Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
großem inneren Frieden durchdrungen. Vielleicht bin ich ja gestorben, aber in dem Fall muss ich sagen, dass es gar nicht mal schlimm ist, wenn man durch die Hand des Teufels stirbt.
Zögernd öffne ich die Augen. Anscheinend bin ich doch nicht tot, denn ich sehe, wie Barghest über Beherit herfällt. Außerdem spüre noch immer diese Hitze. Allerdings kommt sie jetzt von hinten. Verwundert drehe ich mich um. Und da steht Luc, dessen ganzer Körper feuerrot leuchtet. Also ist es seine Hitze, die mich erfasst. Offenbar hat Luc einen Schutzschild um mich gewunden.
Auch Gabe lässt wieder einen Blitz aufzucken, so grell, dass ich blinzele. Beherit windet sich kreischend. Schwarzer Schleim fließt aus der Stichwunde in seiner Brust, und dicke ölige Rauchwolken steigen aus seinem Oberkörper auf. Dann ertönt ein solch krachender Donnerschlag, dass ich zurücktaumele. Als er verhallt, verblasst Gabes Licht. Da, wo Beherit war, zischelt eine schwarze Rauchfahne, die nach verbranntem Fleisch und Schwefel riecht. Die Hunde sind ebenfalls verschwunden.
Gabe kommt die Treppe heruntergestürmt. Das letzte Licht um ihn erlischt. Seine Miene ist panisch.
«Was ist?», frage ich noch, doch da ist er schon an mir vorbei. Beklommen drehe ich mich um. Und da sehe ich das Bild, das mich seit dem Aufwachen verfolgt: Luc liegt zusammengesackt auf dem Boden. Sein Gesicht ist schneeweiß, sein Körper blutüberströmt.
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Kapitel 22 Erlösung
Frannie
Im Krankenhaus ist das Licht zu grell, und mir ist kalt. Die Gerüche dort habe ich schon immer gehasst. Trotzdem kann ich nicht einfach verschwinden. Zwar hat man uns gesagt, dass Luc es nicht schaffen wird, aber ich würde ihn hier niemals alleinlassen.
Meine einzige Hilfe ist Gabe. Seine Arme umgeben mich wie ein tröstlicher Kokon. Selbst als meine Schulter genäht wurde, hat er meine Hand gehalten.
«Ich verstehe das nicht», murmele ich an seiner Brust. «Luc war doch menschlich. Weshalb hatte Beherit es denn noch auf ihn abgesehen? Es war doch gar nicht mehr der Luc, den er kannte.»
Mitfühlend sieht Gabe mich an. «Körperlich hast du ihn verändern können, Frannie, aber sein Leben war an die Hölle gebunden, und das schon seit siebentausend Jahren. Das lässt sich nicht so einfach durchtrennen. Luc selbst war es, der diese Bindung zum Schluss wieder hat aufleben lassen, um dich zu retten.»
Immer wieder muss ich daran denken, wie Luc dagestanden und geglüht hat, um seinen letzten Rest Macht meinetwillen zu nutzen. Bei der Erinnerung schmerzt mein Herz wie nie zuvor. Sich hätte er retten müssen, nicht mich.
Menschen durchqueren den Warteraum, als wäre es ein Tag wie jeder andere. Wie kann das sein? Wissen sie denn nicht, dass die Welt zu Ende ist? Oder dass sie jeden Augenblick über uns einstürzen wird?
Das Betäubungsmittel, das mir in die Schulter gespritzt wurde, lässt allmählich nach. Ich spüre die Nähte, den Verband und das Brennen der Wunde. Es tut weh, aber ich wünschte, es wäre noch schlimmer. Ich wünschte, Beherit hätte mich umgebracht. Denn dann könnten Luc und ich zusammen sein, meinetwegen auch in der Hölle. Stöhnend berge ich mein Gesicht in den Händen. «Das ist alles meine Schuld.» Gabe zieht mich fester an sich.
«Nein, Frannie, das ist es nicht.»
«Aber es ist unfair. Luc war gut, das weiß ich. Er gehört nicht in die Hölle.»
«Wer sagt denn, dass er dort ist? Offiziell markiert war er jedenfalls nicht.»
«Du hast gesagt, Beherit hätte ihn dorthin mitgenommen.»
«Das habe ich nicht.»
Hoffnungsvoll schaue ich zu Gabe hoch. «Meinst du, er ist im Himmel?»
Er streicht mir über die Haare. «Möglich ist es. Seine sterbliche Seele war schließlich rein.»
Luc
Alles ist still und weiß – und leer. In meinem Gehirn sieht es nicht viel anders aus. Ich spüre einen Körper. Vermutlich ist es meiner, aber anfassen und sehen kann ich ihn nicht. Außer der gleißenden Helligkeit um mich herum sehe ich gar nichts. Trotzdem bin ich ganz entspannt. Doch gerade als ich eindämmern will, werde ich auf schwindelerregende Weise durch Raum und Zeit gewirbelt.
König Lucifer.
Als mein Schwindel sich legt, öffne ich die Augen und rechne mit dem schwarzen Saal in Pandämonium. Stattdessen stehe ich am Ende eines langgestreckten weißen Korridors, der sich hinter mir in der Ferne verliert. Vor mir befindet sich eine Schwingtür mir einem gewellten Plastikschild, auf dem «Vorhölle» steht.
Aha. Also bin ich
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