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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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in dem Zwischenreich gelandet, in dem die freien Seelen nach rechts oder links sortiert werden.
    Was auch heißt, dass ich tot bin.
    Was wiederum heißt: Ich werde Frannie nie wiedersehen, sie nie mehr berühren und küssen können. Mit einem Mal fehlt mir die Luft zum Atmen. Albern, ich bin tot: Nach Atem zu ringen, kann ich mir sparen.
    Aber Frannie ist nicht tot. Damit tröste ich mich. Frannie ist in Sicherheit.
    Ich werde wieder ruhiger. Ohne mich kann Frannie nichts mehr geschehen. Sie wird zulassen, dass Gabriel sie markiert, und dann ist alles gut. Er wird sie schützen. Ich kann ihn nicht mehr stören. Ohne mich ist sie besser dran.
    Ich gebe mir einen Ruck und stoße die Schwingtür auf. Sie öffnet sich zu einem endlosen Raum mit niedriger Decke und summenden Neonröhren. Links an der Wand steht ein altersschwacher Holztisch mit zerlesenen Zeitschriften und einem Schild, auf das jemand mit dickem schwarzem Filzstift «Ziehen Sie eine Nummer und setzen Sie sich» geschrieben hat. Ich sehe mich um. Eine Reihe schwarzer Plastikstühle zieht sich in die Ferne. Auf den meisten sitzen Seelen, die auf ihr Urteil warten. Andere streifen ziellos umher. Etliche jammern darüber, dass sie tot sind. Allesamt sind sie grau oder beige schattiert, teils durchsetzt von schwarzen, zinnoberroten oder ockerfarbenen Fäden. Mit anderen Worten, der Durchschnitt, der vor dem Tod nicht markiert worden ist, weil er weder der einen noch der anderen Seite eindeutig zugeordnet werden konnte.
    Ich blicke an mir hinunter und bin ziemlich überrascht. Ich bin gar nicht pechschwarz wie erwartet, sondern leuchtend weiß mit wenigen saphirblauen und rosaroten Streifen. Ich und leuchtend weiß ? Sprachlos ziehe ich eine Nummer. Auf dem grünen kleinen Papierstück glänzt ein goldenes Blatt. Darauf steht in großen Buchstaben «EINS». Ich werfe einen Blick auf den erleuchteten Bildschirm über dem Tisch. Derzeit ist die Nummer «64.893.394.563.172.289.516» an der Reihe. Noch einmal sehe ich auf den Zettel. Es ist die Eins, Irrtum ausgeschlossen.
    «Nummer eins, bitte in Büro Nummer eins melden», ertönt in meinem Kopf eine monotone geschlechtslose Stimme. Auf dem Monitor ändert sich nichts. Während ich noch dastehe und mich frage, wie um alles in der Welt ich hier ein Büro Nummer eins finden soll, entsteht vor mir eine mit Schnitzereien verzierte Holztür. Sie trägt eine aufgemalte goldene «1». Zögernd drehe ich den Knauf und schiebe die Tür einen Spaltbreit auf.
    Dann nehme ich meinen Mut zusammen, öffne sie ganz und trete ein. Diesmal finde ich mich in einem großen, hell erleuchteten Raum wieder. In seiner Mitte stehen ein mächtiger Schreibtisch aus Mahagoni und dahinter ein Stuhl mit hoher Lehne. An einer Wand brennt in einem Kamin ein Feuer. Es riecht sehr angenehm nach Hickoryholz. Überhaupt handelt es sich um eine verdächtig einladende Atmosphäre, denn die anderen Wände sind mit Bücherregalen bedeckt, vor denen sich hübsche Ledersofas und Sessel gruppieren. Im Nähertreten erkenne ich unter den verstreuten Büchern auf dem Sofatisch auch Dantes Läuterungsberg . Ich lächele in mich hinein. Michael hat seine Hausaufgaben gemacht.
    Er selbst schwebt mit dem Rücken zu mir an einer Seite des Kamins. Obwohl hier nicht das kleinste Lüftchen geht, weht sein weißes Gewand wie in sanfter Brise.
    Aber Michael hat seit jeher einen Hang zum Theatralischen.
    Langsam wendet er sich um, betrachtet mich mit kühlem Lächeln und streicht sich seinen schwarzen Spitzbart glatt. Auch sein Haar und seine Haut sind dunkel und heben seine blassblauen Augen hervor. Der Kontrast wirkt ein wenig unheimlich – und einschüchternd. Aber genau das bezweckt er. Dieses Image pflegt er.
    «Sei willkommen, Lucifer. Wie es aussieht, hat der Allmächtige dich gleich an die Reihe genommen. Ich hätte dich ja warten lassen.» Er deutet auf den gemütlichen Ledersessel vor dem Schreibtisch. «Nimm Platz.»
    «Nein danke, ich stehe lieber.» Wie ich die Erzengel kenne, bin ich lieber vorsichtig. Erst recht bei diesem hier. Michael fällt seit Ewigkeiten Urteile und leidet mittlerweile ernsthaft an einem Gotteskomplex.
    Trotz ihres Namens untersteht die Vorhölle dem Himmel, genauer gesagt untersteht sie Michael . Für Himmel wie Hölle gilt das Gesetz, dass eine Seele ohne erwiesene Schuld als unschuldig zu betrachten ist. Man könnte annehmen, dass sich das zugunsten des Himmels auswirkt, aber Michael legt größten Wert auf

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