Angélique - Am Hof des Königs
Begegnung rein diplomatische Gründe habe.
Doch eines Abends traf ein Sondergesandter des spanischen Königs in Lyon ein und verlangte Mazarin zu sprechen.
»Die Infantin gehört Euch«, flüsterte er ihm über die fröhlichen Klänge des Balls hinweg zu.
Mazarin hatte seinen Friedensvertrag. Das bestätigten ihm ein Pfand und ein Versprechen, das den spanischen König große Überwindung gekostet hatte.
Die Infantin würde den französischen König heiraten.
Diese beiden Geheimnisse – das des Königs und seiner geliebten Maria und das von Kardinal Mazarin, der mit größter Behutsamkeit in folgenschwere Verhandlungen eintrat – blieben lange verborgen.
Doch dann kamen sie mit einem Schlag gleichzeitig ans Licht, und zwar aus Anlass des Besuchs eines Spaniers – ein erstes Anzeichen für diesen so lange verheißenen Frieden -, der den französischen Truppen bei der letzten Schlacht in den Dünen unterlegen war und nach Paris gekommen war, um seiner Tante, Königin Anna von Österreich, die Aufwartung zu machen.
Es handelte sich um Don Juan José de Austria, einen natürlichen Sohn Philipps IV., den dieser mit einer Schauspielerin gezeugt hatte.
Königin Anna konnte dem Drang nicht widerstehen, ihren ausgesprochen schneidigen »Neffen« zu empfangen, der so wundervoll Spanisch sprach und in ihr die Hoffnung weckte, dass sie eines Tages auch ihren geliebten Bruder, König Philipp IV., würde wiedersehen können.
Don Juan war bei allen Festen dabei.
Aber eines Tages kam es zum Eklat. Eine Indiskretion aus seinem Gefolge offenbarte die Romanze zwischen dem König und Maria Mancini.
Unverzüglich begab sich der König zum Kardinal, seinem Paten und Beschützer seit frühester Kindheit. In dem Glauben, den Vorwand gefunden zu haben, der das gefürchtete Hindernis aus dem Weg räumen würde, erklärte er, dass er Mazarin nicht besser für all seine Dienste zu danken wisse, als ihn um die Hand seiner Nichte Maria Mancini zu bitten.
So ehrgeizig Mazarin auch darin war, seine Verwandten vorteilhaft zu verheiraten, bedeutete dieses Ansinnen für ihn doch die größte denkbare Katastrophe. Gerade hatte er Verhandlungen eröffnet, um endlich den unseligen spanisch-französischen Krieg zu beenden, der, von dem Verräter Condé immer wieder aufs Neue angefacht, Frankreich seit über zehn Jahren ruinierte.
Er geriet außer sich.
Wenn es einen Menschen gab, der die Bedeutung und die Segnungen des Friedens wertzuschätzen wusste, so war es Giulio Mazarini, auch wenn man es diesem italienischen Minister und Diplomaten, der dank Listigkeit und Intuition an die Spitze der französischen Regierungsgeschäfte gelangt war, nicht unbedingt zutraute.
Der aberwitzige Wunsch des Königs, plötzlich eine seiner Nichten heiraten zu wollen, brachte alle seine Pläne ins Wanken.
Mazarin, der sich bald auf den Weg machen musste, um einen weiteren Abgesandten des spanischen Königs zu treffen, versuchte mit allen Mitteln, den jungen König an seine Verantwortung zu erinnern. Dazu rief er ihm jenen Krieg ins Gedächtnis, den die gegnerischen Mächte einander über dreißig Jahre lang geliefert hatten, »bis ihnen weder Blut, Waffen, Ausrüstung, Proviant oder Geld mehr geblieben waren«, was sie schließlich dazu bewogen hatte, nach drei Jahrzehnten zusammenzukommen und über ein Friedensabkommen zu verhandeln. Den Westfälischen Frieden, an dem er, Giulio Mazarini, italienischer Minister und Diplomat, von Richelieu wegen seiner vielfältigen Begabungen als französischen Unterhändler nach Münster gesandt, wesentlichen Anteil gehabt hatte, wie er immer wieder betonte. Die Intervention Spaniens und des Prinzen von Condé, der seine militärische Erfahrung und die Armeen seiner Getreuen in den Dienst des Feindes stellte, hatten
die entsetzlichen Kämpfe und damit die finanziellen Belastungen durch eine im Feld stehende Armee um weitere zehn Jahre verlängert.
Doch nun waren sie so kurz vor dem Ziel.
Der Frieden war greifbar nah, enthalten in der Bereitschaft des spanischen Königs, Verhandlungen aufzunehmen. Und dieser Frieden würde bestätigt und besiegelt werden durch seine Tochter, die er dem französischen König Ludwig XIV. zur Frau geben würde. Denn die unzähligen Artikel dieses Bündnis- und Friedensvertrags, um die noch erbittert gerungen wurde, waren zugegebenermaßen höchst unbeständig und aufgebläht von den verschiedensten Vorwänden für zukünftige Kriege.
Und genau da kam die Heirat ins Spiel.
Als
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