebensversicherung seines Vaters dazu benutzt, durch die Welt zu reisen und Rache zu nehmen.«
»Der Dunkle Engel«, entgegnete Jackson.
Kris nickte.
»Anscheinend hat er gar nicht mal mit seiner Mutter zusammengewohnt. Sie ist in einer Anstalt, seit ihr Sohn zurückgekehrt ist. Nachdem sie gesehen hatte, was aus ihm geworden war.«
Jackson hörte, wie die Tür zum Flur aufging, dann vernahm er eine vertraute Stimme.
»Der Dämon hätte wissen müssen, dass schon etwas mehr dazugehört, um einen Godspeed zu mortalisieren.«
Steif drehte Jackson den Kopf herum.
Es war Mark.
Erneut versuchte Jackson sich aufzurichten, aber er verhedderte sich in den Kabeln der Überwachungsmonitore.
»Raus hier«, krächzte Jackson. »Ich weiß, was du getan hast. Alles . Raus.«
Sein Stiefvater regte sich nicht, obwohl ein nicht zu deutender Ausdruck in seinen Augen aufblitzte.
»Ich werde gehen. Aber lass mich dir erst eines erzählen.«
Er ging einen Schritt ins Zimmer hinein.
»Die NGE und der Rat haben ihre Anschuldigungen gegen dich fallen lassen. Ich habe persönlich den Einspruch vorgebracht, dass du im Hinblick auf die besonderen Umstände nichts falsch gemacht hast.«
»Nichts falsch gemacht?«, fragte Jackson ungläubig, und Zorn schwang in seiner geschwächten Stimme mit. »Sie ist tot.«
Kris legte Jackson beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Maddy ist meinetwegen tot«, sagte Jackson verzweifelt mit brüchiger Stimme.
Mark lächelte bloß. Einen Augenblick lang hasste Jackson ihn.
»Nur ein Engel kann einen anderen Engel töten, Jackson.«
Tränen traten in Kris’ Augen, während sie ihren Sohn ansah. Mark trat vor und zog die Vorhänge um
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