Angel City Love (German Edition)
durfte nicht gehen! Sie schüttelte ihn heftig, aber er schlenkerte nur leblos wie eine Puppe hin und her. Ganz in der Nähe war das unkontrollierte Schluchzen eines Mädchens zu hören. Maddy blickte in Jacksons makellose, himmlische Züge, die ihr inzwischen so vertraut waren. Er war noch immer wunderschön, auch wenn sein Gesicht auf einmal kalt und leer wirkte, sodass es an ein verlassenes Haus erinnerte. Maddy versuchte sich an das Gefühl seiner Ausstrahlung, seiner Präsenz festzuklammern, doch auch diese verblasste allmählich. Gleich würde sie unwiederbringlich verloren sein.
Maddy lauschte wieder auf das weinende Mädchen, ehe ihr mit einem erstickten Keuchen klar wurde, dass sie das selbst war.
Letzten Endes war sie also doch zu spät gekommen. Sie schloss die Augen und ließ sich von ihrem Schmerz überwältigen.
Da drang aus der Dunkelheit eine Stimme zu ihr.
»Maddy?«
Es war Jackson. Sie musste halluzinieren. Bestimmt hatte er ihre Seele mitgenommen, als er starb. Sie genoss den Klang seiner Stimme.
Wieder sprach er. » Du bist meinetwegen zurückgekommen?«
Maddy riss die Augen auf.
Ihr Blick wurde klarer.
Jackson stand jetzt wieder am Rand des Daches. Ethan lag vor ihm und hustete Blut, soeben hatte Jackson ihn zu Boden gestoßen. Maddy stand wieder ein paar Meter entfernt in ihrer früheren Position.
»J… ja«, stammelte sie. »Natürlich.«
Jackson kam auf sie zu. Maddy konzentrierte sich.
Es war eine Vorahnung gewesen . Sie hatte Jacksons Tod vorhergesehen.
Mit einem Mal hatte Maddy das Gefühl, alles überdeutlich wahrzunehmen. Sie spürte, wie ihr Körper und ihr Geist eins wurden. Mit vollkommener Klarheit konnte sie jedes einzelne Staubkorn auf dem Dach ausmachen. Ihr Gehör nahm jeden einzelnen Atemzug wahr, jedes Rascheln von Kleidung, jeden noch so leisen Windhauch.
Sie konnte Jackson noch retten.
Maddy lief los. Sie zwang ihre Füße vorwärts und rannte so schnell wie noch nie in ihrem Leben. Die Welt um sie herum verschwamm, während sie sich auf eine einzige Sache konzentrierte.
Jacksons Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an. Maddy raste zu Ethan, prallte mit voller Wucht gegen ihn, als er sich gerade mit dem Messer auf Jackson stürzen wollte, und fiel auf ihn drauf. Zusammen rollten sie auf den Rand des Daches zu.
Jetzt war Ethan über ihr und keuchte verblüfft. Maddy spürte, wie etwas seitlich an ihr zerrte, so als hätten sich ihre Klamotten an etwas verfangen. Sie senkte den Blick. Ihre und Ethans Hände hielten den Griff des Messers umklammert. Die Klinge steckte tief in ihrer Seite.
Sie sah Ethan an. Seine Augen waren blind vor Wut. Wenn sie es zuließ, dass er das Messer herauszog, würde er garantiert wieder auf Jackson losgehen. Dessen war sie sich sicher. Ihr blieb nur ein kurzer Augenblick, um eine Entscheidung zu treffen. Sie schloss ihre Hände fest um seine und presste das Messer so tief wie möglich in sich hinein. Sie stieß ein raues, gequältes Keuchen aus. Das Blut begann zu fließen.
Erst erschreckte der Schmerz sie, dann wurde er erträglich und schließlich überwältigte er sie vollends. Der Ohnmacht nahe, schlug sie die Augen zu. Da hörte sie ein metallisches Krachen. Anscheinend war die Tür aufgestoßen worden. Mit Mühe öffnete sie die Augen und sah, wie Detective Sylvester mit gezückter Waffe auf das Dach stürzte, gefolgt von einer ganzen Horde Polizisten. Unzählige Stimmen und das Donnern von Fußtritten ertönten auf dem Dach. Ethan rief etwas, während der Detective ihn zu Boden drückte und ihm Handschellen anlegte. Dann wurde alles um Maddy herum schwarz.
Sie wurde zurückversetzt in jene erste Nacht, als Jackson ins Diner gekommen war. Dann kamen ihr Bilder von der Nacht, als sie zusammen geflogen waren und die Stadt sich in seinen Augen gespiegelt hatte. Kurz darauf befand sie sich wieder in der Turnhalle und spürte, wie seine Lippen auf ihren lagen. Sie hatte das Gefühl, zu schweben, über dem Dach zu schweben. Hier oben war es ruhig. Friedlich.
Unter sich sah sie ihren Körper und die dunkle Pfütze, die sich immer mehr unter ihr ausbreitete. Überall waren jetzt Polizisten. Mit unbeteiligter Neugierde beobachtete Maddy, wie Ethan hochgezerrt und abgeführt wurde. Engel begannen auf dem Dach zu landen. Sie erkannte Mitch, ebenfalls in der schwarzen Kampfengelrüstung. In seiner Hand blitzte ein antikes Breitschwert. Auch einige der anderen Engel, die in diesem Moment landeten und ihre Schwerter wegsteckten, waren
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